Tages-Anzeiger vom 23.05.2003
Vorteil Löw im FCZ-Spiel auf Zeit
Der FC Zürich gab den Namen des neuen Trainers auch gestern nicht bekannt. Die Entscheidung soll aber bereits gefallen sein - zu Gunsten von Joachim Löw.
Von Peter Bühler
Die Medien-Information des FC Zürich fiel gestern Donnerstagabend dünn und dürftig aus. Auf einem Fax wurde in zwei Sätzen lapidar mitgeteilt: «Die Klubleitung des FC Zürich hat in der Trainerfrage erneut diverse Abklärungen vorgenommen. Ein Entscheid bezüglich der Neuverpflichtung des FC-Zürich-Trainers ist Anfang kommender Woche zu erwarten.»
Das war die offizielle Meldung, die von der Klubleitung nach einem langen und Zeit raubenden (Verhandlungs-)Tag verbreitet wurde. Am Morgen hatten sich Präsident Sven Hotz und Vizepräsident und Vereinsjurist Urs Scherrer mit Lucien Favre getroffen, am Nachmittag mit Joachim Löw. Martin Andermatt, der Aussenseiter im Rennen um den Trainerjob, war gar nicht mehr eingeladen worden.
«Wir hörten uns die Vorstellungen und Forderungen der beiden Kandidaten an. Am Montag werden wir uns telefonisch bei den beiden melden», sagte Scherrer. Eine Entscheidung sei nicht gefallen. Favre meinte am Nachmittag auf der Fahrt von Zürich ins Waadtland: «Wir hatten ein gutes Gespräch, ich bin guten Mutes, den Job beim FCZ zu bekommen.» Und ähnlich tönte es von Löw. «Es war eine konstruktive Unterredung, ich kenne jetzt die wichtigen Klubvertreter und ihre Philosophie. Ich bin zuversichtlich, dass es zu einer Zusammenarbeit kommen wird.»
Soweit die üblichen offiziellen Verlautbarungen. Aus Kreisen, die dem FCZ-Verwaltungsrat nahe stehen, sickerte am späten Donnerstagabend indes durch, dass die Entscheidung in der Trainerfrage gefallen sei, und zwar zu Gunsten von Löw. Die nächsten Tage würden nur noch dazu gebraucht, um die Vertragsmodalitäten mit dem 43-jährigen Deutschen festzulegen und für eine Arbeitsbewilligung zu sorgen. Und ebenso bereits entschieden soll gemäss dieser Quelle die Frage nach dem neuen Sportchef sein. Die Wahl sei auf Axel Thoma gefallen, der gegenwärtig im Stadtklub als Leiter Junioren und Ausbildungschef fungiert. Er ist wie Löw Deutscher und mit diesem seit Jahren gut befreundet.