Beitragvon realtiger » 18.11.02 @ 8:21
auch die nzz von heute fordert dass hotz reagiert
Trostlos
FC Zürich bleibt eine Wundertüte - 1:2 gegen Tabellenletzten
kla. Für sarkastische Beobachter hätte alles andere überrascht: Der FC Zürich hat am Samstag mit unübertrefflicher Stringenz einen Matchball zum Erreichen der Finalrunde vergeben. 1:2 gegen den FC Trostlos aus dem Aargau, der damit vor seinem Fall in die Niederungen des Schweizer Fussballs noch zu einem ersten und unerwarteten Erfolgserlebnis ausserhalb der eigenen Stadionmauern kam - schlimmer kann es für den FCZ kaum werden, auch wenn die Tabellensituation drei Runden vor Schluss noch nicht so prekär ist wie in anderen Jahren. Ein Sieg in Neuenburg am nächsten Samstag, und die Welt im Letzigrund wäre bereits wieder heiler. Aber bis dann müssen einige gut bezahlte Arbeitnehmer den Ernst der Lage endlich erkannt haben; dazu gehört auch Trainer Georges Bregy.
Auch wenn die Stimmung in den Letzigrund- Katakomben höchstens durch die tobende Fangruppe vor der massiv bewachten Durchgangstüre aufgeheizt wurde, so äusserte sich das Know-how im Umgang mit solchen Situationen vorerst in präsidialem Galgenhumor. Sven Hotz stand der Schrecken zwar ins Gesicht geschrieben, aber schliesslich holte er zu einem seiner bekannten sportpsychologischen Diskurse über seine Eindrücke nach individuellen Gesprächen Anfang Woche und dem Ergebnis auf dem Platz aus. In äusserlicher Gelassenheit stärkte er unmissverständlich seinem Trainer den Rücken, was in diesem Geschäft oft das Gegenteil bedeutet. Dann sinnierte er, weshalb immer sein Klub im Spätherbst dem Abgrund statt dem Gipfel entgegenmarschiere. Sven Hotz fand die Erklärung nicht.
Wenn allerdings die samstägliche Gleichförmigkeit in der zweiten Halbzeit vor Augen geführt wird, die gleichermassen mit Lethargie und Disziplinlosigkeiten auf und neben dem Platz einherging und sämtliche positiven Attribute vor der Pause vergessen liess, darf auch der Präsident nicht einfach mit Schönfärberei zur Tagesordnung schreiten. Natürlich kann Bregy die Tore nicht selber schiessen, sein Team hat durchaus auf dem regendurchtränkten Boden gekämpft, aber es ging mit den 14 hochkarätigen Torchancen eben auch fahrlässig und überheblich um - gegen einen Gegner, dessen Defensive in dieser Klasse schlichtweg nichts verloren hat. Weshalb treffen Keita, Gygax und Yasar nicht mehr? Warum ist ihr Selbstvertrauen ebenso wie jenes des Standardkeepers König massiv angeschlagen? Wieso tritt Keller, zuvor der fixe Wert in der Abwehr, plötzlich so nonchalant auf? Wie kann eine Mannschaft das durchaus vorhandene Potenzial gegen Basel mit spielerischen Glanzpunkten zum Ausdruck bringen, um sich darauf gegen Nonvaleurs wie Schaffhausen und Aarau lächerlich zu machen?
Auch Bregy weiss dazu keine Antworten und kritisiert dafür wieder einmal den Schiedsrichter. Notabene nach einer Heimniederlage gegen den Tabellenletzten. Als ob sich diese Gilde gesamthaft auf den FCZ eingeschossen hätte. Solche Äusserungen zeigen höchstens, dass ein Trainer am Ende seines Lateins ist - und damit auch seiner Arbeit. Herr Hotz, gehen Sie bitte bald wieder über Ihre Bücher. Die frustrierten und masslos enttäuschten Fans wie einige stagnierende Talente (NZZ 16./17. 11. 02) werden es Ihnen früher oder später verdanken. Die massiven «Bregy raus»-Rufe, nicht «Präsi raus», müssen doch auch Ihnen in die Glieder gefahren sein.