Letzigrund

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billy
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Beitragvon billy » 30.08.07 @ 11:01

Die turbulente Geschichte eines untypischen Fussballstadions

Wie der alte Letzigrund als Pionier bald einmal vom Hardturm überschattet wurde, dafür aber Europacup-Highlights setzte


Der alte Letzigrund mit seinen Leichtathletikanlagen war nicht etwa eine Verlegenheitslösung für die Austragung von Fussballspielen. Lange Jahre war er das fussballerische Zentrum Zürichs.


Die Jubiläumsschrift «50 Jahre Schweizerischer Fussball- und Athletik-Verband» (1895 bis 1945) nennt das zweite Dezennium des vorigen Jahrhunderts als einen Eckpfeiler bei der Entstehung der Sportinfrastruktur in unserem Land. Verfügten Fussballvereine 1914 über 36 eingezäunte Sportplätze, so stieg diese Zahl bis 1924 auf 154 an. In derselben Zeitspanne nahmen die durchschnittlichen Zuschauerzahlen an Länderspielen in der Schweiz um das Sechsfache auf über 18 000 zu. Zeitgenossen sprachen vom Ende der idealistischen und dem Auftakt der materialistischen Epoche im hiesigen Fussball – beschleunigt durch den sensationellen Olympia-Silbermedaillengewinn der Nationalmannschaft 1924 in Paris.

Bis Ende der zwanziger Jahre entstanden in Zürich erst der Förrlibuck (1924), dann der Letzigrund (1925) und zuletzt der Hardturm (1929) – Basel und Bern waren schon lange zuvor wichtige Treffpunkte. Es war dies der Anfang der Ära von Sportplätzen, die neu von Tribünenbauten umgeben waren. Bald wurde es dem FCZ im Utogrund zu eng. Er verkaufte ihn und übernahm unweit davon im Baurecht aus städtischem Besitz eine Wiesenfläche, auf welcher der Letzigrund mit Rasenfläche und einer Aschenbahn mehrheitlich in Fronarbeit entstand. 1925 wurde sie mit dem Stadtderby (2:2) eingeweiht.
Keine Verlegenheitslösung

Fussballenthusiasten jüngeren Alters rümpften in den letzten Jahren der zunehmend baufälligen Beton-Arena Letzigrund die Nase. Das Stadion mit seiner oktogonalen Tribünenanlage und den Bahnen für die Leichtathletik sei gar kein echtes Fussballstadion, seine Verwendung für wichtige Fussballanlässe sei meist als Verlegenheitslösung erfolgt. Diese weitverbreitete Ansicht bedarf der Korrektur, denn die traditionelle Arena Letzigrund blickt auf eine glorreiche Ära der Nationalmannschaft zurück. Der privatrechtliche Hardturm gewann zwar rasch die Gunst der Verbandsoberen (und behielt sie bis in die letzten Jahre), weil er die typisch englischen Kennzeichen eines Fussballstadions aufwies. Aber es war der Letzigrund, auf dessen Bühne sich ab Mitte der zwanziger Jahre sportlicher Grossbetrieb entwickelte.

1926 wurde der Cup-Wettbewerb aus der Taufe gehoben – erster Durchführungsort war der Letzigrund. GC besiegte vor 10 000 Zuschauern den FC Bern. Nur eine Woche später fanden sich trotz Sechseläuten-Wochenende schon doppelt so viele Schaulustige an gleicher Stelle ein, als die Italiener mit viel Politprominenz zu Besuch auf den «geräumigen Letzigrund» (Zitat NZZ) kamen und eine Rekordbesucherzahl für ein Schweizer Länderspiel anlockten. Im Jahr 1930 sahen Tausende den 6:3-Erfolg gegen Holland. Dann warf die Weltwirtschaftskrise Schatten über die Anlage. Der FCZ brachte gerade noch die Kraft (und die Mittel) auf, um für 180 000 Franken einen neuen Stand mit 1500 Sitzplätzen zu erstellen. Bald musste er den Letzigrund an die Stadt abtreten.

Fortan übernahm der Hardturm die Rolle des Letzigrunds. Zwischen 1930 und 1960 fanden alle 25 Fussballländerspiele dort statt. Die Stadt blieb nicht untätig, obwohl sie bezüglich ihrer Sportinfrastruktur hartes Brot biss und mit Projekten beim Souverän keinen Anklang fand. Die berühmt gewordene Abstimmung im Jahr 1953 über einen neuen Letzigrund ging bachab. «Zürich» trug an der WM 1954 im eigenen Land die Nummer 2, Basel, Bern, Genf, Lausanne und Lugano hatten dagegen neue Arenen erhalten (auch heuer bildet die Stadt Zürich das Schlusslicht beim Bau neuer grosser nationaler Sportarenen). Mitte der fünfziger Jahre wurde immerhin der Ausbau des Letzigrunds bewilligt. Im August 1958 wurden die damals futuristisch anmutende Haupttribüne sowie die Stehrampen am Kopfende eingeweiht. Aus dieser Zeit datiert auch die stärkere Entwicklung des Zürcher Leichtathletik-Meetings.
Real Madrid und Liverpool als Stargäste

Das Fussball-Nationalteam blieb jedoch seltener Gast. Damit liess sich aber leben. Die Augen waren weiterhin auf die Arena an der Badenerstrasse gerichtet, sei es wegen populärer Doppelspiele (FCZ und YF), sei es der Leichtathletik-Weltrekorde wegen oder aber weil der seit 1924 ohne Titel gebliebene Hausherr ein Hauptkapitel zu schreiben begann. Zwischen 1963 und 1976 gewann der Stadtklub sechs Meistertitel und fünfmal Cup-Pokale. In diese Phase fielen auch der Einbau einer Kunststoffbahn, die Überdachung der Kopftribünen sowie die Erstellung der mächtigen Beleuchtungsmasten. Die ganz grossen Höhepunkte stellten aber die Meistercup-Halbfinals 1963/64 und 1976/77 (Vorgänger der Champions League) dar. Zuerst machten die Zelebritäten von Real Madrid ihre Aufwartung, dann der Meistercup-Sieger FC Liverpool. 29 000 bzw. 30 000 Anhänger markierten Letzigrund-Besucherrekorde.

Quelle: nzz


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billy
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Beitragvon billy » 30.08.07 @ 11:03

In Rekordzeit von null auf hundert

Nach knapp zweijähriger Bauzeit ist das neue Stadion Letzigrund im Kreis 9 fertig gestellt

Die Vorgabe war ambitioniert: Als sich 2005 abzeichnete, dass die Zürcher Vorrundenspiele der Fussball-Europameisterschaft 2008 im Letzigrund stattfinden werden, war die Zeit schon knapp. Heute Donnerstag kann das neue Stadion mit einer kleinen Feier eingeweiht werden.

Über das Projekt Stadion Zürich auf dem Hardturmareal streiten sich die Bauherren noch immer mit den Anwohnern. Vor den Sommerferien hat das Verwaltungsgericht die von Anwohnergruppen angefochtene Baubewilligung in den meisten Punkten als rechtens bezeichnet. Ob dieser Entscheid von einer der Parteien ans Bundesgericht weiterzogen wird, ist noch offen. Ganz anders sieht es auf der anderen Seite der Geleise aus, im Stadtkreis 9. Dort ist innert kürzester Zeit ein von Grund auf neues Stadion entstanden – der neue Letzigrund. Für Hochbauverhältnisse kann man sogar von Windeseile und einer Parforceleistung sprechen: Der Spatenstich erfolgte Mitte November 2005, der Abbruch des alten Stadions wurde am 21. August 2006 in Angriff genommen, der neue Letzigrund konnte am 24. August 2007 an die Bauherrin, die Stadt Zürich, übergeben werden.

Leistungsstarke Überwachungskameras

Dabei war alles viel gemächlicher angelaufen. Lange war geplant gewesen, die drei Zürcher Vorrundenspiele der Fussball-Europameisterschaft 2008 (EM) im neuen Stadion Zürich durchzuführen. Der Bau des Letzigrunds eilte nicht. Juristische Ränkespiele um den Gestaltungsplan und die Baubewilligung für das reine Fussballstadion mit Mantelnutzung im Kreis 5 brachten aber den Zeitplan durcheinander. Plötzlich drohte die grösste Schweizer Stadt ohne Stadion für den weltweit drittgrössten Sportanlass dazustehen. Da schaltete der Stadtrat, zog den Bau des Letzigrunds zeitlich um mehr als ein Jahr vor und machte das Projekt für die EM tauglich. Im Juni 2005 nahmen die Stadtzürcher Stimmberechtigten den 110-Millionen-Franken-Kredit für den Neubau mit gut 75 Prozent Ja-Stimmen-Anteil an. Ebenfalls genehmigt wurden 11,3 Millionen Franken für bauliche Massnahmen im Hinblick auf die EM. Knapp 70 Prozent der Stimmenden sagten Ja zur temporären Kapazitätserweiterung. Dabei kam dem Projekt sicher zugute, dass es ohne Mantelnutzung wie Hotel und Läden daherkam. Weil sich der Kanton mit 8 Millionen Franken und auch der Bund mit einem mindestens gleich hohen Betrag an den Kosten beteiligen, kommt der Bau die Stadt Zürich günstiger zu stehen. Rekurse gingen keine ein, mit Anwohnern, die den Baulärm fürchteten, konnte eine Lösung gefunden werden. Noch im gleichen Jahr begannen die ersten Arbeiten. Beim Abbruch des Stadions half die Bevölkerung tatkräftig mit: Am ersten Tag konnten sich Fans und Nostalgiker Stücke des alten Letzigrunds sichern. Rasenziegel, Tribünen-Stühle, Fetzen der Tartanbahn, Betonbrocken und vieles andere wurden abtransportiert.

Dann übernahmen die Fachleute das Zepter und machten sich am alten Stadion zu schaffen. Als die einen das Stadion abbrachen und den Bauschutt sowie den Aushub an Ort und Stelle in Beton verwandelten, hatten andere schon damit begonnen, das neue, leicht versetzt angeordnete Stadion nach den Plänen der Architekten Bétrix & Consolascio hochzuziehen. Fast im Wochenrhythmus liess sich der Baufortschritt beobachten. Der milde Winter kam den Arbeiten entgegen, die Marschtabelle liess sich problemlos einhalten. Gleichwohl wurden in den letzten Wochen noch kilometerweise Kabel für die Technik verlegt. Alle Funktionstests waren erfolgreich. Mit den neuen Sicherheits- und Überwachungskameras lässt sich jeder Winkel im Stadionrund heranzoomen, so dass man sogar erkennen kann, wer welche Zigarettenmarke raucht.

30 930 Plätze in der EM-Konfiguration

Herausgekommen ist ein teilweise in den Boden versenktes Stadion mit 31 hochragenden Scheinwerfern, das sich gut in die Umgebung einfügt. Besonders auffällig ist die Dachkonstruktion, deren Stahlstützen millimetergenau montiert werden mussten. Der Letzigrund wurde denn auch bereits mit dem «Prix Acier» für den besten Stahlbau 2007 ausgezeichnet. Das Dach ist begrünt und mit Solar-Paneelen versehen. Ein Restaurant mit Sicht auf den Rasen, ein neu entwickelter Belag für die Tartanbahn, zwei grosse Videowände, Krafträume, eine Turnhalle, Büros, 21 Verpflegungsstationen, 444 Toiletten, zeitgemässe Umkleidekabinen und bis zu 855 Arbeitsplätze für Journalisten machen den Letzigrund zu einem der modernsten Stadien überhaupt. Neben dem Stadion hat es zwei Aussenspielplätze für Trainings und regionale Fussballspiele.

Solange das Stadion Zürich nicht steht, tragen der FCZ und neu GC ihre Heimspiele im Letzigrund aus. Der FCZ trainiert auch auf dem Areal. Vor allem ist das Stadion aber ein nationales Leichtathletik-Zentrum und Austragungsort des Meetings Weltklasse Zürich. Ausserdem sollen pro Jahr maximal vier Open-Air-Konzerte stattfinden. Im alten Letzigrund standen an Sportveranstaltungen insgesamt 23 605 Plätze zur Verfügung, davon 12 000 Steh- und 11 605 Sitzplätze, an Konzerten total rund 48 000. Im neuen Letzigrund finden in der EM-Konfiguration 30 930 Zuschauer Platz, davon können 29 630 sitzen. Nach der EM wird das Stadion für Fussballspiele über 25 160 Sitzplätze verfügen. Am Meeting wird eine Kapazität von 26 000, davon 19 300 Sitzplätze, möglich sein. Für Konzerte können bis 50 145 Personen den Letzigrund besuchen.

Quelle: nzz

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billy
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Beitragvon billy » 30.08.07 @ 11:04

Eckpunkte der Letzigrund-Geschichte

Die Geschichte des Stadions Letzigrund hat vor mehr als 80 Jahren ihren Anfang genommen und war immer eng mit dem FC Zürich (FCZ) verbunden. Der Stadtklub baute die ersten Tribünen aus Holz noch selber. Hier sind die wichtigsten Meilensteine des Letzigrunds (siehe auch Artikel Seite 53):

1923: Der FCZ pachtet den Letzigrund von der Stadt Zürich und baut eine Sportanlage zur Austragung internationaler Wettkämpfe mit einer Tribüne aus Holz.

1925: Eröffnung des Stadions mit dem Stadtrivalenderby FCZ - Grasshopper-Club.

1930: Brand der Holztribüne und Bau einer neuen Betontribüne.

1935: Die Stadt kauft dem FCZ die Stadionbauten ab und erweitert die Leichtathletik-Anlagen.

1973: Erstes Meeting Weltklasse Zürich.

1984: Neubau der Osttribüne.

1998: Ein Sanierungsprojekt für rund 50 Millionen Franken wird vorgestellt. 2001: Ein Wettbewerb für ein polysportives Stadion mit Fussball und Leichtathletik auf dem Hardturmareal wird ausgeschrieben.

2002: Entscheid für den Neubau von zwei Stadien: Leichtathletik im Letzigrund, Fussball im neuen Stadion auf dem Hardturmareal.

2004: Architekturwettbewerb für den Neubau des Letzigrunds. Dem Siegerteam Bétrix & Consolascio aus Erlenbach gehören auch Frei & Ehrensperger Architekten und Walt & Galmarini Ingenieure an.

2005: Ein Rechtsstreit um das für die Fussball-Europameisterschaft 2008 vorgesehene Stadion Zürich auf dem Hardturmareal zieht sich in die Länge. Der Stadtrat entscheidet kurzerhand, den eigentlich für später geplanten Bau des neuen Letzigrunds vorzuziehen, um dort drei Vorrundenspiele der EM austragen zu können. An der Volksabstimmung vom 5. Juni werden der Baukredit über 110 Millionen Franken und der Fussball-Europameisterschafts-Kredit über 11,3 Millionen Franken klar angenommen.

2006: Am 18. August kommt das letzte Leichtathletikmeeting im alten Letzigrund zur Austragung. Am 20. August wird zum letzten Mal Fussball gespielt. Einen Tag später beginnt der Abbruch des Stadions.

2007: Am 30. August ist der neue Letzigrund fertig gestellt und wird mit einer kleinen Feier eingeweiht.

Quelle: nzz

Die wichtigsten Veranstaltungen

7. September: Leichtathletikmeeting Weltklasse Zürich und offizielle Eröffnung mit Bundesrat Samuel Schmid.

22. September: Meisterschaftsspiel und Stadtrivalenderby FC Zürich gegen Grasshopper-Club Zürich.

30. September: Tag der offenen Türe für die Bevölkerung.

13. Oktober: Freundschaftsländerspiel Schweiz gegen Österreich.

9., 13. und 17. Juni 2008: Je ein Vorrundenspiel der Fussball-Europameisterschaftsendrunde 2008.

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Beitragvon Mr. X » 30.08.07 @ 13:12


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Beitragvon Jimbo J. » 30.08.07 @ 17:24

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Beitragvon gelbeseite » 30.08.07 @ 17:30

Und zu 2/3 werden die Ränge leer bleiben..
Suedkurvler hat geschrieben:Ich habe gehört, dass FCZ-Hooligans morgen Abend an die Hombrechtiker Chilbi gehen, um dort gegen Rechtsradikale zu "schlegle".
Vielleicht ist es ja auch nur ein Gerücht.
Wer weiss mehr?

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Beitragvon hardauviertel » 30.08.07 @ 17:33

gelbeseite hat geschrieben:Und zu 2/3 werden die Ränge leer bleiben..


Wen der restliche Drittel singt, soll es so bleiben.
Wir mit der Stimme! Sie mit Kampf!
Beide mit Leidenschaft zum SIEG!

http://referee.pixforum.net/


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