16. Dezember 2003, 07:05, Neue Zürcher Zeitung
Rührige Liebeserklärung
Ungebrochene Leidensfähigkeit im FCZ
fcl. «Wir haben den besten Fussballklub der Welt - und den besten Präsidenten der Welt.» Nein, mit diesem Votum hatte nun wirklich nicht gerechnet werden können. Im inneren Machtzirkel des FC Zürich sind Richtungskämpfe im Gang, der personelle Umbruch im Verein ist eingeleitet, die wirtschaftliche Situation ist wie fast überall im Land angespannt - von der sportlichen Misere und dem letzten Tabellenrang ganz zu schweigen. Und was tun die 79 Aktionäre und 232 Vereinsmitglieder an ihrer Generalversammlung? Nichts. Zumindest machen sie ihrem (verständlichen) Unmut keine Luft. Die Leidensfähigkeit hat in den vergangenen Jahren wirklich ein beachtliches Ausmass angenommen. Sogar die Hardcore-Fans aus der Südkurve haben sich inzwischen mit dem Vorstand verbrüdert.
Im Saal in einem Zürcher Hotel sind beinahe mehr Anwesende als Zuschauer im Letzigrund. Sven Hotz kommentiert die Lage wie immer. Der FCZ-Präsident spricht von «Geduld, Vertrauen und Zuversicht», spricht von einer Übergangssaison und relativiert die sportlichen Missstände. Vor allem aber schiesst er (einmal mehr) 2,8 Millionen Franken ein, um die Rechnung auszugleichen. Dann die Bekanntgabe jener personellen Rochade, die längst nach aussen gedrungen ist: Fredy Bickel wird neuer Sportchef und erhält einen bis Juni 2004 befristeten Vertrag plus Option. Die Zukunft seines Vorgängers Axel Thoma wird in den kommenden Tagen diskutiert. Entgegen anders lautenden Meldungen wird er im Verein nicht als Nachwuchschef engagiert. Hotz weiss, was er von seinem neuen Hoffnungsträger erwartet: «Jetzt müssen wir GC im Cup- Halbfinal schlagen, sonst wissen Sie ja, was passiert, Herr Bickel», sagt er und lächelt schelmisch. Weder zur Person Raimondo Pontes, der als Scout auf den Letzigrund zurückkehrt, noch zur Zukunft des Assistenztrainers Grüter verliert Hotz ein Wort. Es fragt ihn aber auch niemand im Saal nach ihnen.
Guido Honegger, mit seiner Internet-Firma Hauptsponsor des Vereins, wird in den Verwaltungsrat und den Vereinsvorstand gewählt. Er spricht so schnell und mit solcher Inbrunst, als ob er im Fernsehen Teflonpfannen verkaufen müsste. Seine Aufgabe ist weit schwieriger: den FCZ finanziell breiter abzustützen.