Die Grasshoppers gegen den FC Zürich im Zugzwang
rwe. Seit letztem Freitag steht fest: der Fight um den Titel eines Schweizer Fussballmeisters geht weiter. Das 2:2 zwischen dem Grasshopper-Club sowie dem FC Basel, den zurzeit mit Abstand besten Teams und einzigen ernsthaften Kandidaten auf die höchste Auszeichnung im Dauerwettbewerb, hat die Entscheidung vertagt. Weil dem so ist, kommt den restlichen Partien der zwei am Kopf der Tabelle klassierten Mannschaften erhöhte Bedeutung zu. Der FC Basel hat dabei am Mittwoch die etwas leichtere Aufgabe (Heimspiel gegen den FC Thun) als der GC, der im Letzigrund auf den Erzrivalen, den FC Zürich, trifft. Geschenke darf der Leader von diesem mit Sicherheit keine erwarten. Im Gegenteil, der FCZ wird alles daran setzen, dem Gegner vom Hardturm die Suppe gehörig zu versalzen. Nicht aus tiefer Freundschaft zum FC Basel, sondern aus Gründen des Prestiges, das im FCZ seit längerem angeschlagen ist und dringend einer Aufwertung bedarf.
Fehlende Hingabe gegen Aussenseiter
Bereits gegen den Meister vom Rhein hat das Team Grüters kürzlich bewiesen, dass es sich gegen starke Widersacher zu steigern weiss - viel hätte jedenfalls Anfang April in einem aufwühlenden Match zu einem Sieg der Zürcher nicht gefehlt. Es sind ohnehin weniger die Matches gegen favorisierte Mannschaften, die dem FCZ Mühe bereiten, sondern die Spiele gegen vermeintliche Aussenseiter. Aber diese Erkenntnis ist nicht neueren Datums. Die Diskrepanz mag mit der Überheblichkeit des Kaders zu tun haben, auch mit einer gewissen Selbstüberschätzung - vor allem aber mit dem Fehlen jener absoluten Hingabe, ohne die dauerhaft keine Fortschritte zu erzielen sind. Das Fazit ist deshalb für die eingefleischten FCZ-Fans niederschmetternd: Die Equipe kommt seit Jahr und Tag auf keinen grünen Zweig, wobei man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass sich der Verein ständig im Kreise dreht. Diese Beobachtung wiederum lässt nur einen Schluss zu: der Klub hat ein Führungsproblem.
Neuer Führungsstil von FCZ-Mäzen Hotz
An der Spitze des FCZ steht seit März 1986 Sven Hotz, ein Mann, der enorm viel Geld, Zeit und Energie in den Verein gesteckt hat und ohne dessen riesiges Engagement sich der Stadtklub möglicherweise mit ganz anderen Krisen konfrontiert gesehen hätte, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Seine ausserordentlichen Verdienste sind denn auch unbestritten - fraglich ist einzig, ob unter den relativ günstigen Voraussetzungen nicht mehr zu Erreichen gewesen wäre. Denn an Finanzkraft hat es dem FCZ (dank der Grosszügigkeit von Hotz) kaum gemangelt, und wenn interessante Spieler auf dem Markt waren, hat der Stadtklub stets fröhlich mitgeboten. Doch der grosse Wurf (Gewinn der Meisterschaft) ist nie gelungen. Ebenso wenig wie das Erlangen einer Kontinuität auf gewissem Niveau, also die Etablierung des Teams unter den drei, vier Besten der Liga. Kraft der Substanz des Kaders hätte der FCZ aber in der Lage sein müssen, Vorgaben dieser Art zu erfüllen.
Die Crux von Hotz: er hat(te) mit seiner Firma sowie dem Fussball zu viel am Hals. Und weil er sich auch um die kleinsten Details selbst kümmerte, verlor er gelegentlich die grosse Linie aus den Augen. Interessanterweise scheint sich nun aber sein Führungsstil (was den Klub betrifft) zu ändern. So findet beispielsweise die Wahl des kommenden Trainers nach ausgesprochen demokratischen Regel statt. Der Kommentar des Präsidenten dazu ist kurz und prägnant: Noch vor wenigen Monaten hätte Hotz dieses Traktandum zweifellos im Alleingang erledigt. Ist der verblüffende Wandel eine Folge des vermehrten Einflusses von Guido Honegger, der als Hauptsponsor eine Mio. Franken pro Saison zahlt, im Verwaltungsrat Einsitz nimmt und sich offen als leidenschaftlicher FCZ-Fan outet. Er lässt zudem durchblicken, dass er genügend Zeit habe, um im Verein etwas zu bewegen. Der jugendliche Firmenchef des Internet-Providers green.ch ist momentan dabei, das Innenleben des Klubs intensiv zu studieren : Wächst im Adliswiler der kommende Präsident des Stadtklubs heran?