Der FC St. Pauli hat in der Regionalliga eine exponierte Stellung. Nach
einer aktuellen UFA-Studie hat der Verein bundesweit 1,6 Millionen Fans
und 10 Millionen Sympathisanten. Überragende Werte für einen Verein, der
in der Drittklassigkeit vor sich hindümpelt. Und da beim schon chronisch
klammen FC St. Pauli Geld immer dringend gesucht ist, haben sich die
Verantwortlichen um Präsident Corny Littmann (Foto) neue spektakuläre
Aktionen ausgedacht, um die Sympathiewerte in bare Münze zu verwandeln.
Nachdem vor Jahresfrist mit Retter-T-Shirts, Benefizspielen oder "Saufen
für St. Pauli" bundesweit gesammelt wurde und der Hamburger Senat mit
einer Finanzspritze geholfen hatte, um die Lizenz zu sichern, geht der
Kiez-Klub nun wieder neue Wege bei der Geldbeschaffung.
Kurzerhand erklärte man sich selbst zum "Weltkulterbe" - und das muss
schließlich unterstützt werden. Deshalb werden nun "Rasenpaten" gesucht.
Die Idee ist einfach und genial. Interessenten können sich ein 24 x 36
Zentimeter großes Rasenstück am Millerntor aussuchen und eine
Patenschaft für die Dauer einer Saison übernehmen. Außerdem wird dem
Paten für diese Zeit der Titel "Offizieller Botschafter des Weltkulterbes
FC St. Pauli" übertragen. Er erhält ein Rasenpaten-Pack mit Urkunde,
Ausweis und einigen anderen "grasaffinen Geschenken". Außerdem kommt der
Rasenpate in den Genuss "exklusiver Events".
Kostenlos ist das aber selbstverständlich nicht. Stolze 35 Euro müssen
die Paten löhnen, und davon sollen immerhin 100.000 gefunden werden. Aber
der Pate kann wählen, wem sein Beitrag zukommen soll, denn Rasenstücke
gibt's für den Verein und die Mannschaft ebenso wie für die
Nachwuchsförderung und den Fanladen.
Damit es für den FC endlich auch wieder sportlich nach oben geht, wurde
jetzt sogar eine Revolution ausgerufen. "Viva St. Pauli - Kampf der
Drittklassigkeit" heißt das Motto für den Klassenkampf, dessen Parolen
der kubanischen Revolution entnommen sind. Dafür lässt sich die
Mannschaft auch schon mal mit Hund und Esel im Revolutionsoutfit vor einer
fast original kubanischen Kulisse fotografieren. Ganz ernst gemeint will
der Klub das Ganze aber dennoch nicht verstanden wissen. "Bei uns fließt
kein Blut, nur Astra und Bommerlunder. Wir machen keine Gefangenen, nur
Freunde", versprechen die Verantwortlichen.
Aber auch hier gilt: Der Erfolg der Aktion muss sich in Euro messen
lassen, denn natürlich gibt es auch gleich die Fan-Kollektion mit
Cuba-Mütze im Stile von Fidel Castro und Revolutions-Shirts zu kaufen.
So geschäftstüchtig, wie sich die Verantwortlichen des FC St. Pauli
präsentieren, sollte es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein,
wann die Kiez-Fußballer wieder Aufstiege feiern können. Aber eine Regel
gilt im Fußball noch immer - und damit natürlich auch in St. Pauli:
Erfolg kann man nicht kaufen - langfristig erfolgreiche Revolutionen
übrigens auch nicht.
http://www.fcstpauli.de/index_frameset.php