Ponte und die Mafia

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Philippescu
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Ponte und die Mafia

Beitragvon Philippescu » 16.11.02 @ 14:14

Staatsanwaltschaft nimmt Pontes Klub unter die Lupe
Die italienische Justiz ermittelt gegen Antonio Ponte, Bruder von Fussballtrainer Raimondo Ponte. Zu Unrecht, wie die beiden beteuern.

Die Trennung kam überraschend: Raimondo Ponte hatte noch einen Zweijahresvertrag als Manager des FC Luzern in der Tasche, als er im Juli als Trainer nach Italien abberufen wurde. Und wenige Tage später wurde auch das Geheimnis gelüftet, welchen Verein der langjährige Trainer des FC Zürich betreuen würde: Carrarese Calcio, jenen Klub der Serie C2, bei dem sein Bruder Antonio kurz zuvor eine Mehrheitsbeteiligung übernommen hatte.

Der Einstieg der Gebrüder Ponte war vom Glück begleitet: Noch bevor in diesem Herbst zum ersten Mal gespielt wurde, konnte Carrarese dank dem Bankrott höherklassiger Vereine (Fiorentina bzw. Lecco) wieder in die Serie C1 aufsteigen, aus welcher er eben erst abgestiegen war. Doch nicht alle glauben an eine glückliche Fügung: Jedenfalls interessiert sich inzwischen auch die italienische Justiz für die Umstände des Wiederaufstiegs von Carrarese. In Lecco ermittelt Staatsanwältin Annamaria Delitala, nachdem Gläubiger des bankrotten lokalen Fussballklubs Anzeige erstattet haben.

Als Strohmänner bezeichnet
Über den Fall berichtete diese Woche auch die Turiner Tageszeitung «Tuttosport». Demnach kam es diesen Sommer zu einer Absprache zwischen zwei Vereinspräsidenten aus der Serie A, deren Imperien in Schieflage geraten waren, und dem italienischen Fussballverband. Es wurde beschlossen, die wenig verschuldete Carrarese zu retten und einem neuen Investor anzuvertrauen. Gleichzeitig musste laut «Tuttosport» ein anderer Verein eines der beiden Präsidenten, das bankrotte Lecco, aus der Serie C1 verschwinden. Diesen Job der «Vereinsverschrottung», wie der Vorgang in Italien inzwischen genannt wird, übernahm laut «Tuttosport» ein alter Bekannter: Pietro Belardelli, der vermeintliche Financier, der sich in der Schweiz beim FC Lugano, beim FC Aarau und beim FC Luzern ohne Erfolg als Investor angedient hatte. Belardelli soll den Verein in «gewohnter Manier» ruiniert und damit einem anderen Verein Platz in der Serie C1 gemacht haben - Carrarese Calcio.

Sowohl Antonio als auch Raimondo Ponte dementieren die Vorwürfe vehement. Weder seien sie Strohmänner irgendwelcher dubioser Hinterleute, noch habe es eine Absprache gegeben, wie sie von Leccos geprellten Gläubigern beschrieben werde. «Diese Leute haben viel verloren und versuchen nun verzweifelt, zu Geld zu kommen», sagt Antonio Ponte. Offenbar hofften sie, bei ihnen etwas holen zu können. Dass an der Theorie der Gläubiger etwas nicht stimmen könne, zeige allein die Tatsache, dass es die Pleite des Traditionsvereins Fiorentina gewesen sei, der Carrarese den Aufstieg ermöglichte, und nicht jene von Lecco. Der Anwalt der Lecco-Gläubiger dagegen hält an seiner Absprachetheorie fest: Antonio Ponte und Belardelli hätten als Strohmänner gehandelt, behauptet er.

Ihre angebliche Nähe zu «Financier» Pietro Belardelli stösst den Pontes gleich nochmals sauer auf: «Ich kenne den Mann nicht», sagt Raimondo Ponte. Auch als Be-lardelli seinerzeit beim FC Luzern einsteigen wollte, habe er diesen nie getroffen. Das sei alles über den damaligen Präsidenten des Zentralschweizer Vereins, Albert Koller, gelaufen. «Belardelli hatte einen derart schlechten Ruf», sagt der Fussballtrainer, «mit dem wollte ich gar nichts zu tun haben.»

Vermögen aus Siena
Inzwischen interessiert sich Staatsanwältin Delitala aber auch für die Besitzverhältnisse bei Carrarese Calcio. Laut Handelsregister gehört der Verein zu über 70 Prozent Antonio Ponte. Bekommen hat er diese Mehrheit für eine Hand voll Euro und die Übernahme der Schulden von rund einer halben Million Franken. Sein Geld stamme, so Ponte, aus dem Verkauf seiner Anteile des Fussballklubs von Siena.

www.tagi.ch


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