Sammy hat geschrieben:Fussball ist Kommerz. Der Staat (besser die Politik) schützt den Kommerz und ist bereit die Staatsgewalt zu diesem Schutz einzusetzen (dafür gibt es auch andere Beispiele: der öffentliche Raum Zürich wird mit Bären verschandelt, da konsumfördernd - aber Alkhis werden weggewiesen, da konsumstörend.)...
Ist das gut oder ist das schlecht?...
Hey, Sammy, du bist ein Hexer! Schreib etwas öfter in dieses Forum, dann bringst du mich (und vielleicht noch andere) dazu, wieder täglich zwei, drei Stunden in diesem Forum zu hängen, wie dazumal vor ein, zwei Jahren, als hier drin noch pointiert und leidenschaftlich gestritten wurde auf hohem Niveau, als man politische Zusammenhänge noch benennen durfte, ohne dafür den Standard "Den Politikern aufs Maul" etc. einzufangen etc. etc. Also kurz: gutes Posting!
Einen Punkt möchte ich noch anfügen: Der Fussball hat in den letzten Jahren eine gesellschaftliche Bedeutung erreicht, wie ich sie vor zehn Jahren nicht für möglich gehalten hätte: 1994 an der WM in den USA war das noch irgendeine Sportverantstaltung unter vielen, und wenn man beispielsweise in Chicago oder Detroit durch die City lief, wurde man allerhöchstens in ein paar Schaufenstern daran erinnert, dass hier gerade WM ist.
1998 kam die WM nach Europa zurück, und damals in Frankreich alles schon ganz anders. Das Fussballfieber wurde öffentlich, zum gesellschftlichen Phänomen, WM-Bars und Wettspiele schossen wie Pilze aus dem Boden.... jedeR muss oder darf jetzt mitreden über Fussball und damit sind natürlich auch die finanziellen Interessen und Umsätze exponentiell gestiegen. Mit der WM nächstes Jahr vor unserer Haustür werden wir noch einmal einen Quantensprung an Präsenz erleben.
Zum Thema zurück: dass sich Hooliganismus und Randale heutzutage im Unfeld des Fussballs ansiedeln, ist die zwangsläufige Konsequenz des gesellschaftliches Bedeutungszuwachs, den der Fussball in den letzten zehn Jahren erlebt hat. Dass die Staatsmacht, die zu Recht das Gewaltmonopol für sich reklamiert, zurückschlägt ist ebenso folgerichtig.
Die Diskussionen erinnern mich stark an meine Jugend zur Zeit der 80er Bewegung. Was wurde da nicht immer wieder die Ausgrenzung jener Chaoten ("Hooligans") gefordert, denen es gar nicht um kulturelle Freiräume ("Fussball") ginge, sondern nur um die Randale ("Randale"). Und damals (wie heute) wurden immer wieder Aktivisten ("Fans") verhaftet, die nur ihre politische Meinung kund tun ("zum Fussballspiel gehen") wollten.
Die Fanszene ist meines Erachtens eine "Bewegung" mit zwangsläufig unscharfen Rändern. Diese Ränder festmachen kann weder der Verein und nicht einmal die Szene selber. Dazu ist sie selber viel zu fest in Bewegung. Denn es wird niemand mehr ernshaft behaupten wollen, beim Besuch der FCZ-Spiele gehe es exklusiv um das Verfolgen eines Fussballspiels und die Unterstützung einer Mannschaft.