Am Sonntag startet der FCZ mit dem Heimspiel gegen Xamax in
die Finalrunde. Die Erwartungen sind gross und die Ansprüche
vor allem an den Trainer hoch. Von Peter Bühler, Zürich
Ob er um seinen Job fürchte? Georges Bregy lehnt sich in seinem Büro im Stadion Letzigrund im Stuhl zurück und antwortet lächelnd: «Nein, ich habe keine Angst.» Der Trainer des FC Zürich ist gut aufgelegt an diesem Dienstagmittag, er nimmt sich viel Zeit, hört geduldig zu, gibt ausführlich Auskunft, präsentiert Tabellen und Kurven mit den Ausdauerwerten der Spieler und zieht nach der gut achtwöchigen Trainingsphase seit der Winterpause zufrieden ein erstes Fazit: «Wir haben sehr gut gearbeitet.» Bregy wirkt gleichermassen gelassen wie selbstbewusst, der Trainer kennt keine (Selbst- )Zweifel und blickt dem Start in die Finalrunde, der nun auch fiir den FCZ am Sonntagnachmittag (16.15 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Xamax erfolgt, ausgesprochen zuversichtlich entgegen: «Wir sind bereit.» Bregy bleibt am Zürichsee -so oder so, für ihn bedeutet das nichts anderes, als dass der Stadtklub eine erfolgreiche Finalrunde spielen wird. Der Trainer Will den fünften Platz aus dem Vorjahr verbessem und wenn immermöglich den Uefa-Cup
erreichen und vor allem aber fordert er, dass die Mannschaft konstanter spielt als in der Qualifikation des vergangenen Herbstes. Schwache Darbietungen im Letzigrund wie das 0:1 gegen Thun, das 1:3 gegen Wil
oder das 1:2 gegen Aarau soll es nicht mehr geben. Bregy weiss, dass auch er als Trainer wegen dieser teilweise sehr dürftigen Auftritte seiner Mannschaft im eigenen Stadion einiges an Goodwill eingebüsst hat, dass sie mit dafür verantwortlich sind, dass Prasädent Sven Hotz noch nicht bereit war, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern. Bregy kann mit der Un- gewissheit über seine Zukunft gut leben. Ansprüche würde er nie stellen, wie das etwa sein Kollege
Marco Schällibaum in Bem bei YB getan und lange Zeit keck (aber letztlich doch vergeblich) einen neuen Zweijahresvertrag gefordert hatte. Der Präsident, so Bregy, bezahle beimFCZ alles, also müsse er auch
die Freiheit haben, die Angestellten nach seinem Gusto auszuwählen.
Der Trainer ist indes überzeugt, auch in der kommenden Saison zum Personal auf dem Letzigrund zu gehören: «Ich will und werde im Frühling gute Arbeit leisten und allesdafiir tun, dass ich beim FCZ bleiben kann. Und bei einem unverbindlichen Gespräch mit HotZ während der Winter-
pause habe er keineswegs das Gefühl bekommen, der Präsident wolle ab dem Sommer nicht mehr auf seine Dienste setzen. Doch Bregy weiss, dass in den kommenden drei Monaten einzig die Ergebnisse zählen. Sie werden letztlich den Ausschlag über seine Zukunft im Zürcher Stadtklub geben. Er fiihlt sich wohl beim FCZ (vor allem seit sein Intimfeind
Erich Vogel als Sportchef entlassen wurde), ihm gefällt sein Wohnort Thal-wil. Und was beim FCZ auch immer geschieht, Bregy wird mit der Familie
am Zürichsee bleiben. Seine Tochter steht an einem Zürcher Gymnasium ein gutes Jahr vor der Matur, sein Sohn hat im Grossraum Zürich eine Lehrstelle als Automechaniker angetreten. Die Zuversicht von Bregy gründet auch darin, dass das FCZ-Kader jetzt So zusammengestellt ist, wie er sich das schon seit längerem vorgestellt hat. Er rechnet vor, dass er seit seinem Amtsantritt im Sommer 2001 nicht weniger als 14 Spieler ersetzt hat, unter ihnen bestandene Fussballer wie Kawelaschwili, Jamarauli, Pascolo oder Chassot. Die Mannschaft ist heute jünger und im Unterhalt kostengünstiger. Und wenn in vier Monaten die Verträge von
Spitzenverdienern wie Bühlmann, der an den SC Kriens ausgeliehen ist, Jeanneret und Sportchef Vogel ausgelaufen sind und diese Leute von der Gehaltsliste verschwinden, wird eine weitere Million Franken eingespart werden können.
Luxusproblem mit den Ausländern
Der Trainer ist überzeugt, dass ausser GC und Basel alle Vereine in Reichweite des Stadtklubs liegen und auch der dritte Rang, den der Präsident in den letzten Wochen immer wieder als Wunschplatzierung genannt hat, keine utopische Zielsetzung ist. Und Bregy ist es durchaus recht, dass das Startprogramm schwierig ist, auf das Spiel gegen Xamax, das durch den Sieg gegen Basel vom vergangenen Samstag beflügelt sein dürfte, das Derby gegen die Grasshoppers im Hardturm folgt. «Nach
diesen beiden Partien wissen wir, wo wir stehen, sagt er. Über Probleme jammern mag er nicht. Nicht über die Verletzung von Keller, der wegen seines lädierten Knöchels drei bis vier Wochen ausfallen wird, nicht über die Sperre von Fischer, der nach dem Platzverweis in Delemont im Dezember für ein Spiel suspendiert wurde, nicht über die Absenz von Pallas, der nach einer Knieoperation noch einige Wochen fehlen wird. Für
Fischer und Keller werden gegen Xamax in der Innenverteidigung Chihab und Jeanneret (oder Nef spielen) spielen. «Wir haben ein gutes, ausgeglichenes Kader», glaubt Bregy. Lieber spricht er von den Stärken und Qualitäten seiner Spieler. Stürmer Guerrero sei endlich völlig fit, Spielmacher Bastida körperlich viel stärker als nach seinem Transfer von Lugano im Herbst, Gygax in Hochform und Akale (zu Auxerre) durch den Schweizer Di Jorio (von Luzem) gleichwertig ersetzt worden. Kleines Kopfzerbrechen bereitet ihm allenfalls die Besetzung der Ausländerpositionen. Mit König, Chihab, Hellinga, Bastida, Guerrero und Keita stehen ihm sechs Ausländer zur Verfiigung, nur fünf können
(gleichzeitig) eingesetzt werden. Bregy hat sich noch nicht festgelegt, alles scheint möglich, sogar dass der Slowake König im Tor dem Schweizer Taini weichen muss. An den Personaldiskussionen beteiligt ,
sich Präsident Rotz selbstredend nicht. Das fällt nicht in seine Kompetenz, dazu fehlt ihm auch schlicht die Zeit. Dieser Tage zügelt der Generalunternehmer seine Firma von der Freischützgasse im Stadtkreis 4 an die Zollikerstrasse beim Kreuzplatz im Kreis 8 -was nicht bedeutet, dass sich der 73-jährige Patron nicht mit dem FCZ beschäftigt. Nichts hat er von seinem Enthusiasmus und seiner Begeisterung für den Stadtklub eingebüsst, bereits plant er die kommende Saison, in der in einer Zehnerliga gespielt wird und die von Hotz so oft ,verwünschte Auf-/
Abstiegsrunde wegfällt. Der Präsident, will die neue Meisterschaftsformel nutzen, um die Aufwendungen für den Verein endlich massiv zu senken, das Budget von momentan elf auf acht Millionen Franken zu senken. Der Verlust von gegen vier Millionen Franken, der sich für die laufende Saison abzeichnet und grösszügig grössenteils von ihm gedeckt werden muss, ist
ihm Belastung genug.
Finalrunde als Priorität
«Die Budgetreduktion ziehe ich dieses Mal durch -knallhart», kündigt er an. Den Spielemderen Verträge auslaufen und die beim FCZ bleiben möchten, stellt er geringeren Bezüge in Aussicht: einem Hellinga, einem Quentin, einem Fischer, der indes auf jeden Fall eine Funktion im Verein
übernehmen wird, falls er denn Ende Saison zurücktritt. Alle sind sie deutlich über 30-jährig, Fischer ist schon 37. Einzig für Gygax spricht sein jugendliches Alter. «Mit ihm werden wir den Vertrag bald verlängern», verspricht Hotz. Was für den Moment Priorität hat, ist die Finalrunde. Hotz erwartet viele «gute Spiele des FCZ und einen Platz im Europacup». Mit einer Vertragsverlängerung für Bregy will er sich Zeit lassen, die Entwick-
lungen zwischen Trainer und Mannschaft in den kommenden Wochen genau verfolgen. Und Hotz sagt: «Falls ich mich entschliessen sollte, Bregy weiterzubeschäftigen, dann erhält er höchstens einen neuen
Einjahresvertrag.» Vorgestern Mittwoch ist der Präsident wieder einmal beim Training im Letzigrund erschienen; <um den Puls zu fühlen>,
wie er sich ausdrückt. Er hat sich mit jedem Spieler unterhalten, er denkt,
dass die Mannschaft voll hinter dem Trainer steht. Und solange das der Fall
sei, betont Hotz, habe Bregy beste Karten bei ihm. Für den Trainer bleibt dennoch zu hoffen, dass er die Vorgaben seines Präsidenten erfüllen kann. Sonst wird Bregys zweite Saison im Letzigrund seine letzte sein. Denn Hotz will endlich die Früchte für seinen enormen Arbeitsaufwand und
für die in den Klub investierten Millionen ernten. Und auf das Alter wird er bestimmt, nicht geduldiger.
So, that's it !