Tages-Anzeiger vom 18.06.2003
Über den Stau zum FCZ-Training
Mit dem neuen Trainer Lucien Favre, aber noch einem Rumpfkader und vielen Nachwuchsspielern startete der FC Zürich gestern Dienstag in die Saison.
Die Arbeitsmoral lässt wieder einmal Hoffnung aufkommen und von besseren Zeiten träumen beim FC Zürich. Nicht nur pünktlich begann Trainer Lucien Favre gestern Dienstagmorgen mit seinem ersten Training beim FC Zürich. Einige Minuten zu früh war er gar, die Spieler aber trotzdem schon bereit - mindestens diejenigen, welche die Tücken des Zürcher (Agglomerations-)Verkehrs kennen. Die frisch von Xamax engagierten Augustin Simo und Remo Buess hingegen standen kurz vor zehn Uhr im hoffnungslos langen Stau vor dem Bareggtunnel statt auf dem Rasen der Allmend Brunau (der Letzigrund ist wegen des Grönemeyer-Konzerts von heute Mittwoch besetzt). Favre blieb gelassen. Simo und Buess erreichten die Sportanlage kurz nach 10.30 Uhr und drehten Runden um den Platz, als der Rest der Gruppe bereits kleine Spielchen mit dem Ball absolvierte.
Das FCZ-Kader ist allerdings noch weit davon entfernt, komplett zu sein. Vom bisherigen Stamm trainierten erst Pallas, Iodice, Tarone, Guerrero und der nach einer Meniskusoperation noch leicht handicapierte Bastida. Die rekonvaleszenten Yasar (Knöchel) und Nef (Leistenoperation an beiden Seiten) absolvierten ihr eigenes Programm, dürften aber bald in den normalen Trainingsbetrieb zurückkehren. Und in einigen Tagen erst werden die in- und ausländischen Nationalspieler sowie Artur Petrosjan (neu von YB) im Betrieb erwartet, Keita trifft gar erst am 8. Juli ein, acht Tage vor Meisterschaftsstart.
Berger und Beyaz im Test
Gegen 20 Spieler stellten sich Favre gestern trotzdem vor. Jan Berger (27, zuletzt St. Gallen), dem einst grosses Talent nachgesagt wurde, der sich aber trotzdem nirgends hat durchsetzen können, absolviert ebenso Probetrainings beim Stadtklub wie Selçuk Beyaz (24), ein ehemaliger FCZ-Junior, der in den vergangenen drei Jahren in der höchsten türkischen Liga für Diyarbakirspor verteidigte. Ausserdem bot der Trainer rund 10 Talente aus der U-21 und U-18 auf, die er in den nächsten Tagen beobachten will.
Vor allem von ihren Leistungen macht es Favre abhängig, ob er die Klubführung um eine weitere Einkaufstour auf dem Transfermarkt bitten wird. Noch etwas zu knapp sei das Kader mit den aktuellen 17 Spielern, findet Favre. Der FCZ sucht Alternativen für die möglichen Problempositionen auf der linken Seite und im Sturm. «Ich möchte mit den Jungen einen intensiven Test machen», sagt der Westschweizer, «dann können wir entscheiden, ob wir einige von ihnen in die erste Mannschaft integrieren können oder ob wir uns doch noch punktuell verstärken müssen.» (ukä.)