Beitragvon AfrikaPower » 21.07.07 @ 13:32
Der FCZ ist voller Selbstvertrauen
Mit neuem Trainer und vier neuen Spielern reist der FCZ morgen zum Saisonauftakt nach Basel. Er hat auch in neuer Zusammensetzung die Sicherheit einer Meistermannschaft.
Von Ueli Kägi, Uitikon Bernard Challandes spielt seine Rolle als FCZ-Trainer. Er ist laut, er zeigt sich ernst, er gibt den Komiker an diesem Freitagnachmittag, gut 48 Stunden vor der grossen Premiere in Basel. Einen wie ihn müsste sich jedes Laientheater in der Gruppe wünschen. Er ist im Unterhaltungsgeschäft Profifussball bestens positioniert.
Andere Zeiten sind angebrochen für den FC Zürich, den zweifachen Meister in Folge. Favre weg, Gämperle weg, Dzemaili weg, Inler weg, Margairaz weg. Dafür Challandes, Fischer, Aegerter, Chikhaoui, Tico und Hassli da. Die Ambitionen aber sind die gleichen geblieben. Nein, sie wären gar noch gestiegen, wenn sich alle der Sprachregelung des Präsidenten anschliessen würden, der wieder den Meistertitel verlangt und den Einzug in die Champions League gleich dazu. Das tun aber nicht alle Angestellten des FCZ. Challandes hat sich die Meisterschaft zum Ziel gesetzt, alles Zusätzliche würde er gerne mitnehmen. Er sagt: «Wir haben das Kader, um uns als Titelverteidiger zu bestätigen und vielleicht den Traum der Champions League zu realisieren.» Fredy Bickel sitzt neben Challandes im Landgasthof Leuen in Uitikon bei dieser Pressekonferenz. Bickel war schon dabei, als Challandes seine erste Ansprache vor den Spielern hielt. Er berichtet, wie «die halbe Mannschaft zusammengezuckt» sei, kaum habe Challandes zu seiner kräftigen Rede angesetzt, wie einige geschmunzelt und sich erfreut hätten am neuen Stil, wie die Spieler offen auf den neuen Chef zugegangen seien. «Der Wechsel von Favre zu Challandes ist überraschend gut und schnell gegangen», findet Bickel. Auch ihm passt die Zusammenarbeit, weil Challandes Probleme direkter angehe und entscheidungsfreudiger sei als Favre. Das will Bickel nicht negativ ausgelegt haben gegen Favre.
Challandes und Favre mögen «von den Emotionen und vom Charakter her sehr unterschiedlich sein» (Bickel). Ihre Idee vom Spiel, ihre Arbeitsweisen auf dem Platz sind sehr ähnlich. Silvan Aegerter, aus Thun gekommen, trainiert seit Mitte April beim FCZ, er kann in der täglichen Arbeit kaum Unterschiede feststellen. Auch Challandes legt Wert auf geordnete Ballstaffetten, auch er feilt an Automatismen. Was Aegerter glaubt, was offenbar alle glauben beim FCZ: Die personellen Veränderungen im Kader bieten mehr und bessere Möglichkeiten. Präsident Canepa ist überzeugt, die neue Mannschaft sei besser als die alte. Challandes fragt: «Soll er sagen, sie sei schlechter?» Und wählt selbst die Vorsichtsvariante: «Die Zeit erzählt, ob wir besser sind oder nicht.» Der Geist und die Leidenschaft der Spieler haben dem Trainer in den ersten Wochen gefallen. In den Testspielen gegen Bröndby (3:1) und Leverkusen (1:0) war er mit defensiver Ordnung und Spielaufbau zufrieden. Was ihm zu oft noch fehlte, waren die prägenden Momente in der Offensive – auch bei stehenden Bällen. Abgänge und Zuzüge will Challandes nicht miteinander vergleichen. Das findet er «dumm». Charakterisieren aber mag er seine Spieler und verrät dabei mit seiner Mimik, wie zufrieden er ist mit dem Angebot. Der Nigerianer Onyekachi Donatus Okonkwo, kurz Tico, hat nicht die Kraft eines Dzemaili oder Inler, er ist im Zentrum des Mittelfeldes der Mann für den Spielfluss, soll immer anspielbar sein, mit seinen Pässen die Richtung vorgeben. Der 25-Jährige trägt die 10, das war wichtig für ihn. Ohne die 10 auf dem Trainigstrikot drohte er an einem Tag gar, die Einheit zu boykottieren. Tico beschäftigt derzeit die Fifa, weil der 1. FC Köln sich über die Abwicklung des Transfers beschwert hat. Seine Spielbewilligung jedoch liegt vor, «schon lange», betont Bickel.
Chikhaoui (20) ist der Offensivspieler mit vielen Talenten, er kann auf den Seiten oder als zweite Spitze eingesetzt werden. Der Tunesier ist technisch stark und kreativ. Der 27-jährige Aegerter mit seiner Lauf- und Zweikampfstärke, mit seinem guten weiten Pass, besetzt das defensive Mittelfeld. Ganz vorne steht Eric Hassli, der bullige Stürmer.
«Diese Mannschaft ist unberechenbarer », urteilt Bickel, «sie ist auf und neben dem Platz spannender.» Verschiedene Spieler könnten jetzt an einem guten Tag einen Match entscheiden. Er muss in diesem Augenblick Chikhaoui, Tico, Raffael und Hassli im Kopf haben. Und er sagt auch: «Das Gefahrenpotenzial des FCZ ist gestiegen – in beide Richtungen.» Die Gefahr für diesen FC Zürich liegt im Misserfolg: Wegen seiner Mischung, die explosiver, schwieriger, lauter ist als bis anhin.
Das Gebet und das «tolle erste Spiel»
Die Neuen sitzen gestern während der Pressekonferenz in der ersten Reihe – abgesehen vom für diese Stunde dispensierten Chikhaoui. Der Muslim hatte vom Klub die Erlaubnis, an diesem für ihn wichtigen Wochentag in der Moschee zu beten. Bickel sagt: «Hoffentlich betet er auch für uns.» Morgen Sonntag reist die Mannschaft nach Basel, zur Nummer 2 aus den vergangenen zwei Jahren mit ihrem schnell geheilten Goalie Franco Costanzo im Tor. Die Qualität des Gegners kümmert Challandes nicht und kümmert Aegerter nicht. Sie sprechen von einem «tollen ersten Spiel» und einem «riesigen Glück». Der FCZ hat auch in neuer Zusammensetzung das Selbstbewusstsein eines Meisters.
Die mögliche FCZ-Aufstellung: Leoni; Stahel, Tihinen, Von Bergen, Rochat; Chikhaoui, Tico, Aegerter, Cesar; Raffael, Hassli.
Die mögliche FCB-Aufstellung: Costanzo; Zanni, Majstorovic, Marque, Nakata; Huggel; Frei, Ergic, Chipperfield, Caicedo; Streller.
Tico kann ein gefaehrlicher Spieler werden... Das gefaellt mir ueberhaupt nicht.