Gamboas bla, bla, bla :-)

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Célina
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Gamboas bla, bla, bla :-)

Beitragvon Célina » 15.03.03 @ 9:01

Der neue Taktgeber
Fernando Gamboa orchestriert den GC auch am Sonntag im Derby gegen den FC Zürich

Es lässt sich nicht wegdiskutieren. Der Mann strahlt Autorität aus. Wenn sich seine schwarzen Haare im schroffen 90-Grad-Winkel zur kantigen Leutnant-Frisur gruppieren und er breitbeinig die Arme in die Hüften stemmt, scheint der Exerzierplatz nicht weit. Fernando Gamboa, der geborene Chef? Der 15fache argentinische Internationale, der zu Beginn der Finalrunde für den vom FC Basel abgeworbenen Captain Boris Smiljanic praktisch ablösefrei verpflichtet worden ist, winkt ab. Er habe die Leaderrolle nie gesucht, sei aber von Kindesbeinen an immer in die Funktion des Einpeitschers gedrängt worden, sagt der Abwehrspieler, der sich bis im Juni 2004 im GC verpflichtet hat - der «ersten Adresse in der Schweiz», wie er mit Seitenblick auf seinen neuen Arbeitgeber höflich betont.

Der 32-jährige Innenverteidiger, der vor einem Jahr beinahe im FCB unterschrieben hätte, umgibt sich nicht gerne mit glamourösem Firlefanz. Die bunteren Federn tragen seit je seine Mitspieler wie die Paradiesvögel Maradona oder Caniggia, beide ehemalige Teamkollegen des Gauchos. Nicht dass kein heisses Blut in seinen Adern fliessen würde, aber der vierfache argentinische Meister weiss seine Qualitäten (Stellungsspiel, Präzision des ersten Passes) nüchtern und abgeklärt einzusetzen. Seine 15-jährige Erfahrung in der argentinischen ersten Division sowie drei Jahre in Oviedo in Spanien kommen ihm dabei zupass. Das fünfte Mitglied in der Fraktion der Südamerikaner unterscheidet sich grundlegend von denjenigen Arbeitnehmern, die vor ihm im GC angeheuert haben: Er trägt keine protzigen Fingerringe wie der noch immer verletzte Barijho, ist weniger sprintstark als der lauffreudige Eduardo, gilt als wesentlich pflegeleichter als der sensible Nuñez und wirkt physisch gestählter als der immer noch etwas pummelige Rozental. Letztgenannten kennt er bereits aus seiner Zeit (2001) im chilenischen Spitzenverein Colo Colo.

Vor allem aber übt der von GC-Sportchef Mathias Walther lange aufmerksam beobachtete Abwehrchef schon grossen Einfluss auf das gesamte Team aus und gilt als unbestrittener Taktgeber in seinem neuen Revier. Dass dem Neuankömmling gleich die Chefrolle zufällt, lässt fast nur einen Schluss zu: Vor der Ankunft Gamboas muss ein beachtliches Vakuum existiert haben; die Mannschaft scheint sich nach einer Führungsperson und hierarchisch gefestigten Strukturen gesehnt zu haben. Selbst eine Primaballerina wie Nuñez hat Gamboa schon hinter sich geschart - der geläuterte Uruguayer ist sich neuerdings auch zum Wassertragen nicht zu schade. Gamboa selber betont allerdings bescheiden, wie er umgehend von der Mannschaft «akzeptiert und aufgenommen» worden sei. Auf die dominante Stellung im Ensemble angesprochen, weist der aus der Umgebung von Cordoba stammende Argentinier darauf hin, dass er sich bewusst sei, weshalb ihn die Grasshoppers verpflichtet hätten, und ihr Vertrauen deshalb zu schätzen wisse. «Jetzt geht es darum, dem Verein auf dem Platz etwas von diesem Kredit zurückzuerstatten.»

In den beiden Finalrundenspielen gegen die Young Boys und den FC Wil hat er bereits sportlich erste Vorauszahlungen geleistet. Er verleiht der Abwehr, lange die Achillesferse der Mannschaft, die nötige Stabilität und flösst seinen Sekundanten wie Ziegler, Schwegler, Lichtsteiner oder Mitreski die Sicherheit ein, über welche sie in ihrem zarten Alter noch nicht verfügen können. GC jedenfalls scheint mit der Ablösung von Smiljanic zu Gamboa - nicht nur monetär - ein gutes Geschäft getätigt zu haben. Ob freilich alle Beteiligten im Transferpoker des ehemaligen GC-Captains gute Karten in der Hand halten, ist in Zweifel zu ziehen. In drei Pflichtspielen in Meisterschaft und Cup ist Smiljanic im FCB exakt 16 Minuten zum Einsatz gerufen worden, in der Champions League war er nicht spielberechtigt.

Nagelproben der härteren Sorte stehen Gamboa und seinen Schutzbefohlenen noch bevor. Am Sonntag erwarten die Grasshoppers den FC Zürich im Hardturm zum 190. Derby. Dass der Auseinandersetzung mit dem Klub von ennet den Geleisen eine ganz besondere Ausstrahlungskraft anhaftet, hat sich offenbar bis nach Südamerika herumgesprochen. Der Abwehrchef jedenfalls streicht das «ganz besondere Ereignis» des Derbys heraus, um mit der ihm eigenen Sachlichkeit einen Satz nachzuschieben: «Es ist zwar eine Classique - zu gewinnen gibt es aber wie in jedem Spiel einfach drei Punkte.»


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