Ein rätselhafter und harmloser Auftritt des FC Zürich
Der FC Zürich kommt einfach nicht vom Fleck. Das 1:3 in Genf war bereits die fünfte Auswärtsniederlage der Saison.
Von Peter Herzog, Genf
Ein sehr nachdenklicher Lucien Favre wollte nach der 1:3-Niederlage in Genf nicht schon wieder an die katastrophale Auswärtsbilanz des FC Zürich erinnert werden. Einen einzigen Auswärtspunkt, beim 3:3 in Aarau, hat der FCZ bisher in fremden Stadien ergattert. «Ja, ja, ich weiss», brummte der FCZ-Trainer. «Diese Auswärtsschwäche wird ein immer grösseres Problem. Ich mache mir schon lange Gedanken darüber. Es wird Zeit, dass nun meine Spieler endlich reagieren. So kann das nicht weitergehen.» Zur Pause hiess es 1:1, und der FCZ hatte guten Grund, unzufrieden zu sein. Denn die Zürcher kamen im nur zu einem Viertel gefüllten Stade de Genève im ersten Spielabschnitt zu vier ganz klaren Möglichkeiten; zu verwerten vermochten sie nur eine durch Muff, der erstmals seit seiner langen Verletzungspause wieder dabei war. In der 33. Minute lenkte er den Ball nach einer weiten Flanke von Chihab, bei der die Genfer Abwehr allerdings schlecht aussah, mittels spektakulärer Direktabnahme ins Tor.
FCZ nach der Pause wirkungslos
Zuvor hätte der U-21-Auswahlspieler bedeutend leichter zum Torerfolg kommen können. So lenkte er zum Entsetzen der FCZler in der 13. Minute den Ball aus sieben Meter Entfernung neben das Tor, nachdem Servettes Goalie Roth den Schuss von Keita nur ungenügend abzulenken vermochte. Und als Muff in der 28. Minute im Strafraum von Guerrero freigespielt worden war, scheiterte er an Goalie Roth. «Es tut mir Leid für das Team, dass ich diese zwei Möglichkeiten nicht verwerten konnte», haderte Muff hinterher. Auch Chihab wusste seine Möglichkeit (25.) nicht zu nutzen. Marco Schällibaums Puls und Gesichtsfarbe waren angesichts der Abwehrfehler seiner Equipe bereits zu diesem Zeitpunkt im roten Bereich.
Nach der Pause aber war der FCZ in offensiver Hinsicht nicht mehr zu sehen. Eine Tempoverschärfung der Genfer, bei denen Kader nach verhaltenem Beginn nun mächtig aufdrehte, und die Tatsache, dass die Gäste im Mittelfeld keine entscheidenden Zweikämpfe mehr zu gewinnen vermochten, führten zu einer deutlichen Überlegenheit der Einheimischen. Der FCZ aber fiel in seine alten Schwächen zurück, spielte viel zu brav und zu bieder, und die Zürcher machten nach dem zweiten Gegentor auch nicht mehr den Eindruck, als ob sie noch an eine Wende glauben würden.
«Vielleicht habe ich zu riskant aufgestellt», sinnierte Favre. Mit Keita und Guerrero auf den Seiten und Petrosjan im Zentrum hinter Muff nominierte der Trainer vier Offensivspieler. Doch Wirkung zeigte dies unerklärlicherweise nur während der ersten Halbzeit. «Danach bekamen wir vor allem über die Seiten erhebliche Defensivprobleme», konstatierte Favre.
Auch für den Trainer schien es ein Rätsel, weshalb der FC Zürich in Genf derart aus dem Tritt geriet. «In diesem Spiel präsentierten wir uns zeitweise als Equipe, doch zeitweise waren wir keine Equipe, sondern fielen als Mannschaft etwas auseinander. Da konnten wir mit Servette nicht mehr mithalten.»
Der Stolz von Trainer Schällibaum
Kam dazu, dass Petrosjan mit Kniebeschwerden ausgewechselt werden musste, Keita und Guerrero abbauten, Chihab durch viele Ballverluste auffiel und Goalie Taini beim dritten Gegentreffer nicht besonders gut aussah, als der Flankenball von Lombardo durch den Fünfmeterraum flog. Der eingewechselte Fabrizio Zambrella, der am 1. März 17 Jahre alt wurde, traf mit seiner zweiten Ballberührung zum 3:1 ins Tor, und Servette ist nun Tabellenzweiter.
«Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft», freute sich Trainer Schällibaum über die Leistung und das 3:1 seiner Spieler. Von solchen Gefühlen war Favre meilenweit entfernt. Der FCZ kommt einfach nicht vom Fleck.