Liga-Führung geht über die Bücher
Der Wirbel um die «Gästefan-Fichierung» nimmt immer sonderbarere Formen an. Auch innerhalb der Swiss Football League gibt es Unstimmigkeiten. Bereits heute wird über mögliche Anpassungen diskutiert.
Die hitzigen Diskussionen um die Registrationspflicht von Gästefans in der Super League halten an. Offenbar sind sich auch die Verantwortlichen der Swiss Football League (SFL) nicht einig, was die Handhabe der Regelung betrifft. Dies belegen die Geschehnisse im Rahmen der Partie Sion – Luzern vom vergangenen Sonntag.
Weil es an den Spielen des FC Luzern zuletzt durchwegs friedlich zu- und hergegangen war, sah Sicherheitschef Daniel Ritter auch am Sonntag in Sion keinen Anlass, sein bewährtes Sicherheitskonzept umzustellen. Um eine Vermischung der Anhänger aus Luzern und Sion zu vermeiden, entschied sich Ritter nach Rücksprache mit SFL-Ligadirektor Edmond Isoz, die Luzern-Fans im normalen Gästesektor zu platzieren – ohne ihren Ausweis hinterlegen zu müssen. Zuvor hatten die FCL-Fans damit gedroht, im Fall der Registrierung «ihren» Sektor zu boykottieren.
Gestern empörte sich SFL-Sicherheitschef Thomas Helbling, der am Sonntag noch in den Ferien weilte, in einem Interview, Ritter habe sich eigenmächtig über die Weisungen der SFL hinweggesetzt. Dem hält Ritter entgegen: «Herr Isoz hat mir grünes Licht erteilt.» Isoz seinerseits wollte gestern zum Fall keine Stellung beziehen.
Die Bilanz der fünf Tage vor Saisonstart eingeführten Registrationspflicht für Gästefans fällt ohnehin nicht eben positiv aus. Massive Fanproteste und die Gewissheit, dass die Massnahme in der aktuellen Form kaum durchsetzbar ist, bleiben zurück. Isoz räumt Fehler ein: «Einige unserer Ideen waren zu wenig ausgereift, und die Kommunikation war mangelhaft», gesteht er. Aber: «Im Nachhinein ist man halt immer klüger.»
Bereits für heute hat Isoz eine Telefonkonferenz angesetzt, in der ein erstes Fazit gezogen und über eventuelle Anpassungen diskutiert werden soll. Obwohl Isoz «keinen weiteren Schnellschuss» produzieren will, ist nicht ausgeschlossen, dass die SFL zumindest temporär von der Registrationspflicht abrückt. Künftig will Isoz aber dennoch «strengere Kontrollen als früher durchsetzen».
«Methode Thun» möglich
Bis der Entscheid gefällt ist, mahnt der Direktor, in den Stadien «gesunden Menschenverstand» walten zu lassen. Will heissen: Um Probleme zu vermeiden, dürften wohl auch Massnahmen wie jene des FC Thun toleriert werden. Die Thuner verwandelten beim Heimspiel gegen YB den offiziellen Gästesektor kurzfristig in einen neutralen Bereich.
Auch bei der Partie YB – Luzern vom Sonntag werden die Luzerner Anhänger nach heutigem Stand um eine Registrierung herumkommen und sich dennoch im Gästesektor einquartieren können. «Solange wir keine klareren Weisungen von der SFL bekommen, halten wir an unserer bisherigen Strategie fest», sagt Ritter. Auch in diesem Fall erhält er Unterstützung von Isoz. «Die Auflagen müssen klarer umschrieben werden», sagt Isoz. Die Kontrollen werden deshalb am Sonntag nicht über die üblichen Standards hinausgehen. «Wer Stadionverbot hat, kommt auch so nicht ins Stadion», sagt Ritter.
Die lockere Umsetzung kommt auch Stefan Niedermaier, CEO des Wankdorfstadions, entgegen. «Hauptsache, wir müssen unsere treuen Saisonkarteninhaber nicht noch ein zweites Mal an einen anderen Platz setzen», sagt Niedermaier in Anlehnung an die Geschehnisse beim Heimspiel gegen Basel vor einer Woche.
Quelle: BZ