YB betreibt Fischer/Bickel
FUSSBALL Einmal mehr sorgen die Young Boys im hierzulande weitgehend fussballlosen Monat Dezember für Schlagzeilen abseits des Rasens. Zum einen überraschte die Rückkehr Peter Jauchs, des Verwaltungsratsdelegierten und Geschäftsführers der Wankdorf Nationalstadion AG,in den Verwaltungsrat der YBBetriebs AG. Anderseits wurde bekannt, dass die Betriebs AG gegen den ehemaligen Präsidenten Heinz Fischer und den ehemaligen Geschäftsführer Fredy Bickel Betreibungen von je einer Million Franken eingeleitet hat. Die Gründe dafür sind nicht klar ersichtlich, sollen aber auf Fakten beruhen, die nach der Einigung zwischen Jauch sowie Fischer und Bickel Ende letzten Jahres zum Vorschein gekommen seien. (gui)
Fortsetzung des Wintersturms?
Die YB Betriebs AG betreibt Ex-Präsident Heinz Fischer und Ex-Geschäftsführer Fredy Bickel über je 1 Million Franken
Die Rückkehr Peter Jauchs in den Verwaltungsrat der YB Betriebs AG ist nicht überall auf positives Echo gestossen, hat aber wenig Wellen verursacht. Brisanz ist vor allem in der laufenden Betreibung gegen Heinz Fischer und Fredy Bickel enthalten.
• GUIDO LICHTENSTEIGER
Seit Montagabend und der ordentlichen Generalversammlung ist in der BSC Young Boys Betriebs AG wieder Tatsache, was in der Wirtschaft nur allzu selbstverständlich ist: Ein Vertreter der Mehrheitsaktionärin hat Einsitz im von Peter Mast präsidierten Verwaltungsrat. YB-Geschäftsführer Rolf Bachmann sagte, es sei nicht nur der Wunsch der Wankdorf Nationalstadion AG (WN) gewesen, nach elfmonatigem Unterbruch im Verwaltungsrat wieder präsent zu sein, sondern auch derjenige von YB. «Es kann nur von Vorteil sein, wenn die ,Mutter beim Fällen der Entscheide am Tisch sitzt.»
Überraschend war hingegen, dass Peter Jauch, dessen Nomination offiziell sehr kurzfristig beschlossen und bis zuletzt geheim gehalten worden war, in den Verwaltungsrat zurückkehrte. Wohl ist Jauch Verwaltungsratsdelegierter und Geschäftsführer der WN, aber mit Blick auf die turbulenten Ereignisse im letzten Dezember wurde seine Rückkehr nicht überall verstanden. Denn Jauch initiierte die Polizeiaktion in Schönbühl und die Eröffnung des Strafverfahrens gegen den damaligen Präsidenten Heinz Fischer und Geschäftsführer Fredy Bickel. Die Strafklage auf ungetreue Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung wurde letztlich zwar vom zuständigen Richteramt als haltlos zurückgewiesen. Doch im in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember unterzeichneten Abkommen einigten sich die beiden Parteien darauf, von allen Ämtern bei YB zurückzutreten.
«Zu Unrecht am Pranger»
Auch Jauch tat dies wie vereinbart, war jedoch im Hintergrund als Vertreter der WNweiterhin der starke Mann einfach inoffiziell. Deshalb beinhaltet die am Montag vollzogene Wahl auch Logik. Dies meint auch Bachmann: «Im Tagesgeschäft habe ich sehr viel mit Peter Jauch zu tun. Je mehr der Tag der Stadioneröffnung naht, desto enger wird diese Zusammenarbeit. Da sind kurze Entscheidwege von Vorteil und beiden Seiten dienlich.»
Dass Jauchs Wahl in den Verwaltungsrat ein nicht durchwegs positives Echo gefunden hat und bei den Fans teilweise starke Verärgerung ausgelöst hat, kann Bachmann aufgrund des Ablaufs der Geschichte im letzten Dezember nachvollziehen. Er betont jedoch, Jauch habe sich bei der WN für die neue Kapitalstruktur stark gemacht und er habe stets im Dienst der Sache gehandelt. «Peter Jauch wurde zu Unrecht an den Pranger gestellt. Ihm ist es vor einem Jahr um das Wohl von YB gegangen. Daran hat sich nichts geändert», sagt Bachmann. «Wichtig ist, dass man denjenigen bei YB, welche hinter die Kulissen sehen, Vertrauen schenkt und sie in Ruhe arbeiten lässt.»
Keine Diskussion um Person
Jauch meinte unmittelbar nach der Wahl, vor einem Jahr sei es sinnvoll gewesen zurückzutreten, damit sich die neuen Leute unbelastet ihren Aufgaben widmen könnten. «Und diese haben sie hervorragend gelöst», sagte Jauch. «Nun war es der Wunsch aller, dass die Wankdorf Nationalstadion AGwieder im Verwaltungsrat Einsitz nimmt.» Es habe keine Diskussion gegeben, ob jemand anderer die WNvertreten solle, schliesslich sei er der einzig operativ Tätige. Er hob hervor, dass sich der Verwaltungsrat als hervorragend harmonierendes Team auszeichne und die bisherige Zusammenarbeit mit ihm gezeigt habe, dass man die gleiche Sprache spreche.«Das Ganze ist auch eine Existenzfrage. Bisher haben wir den finanziellen Schaden behoben.»
Relativ nüchtern fiel gestern Heinz Fischers Kommentar zu Jauchs Rückkehr aus. Man müsse irgendwann die Grösse haben, einen Schlussstrich zu ziehen und die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen. Ausserdem habe er weder Zeit noch Lust, Jauchs Schritt zu beobachten. «Ich hoffe einfach, dass bei YBmöglichst bald wieder einzig und allein das Geschehen auf dem Rasen im Mittelpunkt steht», sagte Fischer, ohne aber auch darauf zu verweisen, der aktuelle sportliche Erfolg beweise, dass die alte Crew nicht alles falsch gemacht haben könne.
Fischer wehrt sich
Obwohl in den letzten Monaten viel Gras über die «alte Geschichte» gewachsen ist ganz ist sie noch immer nicht aus der Welt geschafft. Dies zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass eine Betreibung gegen Fischer und Bickel in Gang ist und zwar über je 1 Million Schweizer Franken. Bachmann macht «neue Fälle» geltend, die erst nach der Unterzeichnung der Vereinbarung im letzten Dezember zu Tage getreten seien. «Diese Forderungen haben wir auf dem Betreibungsweg eingeklagt.» Zum Inhalt der Fälle schweigt Bachmann.
Fischer lässt sich jedoch nicht nervös machen und ist siegessicher. «Ich geniesse das Weihnachtsfest trotzdem.» Im Fall eines Prozesses habe die YB Betriebs AG nicht die geringste Chance. Die Forderungen seien nämlich haltlos, die ganze Sache von Seite der Young Boys lediglich ein Zeichen von Schwäche, ein Armutszeugnis. «Es geht YB darum, diese Forderungen von 2i Millionen Franken in der Bilanz aktivieren zu können.» Dieser Vorwurf wird von YB-Seite klar dementiert.
Fischer ist gewillt, den Prozess gegen die YBBetriebs AGnotfalls «bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Dies bin ich mir als Marathonläufer gewohnt.» Sofern YB sich nicht auf den Prozess einlässt, droht Fischer mit einer Klage auf Schadenersatz.