idurletram: alter Fan-Chlaus, 64 Jahre alt, im Letzi sonst auf der Osttribüne (bis 30.6.07 1'000er Club)
Mein Neffe konnte in letzter Minute nicht gehen und schenkte mir sein Billet.
Anreise (nicht mit dem Extra-) Zug.
Ankunft St.Jakob ca. 12:45
Habe in der Schweiz noch nie so ein Polizei- und sonstige Sicherheitskräfte-Aufgebot gesehen. Es war nicht ganz einfach in den hermetisch von einem Kordon abgeschirmten Gästesektor B zu gelangen.
Einmal beim Eingang angekommen, zuerst in grossem Knäuel über 20 Minuten gewartet (rechter Eingang), bis ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass nun auch links mehere Türen zu unserem Sektor geöffnet wurden. Dort innert Sekunden Einlass, kein Bodyfilzing bei mir (nur kurzer Blick in meine mitgeführte Tasche) führe dies auf meinen Altersbonus zurück.
Im Südkurvensektor unten etwa in der Mitte Platz genommen. Ich wurde zuerst offensichtlich kritisch betrachtet und auch gefragt ob ich ein 'Zivi' sei. Habe mich daraufhin vorgestellt (Hürlimann Bier Vergangenheit) - vielleicht erkennt mich nun hier jemand im Forum?) und wurde dann sehr herzlich willkommen geheissen. Zweimal wurde mir spontan (alkoholfreies) Bier offeriert und eine Bezahlung trotz meinem Insisitieren abgelehnt. Herzlichen Dank für die generationen übergreifende Gastfreundschaft, ich kam mir gleich 40 Jahre jünger vor.
Südkurvenfans vor Spielbeginn: prima Stimmung, tolle Spruchbänder, gute Ballonaktion (allerdings etwas Respekt vor Gehörschäden, wenn Ballone unmittelbar hinter den Ohren von Fans extra zum platzen gebracht werden ...). Prima Anfeuerungen und Gesänge/Sprüche über / zur eigenen Mannschaft / zur Stadt Zürich /zum Verein. Etwas Mühre bereiten mir die Betitelungen der Spieler des FCB (A....ch). Generell etwas gar viel Fäkaliensprache wenn von den 'anderen' Spielern, anderen Fans, oder 'Gigi' die Rede ist.
Südkurvenfans während dem Spiel: prima Stimmung, in meiner Umgebung absolut angenehm und ungefährlich, konnte sogar teilweise absitzen ohne den Ueberblick zu verlieren. Prima Stimmung offensichtlich auch auf dem Balkon. Unangenehm für mich einzig die heissen Uebereste der brennenden Fakeln die auf uns herunterrieselten (verstehe überhaupt nicht ganz, warum Fackeln am hellichten Tag so faszinierend sein sollen, vielleicht liegts nur am Stolz diese hineingeschmuggelt zu haben? ...). Toll die Reaktion nach den ersten beiden Basler Toren: sofortige stimmgewaltige Unterstützung des FCZ, etwas länger dauerte dies nach dem 3:1 ... Endlich habe ich auch die meisten Texte der Südkurve verstanden, die ich sonst auf der Letzi-Osttribüne nur erraten konnte.
Nach dem Spiel: Unmittelbar nach dem Penalty versuchte ich via den unteren Ausgang vor der 'Masse' weggehen zu können. Aber das Tor blieb dauernd verschlossen, Stewart (mit Schlüssel) und Polizei rieten mir, den oberen Ausgang zu nehmen - ich (64 Jahre alt) fragte den Polizisten zurück, ob er auch seinem eigenen Vater diesen Ratschlag (zurück ins Gewühl, Chaos) geben würde, er verneinte etwas verlegen, aber das seien halt seine Weisungen ... während dieses nicht unfreundlichen Gesprächs hat mich eine Polizistin andauernd mit Ihrer Videokamera gefilmt, Frage mich ob ich nicht ein Copyright an diesem Video habe ...
Ich konnte das Stadion, Richtung Innenstadt Basel, erst 50 Minuten nach Spielschluss verlassen und ahne jetzt wie man sich in einem Käfig/Gefängnis fühlt, mit verschlossenen Fluchtwegen. Die üblen Beschimpfungen der Polizisten und Stewards allerdings finde ich fehl am Platze, die (müssen ja nur) machen, was Ihnen befohlen wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Sicherheits-Konzept wie es hier angewandt wird (aber anscheinend auch in Zürich) UEFA-EURO 2008 tauglich ist. Wenn ich mit der WM in Deutschland vergleiche (ich hatte ein 'follow your team Italy' ticket und sah 7 Spiele live), dann hat es dort die Polizei verstanden Ihre Präsenz nicht provozierend zur Schau zu stellen, sondern diskret, aber promt einzugreifen, wenn ^Not am Manne' war, oder sind unsere Extremfans (egal von und für welche Mannschaft) soviel gefährlicher als Ausländer?