Ein rätselhafter und harmloser Auftritt des FC Zürich (TA)

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Ein rätselhafter und harmloser Auftritt des FC Zürich (TA)

Beitragvon pexito » 29.09.03 @ 11:17

Ein rätselhafter und harmloser Auftritt des FC Zürich

Der FC Zürich kommt einfach nicht vom Fleck. Das 1:3 in Genf war bereits die fünfte Auswärtsniederlage der Saison.
Von Peter Herzog, Genf


Ein sehr nachdenklicher Lucien Favre wollte nach der 1:3-Niederlage in Genf nicht schon wieder an die katastrophale Auswärtsbilanz des FC Zürich erinnert werden. Einen einzigen Auswärtspunkt, beim 3:3 in Aarau, hat der FCZ bisher in fremden Stadien ergattert. «Ja, ja, ich weiss», brummte der FCZ-Trainer. «Diese Auswärtsschwäche wird ein immer grösseres Problem. Ich mache mir schon lange Gedanken darüber. Es wird Zeit, dass nun meine Spieler endlich reagieren. So kann das nicht weitergehen.» Zur Pause hiess es 1:1, und der FCZ hatte guten Grund, unzufrieden zu sein. Denn die Zürcher kamen im nur zu einem Viertel gefüllten Stade de Genève im ersten Spielabschnitt zu vier ganz klaren Möglichkeiten; zu verwerten vermochten sie nur eine durch Muff, der erstmals seit seiner langen Verletzungspause wieder dabei war. In der 33. Minute lenkte er den Ball nach einer weiten Flanke von Chihab, bei der die Genfer Abwehr allerdings schlecht aussah, mittels spektakulärer Direktabnahme ins Tor.

FCZ nach der Pause wirkungslos

Zuvor hätte der U-21-Auswahlspieler bedeutend leichter zum Torerfolg kommen können. So lenkte er zum Entsetzen der FCZler in der 13. Minute den Ball aus sieben Meter Entfernung neben das Tor, nachdem Servettes Goalie Roth den Schuss von Keita nur ungenügend abzulenken vermochte. Und als Muff in der 28. Minute im Strafraum von Guerrero freigespielt worden war, scheiterte er an Goalie Roth. «Es tut mir Leid für das Team, dass ich diese zwei Möglichkeiten nicht verwerten konnte», haderte Muff hinterher. Auch Chihab wusste seine Möglichkeit (25.) nicht zu nutzen. Marco Schällibaums Puls und Gesichtsfarbe waren angesichts der Abwehrfehler seiner Equipe bereits zu diesem Zeitpunkt im roten Bereich.

Nach der Pause aber war der FCZ in offensiver Hinsicht nicht mehr zu sehen. Eine Tempoverschärfung der Genfer, bei denen Kader nach verhaltenem Beginn nun mächtig aufdrehte, und die Tatsache, dass die Gäste im Mittelfeld keine entscheidenden Zweikämpfe mehr zu gewinnen vermochten, führten zu einer deutlichen Überlegenheit der Einheimischen. Der FCZ aber fiel in seine alten Schwächen zurück, spielte viel zu brav und zu bieder, und die Zürcher machten nach dem zweiten Gegentor auch nicht mehr den Eindruck, als ob sie noch an eine Wende glauben würden.

«Vielleicht habe ich zu riskant aufgestellt», sinnierte Favre. Mit Keita und Guerrero auf den Seiten und Petrosjan im Zentrum hinter Muff nominierte der Trainer vier Offensivspieler. Doch Wirkung zeigte dies unerklärlicherweise nur während der ersten Halbzeit. «Danach bekamen wir vor allem über die Seiten erhebliche Defensivprobleme», konstatierte Favre.

Auch für den Trainer schien es ein Rätsel, weshalb der FC Zürich in Genf derart aus dem Tritt geriet. «In diesem Spiel präsentierten wir uns zeitweise als Equipe, doch zeitweise waren wir keine Equipe, sondern fielen als Mannschaft etwas auseinander. Da konnten wir mit Servette nicht mehr mithalten.»

Der Stolz von Trainer Schällibaum

Kam dazu, dass Petrosjan mit Kniebeschwerden ausgewechselt werden musste, Keita und Guerrero abbauten, Chihab durch viele Ballverluste auffiel und Goalie Taini beim dritten Gegentreffer nicht besonders gut aussah, als der Flankenball von Lombardo durch den Fünfmeterraum flog. Der eingewechselte Fabrizio Zambrella, der am 1. März 17 Jahre alt wurde, traf mit seiner zweiten Ballberührung zum 3:1 ins Tor, und Servette ist nun Tabellenzweiter.

«Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft», freute sich Trainer Schällibaum über die Leistung und das 3:1 seiner Spieler. Von solchen Gefühlen war Favre meilenweit entfernt. Der FCZ kommt einfach nicht vom Fleck.
"We will always rebel against a threatening defeat" RED REBELS


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Florian
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Beitragvon Florian » 29.09.03 @ 13:58

Geliebtes Schattendasein
Der FC Zürich unterliegt Servette nach schwacher zweiter Halbzeit 1:3

«Ich weiss», sagt Lucien Favre und senkt mit betretener Miene seine Stimme. Dann murmelt er den gleichen Satz für die Umwelt kaum verständlich mehrmals vor sich hin und setzt neu an: «Ich weiss, die Situation ist dramatisch.» Allein die Gesten und die Gesichtsfarbe des FCZ-Trainers veranschaulichen sein Leiden, das nach der 1:3-Niederlage gegen Servette wieder an Intensität gewonnen hat. Die Last scheint schwer auf den schmächtigen Schultern des Romands zu liegen, der elf Jahre seines Lebens als Fussballer und Trainer in Genf zugebracht hat. Dann gibt er mit leiser Stimme zu verstehen, dass er ununterbrochen über Lösungen für seine Mannschaft brüte.

Gegen Servette hat er offenkundig keine gefunden. Wer nach dem Zwischenhoch der letzten Wochen bereits vorsichtig hatte Entwarnung geben wollen, sieht sich nach dem wiederholten Rückfall eines Besseren belehrt: Die Zürcher wussten am Lac Léman die siebente Saisonniederlage nicht abzuwenden, einen einzigen Punkt haben sie auf fremden Plätzen (Aarau) bisher gewonnen. «Die Tabelle lügt nicht», sagt André Muff, der erstmals seit der Startniederlage gegen den FC Basel wieder im Einsatz stand und den 1:1-Ausgleich nach dem Führungstor Hiltons erzielt hatte. Und eben diese Wahrheit besagt, dass der FCZ knöcheltief im Sumpf steckt - im zweitletzten Tabellenrang.

Die Zürcher können von Glück reden, dass sich die schärfsten Kritiker an der Limmat derzeit in den Grasshopper-Club verbissen haben und nur wenige Gedanken an ihre desolate Lage zu verschwenden scheinen. Dass sich das störende Rampenlicht einzig auf den GC fokussiert, kann Trainer Favre nur entgegenkommen; so kann er im Stillen etwas Zeit schinden, die er dringend benötigt, um die Mannschaft auf ein solideres Fundament zu stellen. Denn mit dem FCZ ist das so eine Sache. Es wird ihm durchaus eine ansprechende Spielkultur bescheinigt, den Beweis auf dem Platz mit entsprechenden Resultaten bleibt er jedoch (zu) oft schuldig. So auch in Genf. War man gewillt, dem FCZ vor der Pause noch Kredit einzuräumen, so verspielte er diesen in den zweiten 45 Minuten mit der Verschwendungssucht eines Berufszockers in Las Vegas. Eine gute Stunde war gespielt, als die Genfer durch Bah 2:1 in Führung gingen und die realen Stärkeverhältnisse auf dem Rasen auch auf die Matchtafel übertrugen. Zu einer Reaktion schienen die Zürcher danach nicht fähig, Chancen erarbeiteten sie sich in der zweiten Halbzeit keine einzige mehr. Es brach die Zeit der Erklärungen an.

Muff entschuldigte sich coram publico bei seinen Kameraden für seine mangelhafte Torausbeute: Der Stürmer hatte zwar nach einer Flanke Chihabs das 1:1 erzielt, vorher jedoch einige Gelegenheiten ausgelassen. Favre beklagte, seine Mannschaft habe sich aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls Bastidas nicht im Gleichgewicht befunden. Dann aber kam er auf den Hauptgrund der Niederlage zu sprechen. Servette erwies sich über die gesamte Spieldauer als reifes, ausgesprochen solides Ensemble, das der FCZ zwar eine Halbzeit ärgern, nicht aber zu Fall bringen durfte. Das 3:1 durch den 17-jährigen Zambrella kurz vor Schluss besiegelte die Niederlage definitiv. Den Genfern gebührt in ihrer derzeitigen Verfassung unumstritten der zweite Platz als Kronprinz hinter dem FC Basel. Einzig der Zuschauerzuspruch bereitet Sorge. Nur 7590 Spéctateurs wollten ihre Mannschaft gegen den FCZ sehen. Die Losung der Verantwortlichen für das nächste Spiel gegen Aarau - Stade plein - erweist sich wohl als Wunschdenken.

Quelle: nzz.ch


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