12.07.2003 05:32
«Erfolg kommt nicht von heute auf morgen!»
Axel Thoma Der neue Sportchef des FC Zürich sagt, weshalb im Letzigrund nun alles besser wird
Dank ausgezeichneter Arbeit als Nachwuchschef beim FC Zürich hat Präsident Sven Hotz den früheren Spieler des VfB Stuttgart, Axel Thoma, zum Sportchef befördert. Der 39-Jährige hat klare Vorstellungen über die Zukunft des FCZ.
markus brütsch, zürich
Axel Thoma, bedauern Sie noch immer, dass Ihr früherer Teamkollege und Kumpel Joachim Löw nicht Trainer des FC Zürich geworden ist?
Axel Thoma: Nein, überhaupt nicht. Löw und Lucien Favre waren am Schluss auf einer langen Liste jene beiden, die übrig geblieben sind, weil sie fachlich die Besten waren.
Sie haben Favre aber gar nicht gekannt.
Thoma: Fast nicht. Nach sechs, sieben Wochen der Zusammenarbeit kann ich nun sagen, dass ich sehr froh bin, dass es mit Favre geklappt hat. Seine Fachkompetenz ist hervorragend und ich bin glücklich über seine Bereitschaft, die jungen Spieler zu fördern.
Der FC Zürich wird überall als Transfersieger gepriesen?
Thoma: Dieses Wort kenne ich nicht. Sieger gibt es nur auf dem Rasen. Aber ich habe natürlich auch festgestellt, dass es bei den anderen Klubs bezüglich Transfers grossenteils sehr ruhig zugegangen ist. Was uns betrifft: Ich bin sehr zufrieden mit unseren Zuzügen, es sind alles Wunschtransfers.
Entsprechend teuer ist die Geschichte wohl geworden.
Thoma: Nein, die Spieler kamen ja ablösefrei zu uns.
Und deshalb verdienen sie auch sehr gut. Wie viel hat der FCZ in die neue Mannschaft investiert?
Thoma: 1,5 Millionen Franken.
Nach welchen Kriterien hat der FCZ sein neues Team zusammengestellt?
Thoma: Für den Trainer waren es sportliche, für mich charakterliche und mentale. Für mich ist es eine grosse Herausforderung, die sportlichen Bedürfnisse mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen.
Trainer Favre spricht davon, dass die kommende Saison für den FCZ ein Aufbaujahr sei. Die Fans wollen den FCZ aber siegen sehen.
Thoma: Das ist uns natürlich bewusst. Wir müssen zweigleisig fahren. Wir wollen einerseits den sofortigen Erfolg sicher nicht verhindern, wir wollen aber auch die nötige Geduld aufbringen, um eine starke Mannschaft zu formen. Erfolg kommt nicht von heute auf morgen! Auch der FC Basel hat seine Zeit gebraucht, bis er da war, wo er jetzt ist.
Beim FCZ spricht man wieder einmal von einem Neubeginn, einem Aufbruch in sportlich erfolgreichere Zeiten und Präsident Hotz klingt entsprechend euphorisch. Weshalb aber soll plötzlich alles besser werden und gelingen, was seit Jahren nicht mehr geglückt ist?
Thoma: Weil eine klare Ausrichtung da ist, alle am selben Strick und in dieselbe Richtung ziehen.
Sie sind zuletzt als Technischer Leiter für den Nachwuchs verantwortlich gewesen. Dieser liegt Ihnen auch jetzt noch besonders am Herzen.
Thoma: Ganz klar. Mir imponiert, was in Frankreich AJ Auxerre macht. Trainer Guy Roux sagt, von 25 Spielern im Kader müssen 15 aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Als der FC Zürich am Donnerstag in Wohlen spielte, habe ich gezählt: acht oder neun unserer eingesetzten Spieler stammen aus unserem Nachwuchs, und ich bin sicher, dass es künftig noch mehr werden.
Es ist bekannt, dass Stadtrivale Grasshoppers finanziell den Gürtel enger schnallen muss. Wittert der FCZ die grosse Chance, GC den Rang abzulaufen.
Thoma: Ich betrachte die Konkurrenzsituation in Zürich als befruchtend. Wir verschwenden aber keine Gedanken an GC und allfällige Probleme im Hardturm, sondern schauen nur auf uns.
Am Mittwoch gehts los und der FCZ muss gleich im St.-Jakob-Park gegen Basel antreten. Wird der FCZ weggeputzt?
Thoma: Nein, wir sind bereit. Ich bin davon überzeugt, dass wir für die Basler ein ernstzunehmender Gegner sein werden. Wir können es uns nicht erlauben, nur einen Sparringpartner abzugeben.
Aber ist es nicht fahrlässig, nach dem Abgang von König mit einem Torhüter vom Kaliber Tainis in die Meisterschaft zu starten?
Thoma: Wir stehen ja noch in Verhandlung mit einem neuen Goalie (Johnny Leoni vom FC Sion; die Red.). Zu Davide Taini: Ich kenne ihn seit vielen Jahren, habe noch in Deutschland bei Singen mit ihm zusammengespielt. Er besitzt eine gute Ausstrahlung und ich stufe ihn absolut als nationalliga-A-tauglich ein.
Aufgepasst! Das nennt sich jetzt «axpo-super-league-tauglich»!
Thoma: Gut, daran muss ich mich noch gewöhnen. Ich bin aber zufrieden damit, dass jetzt eine Meisterschaft nach der klassischen Formel beginnt, ohne diesen Trennstrich.