Wir sind doch keine Verbrecher! baz 22.4.2006
FCB-FANS SAMMELN UNTERSCHRIFTEN GEGEN DAS GEPLANTE «HOOLIGAN-GESETZ»
Unterschriftensammlung hinter der Muttenzerkurve. FCB-Fans hoffen auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Foto Tino Briner
Michael Keller
Die Initianten des Referendums befürchten eine «Kriminalisierung vieler friedlicher Fussballfans».
«Wir versuchen, die notwendigen 50000 Unterschriften für ein Referendum zusammenzukriegen. Aber dann beginnt erst der schwierigste Teil unserer Arbeit: Wir müssen dem Volk klar machen, dass wir keine Hooligans sind.» Ruben Schönenberger, Sprecher des mittlerweile schweizweit abgestützten Referendumskomitees, ist sich bewusst, wie schwer es sein wird, gegen das Negativ-Image anzukämpfen. «Aber wird müssen etwas tun. Wir können nicht einfach zuschauen und abwarten.»
Ähnlich sieht es Lars, ein «Hardcore-Fan», der seinen Nachnamen nicht preisgeben will. «Wir müssen ein Zeichen setzen. Wir müssen demonstrieren, dass Tausende Menschen gegen das Gesetz sind.» Gerade hat er am Eingang zur Muttenzerkurve seine Unterschrift auf einen Referendumsbogen gesetzt. «Ich will mit meinen Steuergeldern keine Datenbank finanzieren, deren Zweck ich nicht einsehe.»
«Fehlende Kontrolle». Silvan, der neben ihm steht und nicht ohne Stolz sagt, seit seinem 13. Lebensjahr Stadionverbot zu haben, befürchtet, dass die Daten unkontrolliert weitergegeben werden. «Ich will nicht irgendwann von der Polizei mit Vornamen angesprochen werden!»
Die «Änderung des Bundesgesetzes über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit», wie das «Hooligan-Gesetz» offiziell heisst, soll eine landesweite elektronische Datenbank bringen, in der gewalttätige Fans registriert werden. Ausserdem soll mit Rayonverboten, Meldepflicht und vorsorglichem Polizeigewahrsam die Gewalt an Matches unterbunden werden.
Rennen gegen die Zeit. «Die meisten Leute unterschreiben unser Referendum», stellt David «Dave» Striebel fest, der Präsident des lokalen Komitees von Basel. «Wir müssen uns einfach Zeit nehmen und den Leuten erklären, um was es geht.» Vereinfacht und plakativ müssten ihre Argumente zwar sein, aber die Zeit sei ja auch knapp. Am 13. Juli läuft die Referendumsfrist ab.
Unterstützung erhalten die FCB-Fans von den Jugend- und Sozialarbeitern des Fanprojektes. «Wir unterstützen die Aktion ideell, wir selbst haben uns im Vernehmlassungsverfahren bereits kritisch geäussert», erklärt Thomas Gander vom Fanprojekt. Das Referendumskomitee profitiert auch von den Kontakten der Jugendarbeiter. «Das Referendum hat in unseren Augen nur dann eine realistische Chance, wenn sich auch die Politik einschaltet. Wir aktivieren deshalb unsere Beziehungen zu lokalen Politikern», so Gander weiter. Vor allem von den Grünen, der SP und den Gewerkschaften erhoffen sich die Gegner des Gesetzes Engagement, aber auch von «liberalen Bürgerlichen».
Derweil geht die Unterschriftensammlung weiter, Standaktionen auf Barfi und Marktplatz sind in Planung. Und beim nächsten Heimmatch sollen zehn Mal mehr Leute Unterschriften sammeln als beim Spiel gegen St.Gallen.
Guter Radiobericht: Regionaljournal 21.4.06
http://www.drs.ch/index.cfm?gbaction=r04Fulldisplay1&CategoryNodeID=AF76DE75-7022-4D6D-B9F12AC38BF78B54&objectID=A9C49EE0-623E-48E1-BD92208D1A33DEBE&prg=NEWS