Als Gast hat sich noch nie gefühlt, wer seiner Mannschaft als Fan in die St. Galler AFG-Arena gefolgt ist: Kaum aus dem Zug gestiegen, wird man (unabhängig von der Brisanz einer Partie) von einem 1. Mai würdigen Polizeiaufgebot begrüsst, welches Schweizweit seinesgleichen sucht. Anschliessend wird man wie Vieh durch einen eingezäunten Korridor zum Gästesektor geführt, vor dessen Toren die Wartezeiten so lange sind wie in keinem anderen Stadion der Schweiz. Beäugt wird man dabei von einem privaten Sicherheitsdienst, dessen Mitarbeiter Sturmmasken über dem Kopf tragen und damit das den Fans gegenüber konsequent hochgehaltene Vermummungsverbot verletzen. Doch damit nicht genug: Bereits bei unserer letzten Reise nach St. Gallen wurde die Ankunft des Extrazuges so terminiert, dass zahlreiche FCZler aufgrund der peinlich genauen Kontrollen an den Eingängen erst gegen Mitte der ersten Halbzeit ins Stadion gelangen konnten. Für den kommenden Sonntag wurde unsere Ankunft nun noch knapper angesetzt, so dass noch mehr Fans noch weniger vom Spiel sehen werden. Die St. Galler Polizei hat es uns untersagt, mit einem Extrazug anzureisen, der, wie bei Auswärtsspielen üblich, ca. zwei Stunden vor Spielbeginn in St. Gallen Winkeln angekommen wäre. Vorgesehen ist stattdessen, dass der Extrazug erst um 14.55 Uhr, das heisst 1h und 5min vor Spielbeginn, vor der AFG-Arena eintrifft. Den Weg von ca. 15 Min. vom Bahnhof zum Gästeblock mit eingerechnet bedeutet dies, dass man knapp 50 Minuten eingeplant hat, um ca. 700 Fans durch zwei Drehkreuze zu schleusen. Man braucht kein erfahrener Stadiongänger zu sein um zu erkennen, dass eine solche Situation in Kombination mit den oben beschriebenen Umständen, die man als Gästefan in St. Gallen vorfindet, alles andere als deeskalierend wirkt. Wenn sich Menschenmassen auf engem Raum und unter Zeitdruck einem erfahrungsgemäss mit wenig Fingerspitzengefühl agierenden Sicherheitsapparat gegenübersehen, scheinen Komplikationen vorprogrammiert. Die Selbstregulierung, die in der Südkurve in dieser Saison bisher lückenlos funktioniert hat, wird in hohem Masse erschwert.
Diese Zeilen sollen weder als Drohung, noch als vorgezogene Rechtfertigung für Ausschreitungen verstanden werden. Vielmehr ist es unsere Absicht, im Vorfeld auf Missstände aufmerksam zu machen und aufzuzeigen, wie die Behörden bewusst oder zumindest grobfahrlässig Situationen schaffen, die Tumulte an den Eingängen geradezu heraufbeschwören. Wir sind nicht länger gewillt, als alleinige Sündenböcke für Missstände im Umfeld von Fussballspielen hinhalten zu müssen und deshalb immer weitergehende Eingriffe in unsere Freiheitsrechte hinzunehmen. Wir treten hiermit mit dem Anliegen an die St. Galler Behörden heran, die Situation für kommenden Sonntag zu überdenken. Alternative Anreisevarianten werden geprüft.
ZÜRCHER SÜDKURVE
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