Verbal-Attacken aus dem Spitzenkampf GC – FCB, die man nicht am TV hörte
«Scheiss-Türke!»
VON THOMAS NIGGL
ZÜRICH – Der Fight zwischen GC und Basel tobte. Fusstritt Cabanas gegen Cantaluppi, dann der Schwedenkuss als Revanche, Rot für beide Übeltäter. Und mittendrin im Tohuwabohu eskalierte es an einem anderen Kriegsschauplatz.
«Du bist einfach ein richtiger Scheiss-Türke!» Mit diesen Worten beleidigte GC-Verteidiger Pascal Castillo (27) am Freitag kurz vor der Pause FCB-Torjäger Hakan Yakin (26).
«Stimmt», gibt der Zücher unumwunden zu, «das habe ich gesagt. Dazu stehe ich auch. Nur hat das Ganze eine Vorgeschichte. Im grenzenlosen Durcheinander hat mich Yakin mit voller Wucht vorsätzlich in die Wade getreten. Eine üble Tätlichkeit. Dann habe ich verbal reagiert. Was ich danach von Haki zu hören bekam, ist nicht spruchreif.»
So oder so: Weil in der Yakin-Familie persönliche Beleidigungen niemals akzeptiert werden, schaltete sich auch Basel-Captain Murat Yakin (29) sofort in die Diskussion ein.
Muri: «Ich habe gesehen, dass Haki und Castillo aufeinander losgingen. Ich fuhr dazwischen und erkundigte mich bei Haki, was denn los sei. Er erklärte mir, was Castillo gesagt hat. Wer meinen Bruder beleidigt, beleidigt auch mich.»
Murat Yakin verlangte von Castillo auf der Stelle eine Entschuldigung. Castillo winkte ab und machte sich aus dem Staub. Doch der Internationale wollte sich das nicht bieten lassen.
Muri: «Ich habe nach dem Schlusspfiff auf Castillo gewartet. Und ihn noch einmal zwingend dazu aufgefordert, sich subito zu entschuldigen. Er hat gemerkt, dass er aus dieser Geschichte nicht mehr heraus kommt. Castillo hat sich dann halbherzig bei mir entschuldigt. Aber das war für mich schon okay. »
Und dann sagte Murat noch: «Was auch immer Haki gesagt oder gemacht hat: Als Scheisstürken lassen wir uns nicht beschimpfen. Ich denke doch, dass Haki und ich schon einiges für den Schweizer Fussball geleistet haben.»
Und hätte sich Castillo nicht entschuldigt? Yakin: «Ich hätte im Kabinengang auf ihn gewartet und ihm eine runtergehauen. Ja, das hätte ich gemacht.»
Dass sich Castillo und die Yakin-Brothers nach dem Spiel wieder arrangiert haben, ist auch gut so. Denn wenn der bärenstarke GC-Verteidiger weiter solche hervorragenden Leistungen bringt, dürfte er auch bald bei Nati-Coach Köbi Kuhn zum ernsthaften Thema werden.
GASTKOMMENTAR
Castillo hat alle Sympathien verloren
VON KUBILAY TÜRKYILMAZ, EX-NATI-STAR
Ich mochte Pascal Castillo immer gut. Jetzt hat er auf einen Schlag all meine Sympathien verloren.
«Scheisstürke» – das musste ich in der Schweiz oft hören, von Gegenspielern und vom Publikum. Ich versuchte stets, die Antwort mit Toren zu geben.
Bis ich im Frühling 2001 die Nase voll hatte und vorübergehend aus der Nati zurücktrat, um ein Zeichen zu setzen: Warum sollte der «Scheisstürke» Kubi Tore für die Schweiz schiessen?
In Italien wurde ich übrigens nie auf diese Weise beleidigt. Trotzdem ist das Ganze kein Schweizer Problem, sondern nur eine Frage der Intelligenz.
Was Castillos primitive Äusserung ad absurdum führt, ist sein spanischer Name. Die Wurzeln seiner Familie liegen wohl ebenso wenig in der Schweiz wie jene der Yakins.
Das war doch wieder einmal typisch Castillo! Er wurde zu so einem primitiven Menschen!