Wiedereinmal ein wenig Fussball darin... Aber nichts neues.
Pleitegeier kreist über Super League
Der Fussball in Genf steht vor dem bankrott die meisten Vereine kämpfen ums finanzielle Überleben
VON ROGER MÜLLER
Genf/Zürich - Die Servette de Genève Football SA, die Betreibergesellschaft des Westschweizer Renommierklubs Servette FC, hatte per Ende Dezember Betreibungen in Höhe von knapp 1,2 Millionen Franken im Haus. Diese wurden zwar angefochten, konnten aber noch nicht zurückgewiesen werden. Eine im Dezember eingereichte Konkursandrohung eines Firmengläubigers konnte erst am vergangenen Donnerstag «mit einem Tele fonat» beigelegt werden, wie Vizepräsident Alain Rolland auf Anfrage sagte.
Servette-Präsident Christian Lüscher steht unter Zeitdruck: «Ça passe ou ça casse», machte er letzte Woche in einem Interview mit der Tageszeitung «Tribune de Genève» klar. «Wenn wir bis Ende Februar keine Lösung finden, muss der Klub den Spielbetrieb einstellen.» Davor graut dem Fussballverband Swiss Football League entschieden mehr als vor einem Desaster beim überschuldeten FC Wil am anderen Ende der Schweiz.
Servette hat gerade erst ein 117 Millionen Franken teures neues Stadion bezogen. Vor allem ist Servette wirtschaftlich ein enorm wichtiger Faktor für die Vermarktung des Schweizer Fussballs im Konkurrenzkampf zum Eishockey, erst recht seit dem Zusammenbruch von Lausanne Sports im letzten Jahr. «Es wäre absolut bitter, wenn Servette aufgeben müsste», meint Super-League-Präsident Peter Stadelmann.
Der Verband hat von Servette wie Wil bis Ende vergangener Woche eine schriftliche Stellungnahme über die Finanzmisere verlangt. Wil hat geliefert, die Antworten liegen nun beim zuständigen Lizenzmanager der Swiss Football League. Servette hat den Verband telefonisch informiert, die Frist reiche nicht.
Die Frage ist, was Stadt und Kanton Genf zu tun gedenken
Mit dem Stadion hat Servette aber auch einen Trumpf in der Hand, den der FC Wil nicht hat. Dies zeigt der Fall der Young Boys in Bern: Nach 2,9 Millionen Franken Verlust in der letzten Saison (siehe Tabelle) sind im Rahmen der nötigen Bilanzsanierung bei der für den Profisport zuständigen Gesellschaft nur 250 000 Franken frisches Kapital zusammengekommen, wie VR-Präsident Peter Mast sagt. Den Restbetrag auf die anvisierten 3,3 Millionen zahlt die Stade de Suisse Nationalstadion Wankdorf AG ein, die designierte Betreiberin des noch nicht vollendeten Stadions in Bern.
In Genf wurde der Stadionbau massgeblich von Stadt und Kanton Genf sowie von der Credit-Suisse finanziert. In den Westschweizer Zeitungen wird die Frage gestellt, was Stadt und Kanton zur Rettung von Servette zu tun gedenken. Laut Servette-Vize Rolland ist der Klub zudem bei der Credit-Suisse vorstellig geworden. Die Bank hat abgewinkt.
Servette ist akut krank. An dem Problem, der Abhängigkeit von grossen Einzelsponsoren, kränkeln fast alle Schweizer Klubs. Beim grossen Grasshopper-Club ist Vereinspräsident Thomas Gulich und die eingesetzte Task-Force nach wie vor nicht fündig geworden auf der Suche nach Ersatz für die im Sommer abspringenden Mäzene Rainer E. Gut und Fritz Gerber. «Wir haben im Oktober, November wegen den sportlichen Misserfolgen Zeit verloren. Wir führen Gespräche», sagt Gulich. GC werde im März ein Budget in der Grössenordnung von 15 Millionen zur Lizenzierung einreichen.
Der Stadtrivale FC Zürich hat zur Sponsorensuche erst vor kurzem einen Ausschuss gebildet. «Wir wollen den Profisport beim FCZ finanziell breiter abstützen», betont Guido Honegger, Chef des Hauptsponsors green.ch und Mitglied des Ausschusses. In erster Linie will Honegger Unternehmen als Gönner ansprechen (VIP Business Club). Damit wird ganz klar die Zeit nach Sven Hotz vorbereitet. Der Grossmäzen feiert in etwa eineinhalb Jahren sein 20jähriges Jubiläum als Vereinspräsident. In der Übergangszeit bis zur Neueröffnung des Stadions in Zürich 2006 oder 2007 will der FCZ mit Gönnerhilfe ein Budget von über 10 Millionen finanzieren können.
YB konnte viele Fans, aber kaum das regionale Gewerbe anlocken
Die Suche nach Firmengönnern ist in der Schweiz schwierig: YB konnte trotz grossem Einzugsgebiet für die laufende Rekapitalisierung viele Fans, aber kaum regionales Gewerbe als Aktionäre anlocken. Beim FC Thun wird die Betriebsgesellschaft nach Skandalen um dubiose Geldgeber liquidiert. Neuenburg Xamax hat ein Bilanzsanierung im Sommer hinter sich, die Stabilität wird sich weisen müssen. Der FC Wil musste mit ukrainischen Investoren zusammenspannen. Der FC St. Gallen musste wegen der harzigen Suche die Gründung der Aktiengesellschaft mehrmals verschieben, obwohl die Unterstützung für den Verein in der Region traditionell gross ist. Der FC St. Gallen rechnet immerhin damit, dass ein Betrag signifikant über 4 Millionen bis Mitte März zusammenkommt.
Kommt hinzu, dass in Zürich die Grasshoppers und der FCZ auf der Suche nach Firmengönnern zum Teil im gleichen Teich fischen. Fusionieren wollen sie trotzdem nicht. Von Kooperation ist hingegen die Rede: «Wenn wir im gleichen Stadion spielen macht es Sinn über ein Zusammenlegen in der Administration zu diskutieren», sagt GC-Präsident Gulich. «Zum Beispiel beim Catering, beim Ticketverkauf, bei der Bandenvermarktung oder der Lohnadministration.» GC will das Gespräch über diese Punkte mit dem FCZ bereits im Hinblick auf den kommenden Sommer führen. Beim FCZ tönt es ähnlich. Falls die Baubewilligung für das neue Stadion im Frühling erteilt wird, spielen beide Klubs bis der Neubau steht im Stadion Letzigrund.
http://www.sonntagszeitung.ch/dyn/news/ ... 46954.html
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Zürich: Hotz’ Forderung
«Der Kampf gegen den Abstieg wird für uns ganz schwierig», sagt Lucien Favre. Der Druck auf den Trainer ist in der Winterpause nicht kleiner geworden, denn die Vereinsführung hat alles getan, um seine Situation zu verbessern. Für Axel Thoma, mit dem sich Favre nicht verstand, ist mit Fredy Bickel ein neuer Sportchef verpflichtet worden, Harald Gämperle ersetzt Walter Grüter als Assistenztrainer. Von Betis Sevilla kam als Abwehrchefder 52fache rumänische Nationalspieler Iulian Filipescu, Franco Di Jorio (zuletzt Sion) für die linke Seite und Marc Schneider (Thun) in der Verteidigung sind mehr als Ergänzungen. Favre muss gewinnen - und zwar schnell. Präsident Hotz fordert unmissverständlich: «Weg vom Tabellenende und ein Erfolg gegen GC im Cup-Halbfinal!» PMB./PB./WIE
http://www.sonntagszeitung.ch/dyn/news/ ... 46995.html