Beitragvon grischuna » 22.05.03 @ 0:24
Den ersten Matchball vergeben
Leader Grasshoppers nur mit einem 1:1 vom Letzigrund heimgekehrt
Die Grasshoppers haben zwar in der drittletzten Runde den ersten von drei Matchbällen durch ein 1:1 im Derby vergeben, mit zwei Siegen gegen Wil und die Young Boys können sie allerdings weiterhin aus eigener Kraft Meister werden. Nur: leichter ist die Aufgabe nicht geworden, zumal sich der FC Basel fast im Handgalopp gegen Thun schadlos hielt.
kla. Die Grasshoppers sind auf ihrer beschwerlichen Bergtour auf den Gipfel des Schweizer Fussballs kurz vor dem letzten Biwak in Atemnot geraten. Ohne Wenn und Aber musste sich der Leader gegen den überraschend ausgeglichenen Stadtklub mit einer Punkteteilung bescheiden, die noch schwer wiegen könnte, auch wenn er in der Finalrunde weiterhin ungeschlagen blieb. Ein schwacher Trost allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass die Hürde im Letzigrund nicht allzu hoch eingestellt war. Dennoch ging der wenig überzeugende GC in einem rassigen, aufwühlenden klassemässig aber nicht berauschenden Match mit nur wenig spielerischen Konturen einem möglicherweise vorentscheidenden Punktevorsprung im Finish verlustig: aus drei wurde einer (ohne den Bonuspunkt). Der Platzklub, an diesem Abend mit viel Herz dabei und deshalb verdientermassen mit einem Remis belohnt, dagegen gewann zumindest wieder etwas an Prestige zurück.
Es war ein lange Zeit Zürcher Derby, wie man es sich wünscht, auch wenn beidseits die physische wie psychische Verkrampftheit nicht zu übersehen war. Ein herrlicher Rahmen, eine sehr gut besetzte Arena. Hochstimmung schon vor dem Kick-off, heisse Diskussionen am Rande, schnell ein animiertes Geschehen mit einem aggressiven Hausherr. Keiner hatte jedenfalls trotz beidseitigen Schwächen den Gang zu bereuen, mit welcher Klubbrille auch immer er bestückt war. FCZ - GC war das erwartet heikle Spiel für den Leader, der nur mühsam Tritt fand - nicht zuletzt auch durch eine neue taktische Variante von Trainer Marcel Koller, die nicht überall auf Verständnis stiess und ihre Wirkung auch weitgehend verfehlte.
Weshalb er Petric, den zuletzt erfolgreichen Finisseur und Goalgetter, als zurückhängende Sturmspitze nominierte und dafür Eduardo, den schnellen, für Couloirs prädestinierten Angreifer 45 Minuten lang im offensiven Zentrum «versauern» liess, erstaunte zumindest. So bekundete der Favorit jedenfalls einige Mühe, sich auch mit vier potenziellen Angreifern Lücken zu verschaffen, zumal der Gegner konzentriert und aufsässig zu Werke ging. Dabei waren zuletzt ausgerechnet die läuferischen Qualitäten über die Flanken Eduardo und Nuñez für zahlreiche Überraschungsmomente ausschlaggebend gewesen, keine hiesige Equipe vermag derart schnell und in die Tiefe zu spielen - im Letzigrund war dies nicht der Fall. Immerhin war Koller in der zweiten Halbzeit ehrlich genug, den taktischen Fehler einzugestehen. Petric, der vor der Pause nur den Pfosten getroffen hatte, nahm dann wieder seine angestammte Position ein.
Dennoch war in den GC-Reihen schon zu Beginn das Bemühen augenfällig, Spiel und Gegner unter Kontrolle zu bekommen. Doch der Fehlerquellen waren einige, um sich resolut Respekt zu verschaffen, beispielsweise auf der linken Abwehrseite, wo Jaggy zumindest zu Beginn gegen Keita keine Sicherheit ausstrahlte. Dies blieb allerdings ohne Folgen, denn der Platzklub war trotz guten optischen Momenten lange nicht fähig, das Spiel in des Gegners Gefahrenzone zu verlegen, sieht man von einer Szene in der 35. Minute ab, als Tarone mit einem (glückhaften) Weitschuss aus etwa 18 m den etwas spät reagierenden GC-Keeper überraschte. Zu diesem Zeitpunkt hatte allerdings bereits der Meisterschaftsanwärter in Führung gelegen, nicht zwingend, aber auf Grund der individuellen Differenz nicht unverdient: der Eckball von Nuñez hatte Gamboa mit dem Kopf am Tor entlang zu Eduardo gelenkt, der sich die Chance nicht entgehen liess.
Mit Blick auf den Totomat war klar, dass sich der Match vom Schattenboxen in einen veritablen offenen Schlagabtausch steigerte. GC musste zunehmend resolut und mit Risiko die Entscheidung suchen, damit aber auch die eigene Defensivzone schwächen, wenn nicht gar entblössen. Und der FC Zürich, ohnehin unbelastet und entsprechend frech, nahm die Chance, vor eigenem Publikum einiges an Goodwill gutzumachen, mit direkten Kontern wahr; Guerrero, Gygax, Keita und Iodice (Pfosten) scheiterten jeweils nur knapp. Gesamthaft blieb aber sehr vieles Stückwerk, erstaunlicherweise auf beiden Seiten, denn es war nicht der Abend des GC, dem im Vergleich mit dem Auftritt gegen Basel der unbändige Kampfwille fehlte - wahrscheinlich auch nervlich bedingt. Rozental brachte in der letzten halben Stunde zwar mit einigen raffinierten Zuspielen in die Tiefe phasenweise einen Überraschungseffekt ins Spiel, die GC-Sturmspitzen blieben aber meist isoliert oder traten zu eigensinnig auf. Der GC-Anhang fragte sich besorgt, wann endlich ein Ruck durch die Mannschaft gehe, wann sie zur spielerischen Linie zurück fände. Am Mittwoch nie.
Zürich - Grasshoppers 1:1 (1:1)
Letzigrund. - 15'500 Zuschauer. - Schiedsrichter: Rogalla. - Tore: 27. Eduardo 0:1. 35. Tarone 1:1.
Zürich: König; Nef, Keller, Jeanneret, Quentin; Gygax, Chihab, Tarone (70. Iodice), Di Jorio; Guerrero (88. Pallas); Keita.
Grasshoppers: Borer; Lichtsteiner, Gamboa, Castillo, Jaggy; Tararache, Spycher; Baturina (63. Rozental), Petric (85. Digenti), Nuñez; Eduardo.
Bemerkungen: Zürich ohne Yasar, Bastida und Hellinga (alle verletzt) sowie Fischer (gesperrt). GC ohne Cabanas, Mitreski und Schwegler (alle gesperrt) und Gerber (verletzt). 43. Pfostenschuss von Petric. 78. Pfostenschuss von Iodice. Verwarnungen: 22. Gamboa (Foul, im nächsten Spiel gegen Wil gesperrt), 42. Tararache, 54. Jeanneret, 85. Guerrero (alle Foul).
FCZ susch gar nüt!!!!
Das neue Stadion kommt, trotzdem darf unsere Forderung für eine EIGENE Fankurve mit Stehplätzen nicht ignoriert werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!