Beitragvon franzl » 27.10.04 @ 12:34
Die bösen, bösen Zürcher, kommen nicht alleine zu Schlage... Müssen sich Verstärkung sogar bei GC holen... tsstss... :-)
Hooligans rekrutieren ihr Personal
Am Sonntag empfängt der FCZ den FCB zum Klassiker. Abseits des Rasens suchen gewaltbereite Zürcher und Basler Fans noch Verstärkung für ihre Reihen.
Von Ueli Kägi
Zürich. - Am vergangenen Samstag standen Zürcher Hooligans in der Zuger Hertihalle. Nicht, weil sie sich für das Eishockeyspiel zwischen dem EV Zug und Lausanne interessiert hätten oder auf eine Schlägerei hofften. Ihre Mission war eine andere: Personalrekrutierung in eigener Sache. «Sie fragten uns, ob wir sie am Sonntag gegen die Basler unterstützen würden», erzählt ein Fan aus dem harten Kern des EVZ-Anhangs. Allerdings habe niemand Interesse gezeigt. Am Sonntag ist im Letzigrund Fussball-Spitzenkampf. Der FC Zürich empfängt Basel, und auf einem Nebenschauplatz irgendwo in Stadionnähe sollen zum Spass gegenseitig Köpfe eingeschlagen werden. Zürcher Hooligans und Verbündete gegen die Basler Erzrivalen mit ihren Freunden. Für die Szene eine Prestigeangelegenheit wie das Spiel auf dem Rasen.
Die Zürcher Hooligans machen vor ihrem Match des Jahres gemeinsame Sache: FCZler und GCler verbrüdern sich zur unheiligen Allianz. Unterstützt sollen sie am Sonntag von Karlsruhern werden. Verstärkungen aus dem deutschen Raum gehören seit Jahren zum Fahrplan der Hooligan-Taktiker, die im Alltag nicht selten in höheren Positionen sitzen. Die Basler wollen mit Mannheimern antreten. Die Bündnisse sind der Polizei in Zürich und Basel bekannt. Der Rekrutierungsversuch von Zug allerdings soll eine Neuheit sein.
1o Prozent der Fans gewaltbereit
Christoph Vögeli ist Hooligan-Spezialist der Stadtzürcher Polizei. Er sagt: «Dass sich die beiden Gruppen nach Verstärkungen umsehen, nehmen wir an. Das ist vor einem solchen Spiel normal.» Seine Abteilung sei vorbereitet auf den Sonntag, die Partie ist eingestuft als Match höchsten Risikos. Weil die Hooligans ihre Treffen via Internet kommunizieren und koordinieren, haben sich auch die Spezialisten der Polizei im Web breit gemacht. Oder wie Vögeli sagt: «Wir haben unsere Fühler ausgestreckt.» Auf die weiteren Massnahmen der Informationsbeschaffung will er nicht eingehen.
Drei- bis viertausend FCB-Fans werden erwartet, darunter dürften sich erfahrungsgemäss gegen 10 Prozent gewaltbereite (Polizeijargon C-Fans), bedingt gewaltbereite (B-Fans) oder so genannte E-Fans befinden, die Trittbrettfahrer. Die Zürcher werden versuchen, eine ähnlich grosse Gruppe zusammenzubringen. Stärke und Fahrplan der Polizei bleiben ein Geheimnis.
Allem Aufwand zum Trotz aber könne die Polizei nur den Schaden begrenzen, bemerkt Vögeli. Mehr liesse sich mit den beschränkten finanziellen Mitteln nicht erreichen - die Polizei wird auch am Sonntag in personeller Unterzahl spielen. Daneben verhindern fehlende juristische Grundlagen die erfolgreiche Eindämmung des Hooliganismus in der Schweiz. Die Möglichkeit für nationale Stadionverbote ist nicht gegeben. Daten gewaltbereiter Anhänger dürfen nicht an andere Kantone weitergegeben werden und müssen ohne weitere Zwischenfälle nach sechs Monaten aus Datenschutzgründen gelöscht werden. Das Zürcher Gesetz verbietet ausserdem - und im Gegensatz zu anderen Kantonen - Präventivverhaftungen im Vorfeld eines Risikospiels. Und Vögeli ärgert sich über die Klubs, die den Hooligans mit ihren laschen Konzepten in den Stadien sowie der Ablehnung der Kausalhaftung (TA von gestern) Spielraum verschafften. Das Verhalten des gewaltbereiten Publikums werde goutiert. Diese Fans hätten sich in den vergangenen Jahren ein Gewohnheitsrecht für ihre Aktionen schaffen können. Die Polizei kann im Stadion erst eingreifen, wenn ein Tatbestand erfüllt ist.
Deshalb hat Vögeli die Erstellung einer nationalen Hooligan-Datenbank mit weiteren flankierenden Massnahmen lanciert: Stadionverbote, Meldepflicht für gewaltbereite Fans während Spielen auf Polizeiposten, uneingeschränkte Kommunikation zwischen den Kantonen. Die Gesetzesvorschläge kommen im nächsten Frühjahr ins Parlament. Vögeli hofft auf eine Ratifizierung noch 2005. Anders sei das Hooligan-Problem kaum in den Griff zu bekommen.