Der Sicherheitschef des FC Zürich ist abgesetzt worden
Christian Schöttli ist über seine Doppelrolle als Sicherheitschef des FCZ und Mitglied der Delta-Geschäftsleitung gestolpert. Gegen seine Angestellten läuft eine Strafuntersuchung.
Christian Schöttli stand stets unter dem Verdacht, sich die Aufträge selber zu vergeben. Als Sicherheitschef des FC Zürich war er für Ruhe und Ordnung an den Heimspielen verantwortlich, als Geschäftsleitungsmitglied der Delta, einer privaten Sicherheitsfirma, führte er das Mandat aus.
Die Doppelfunktion verstiess nicht nur gegen die Regeln der Swiss Football League, sie führte auch zu häufigen Klagen von Matchbesuchern über einen selbstherrlichen und rüden Umgang, nicht nur von solchen aus der Südkurve. Diese forderte schon letzte Saison auf Transparenten die Absetzung Schöttlis.
«Wir sind froh, dass der Vorwurf des Interessenkonflikts aus der Welt geschaffen worden ist», sagt Martin Guglielmetti, der Nachfolger Schöttlis als FCZ-Sicherheitschef und Leiter einer Versicherungsagentur. Die Firma Delta behält das Mandat aber weiterhin. Guglielmetti räumt ein, dass sich das Verhältnis zwischen Verein und Südkurve gegen Ende der letzten Saison zugespitzt habe. Um gegenseitige Feindbilder abzubauen und die Bedürfnisse der andern Seite kennen zu lernen, finden seit einigen Wochen regelmässige Treffen statt. Guglielmetti ist überzeugt, dass «wir auf einem guten Weg sind».
Annäherung zwischen Fans und Klub?
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Auch aus Kreisen der Südkurve gibt man sich vorsichtig optimistisch: Dort hat man den Eindruck gewonnen, dass der FCZ seine Fans nicht mehr ausschliesslich als Sicherheitsproblem wahrnimmt, auch wenn der Verein weiterhin eine so genannte Null-Toleranz-Politik propagiert. Immerhin habe der FC Zürich mit Peter Bürki einen Fanbeauftragten eingesetzt, der diese Bezeichnung auch verdiene.
Die Annäherung ging bisher so weit, dass Guglielmetti im Qualifikationsspiel zur Champions League gegen Besiktas Istanbul die Selbstregulierung der Südkurve vor Ort beobachtete. Als in der hitzigen Schlussphase Bierbecher und Wurfgegenstände aufs Feld flogen, beruhigten in der Südkurve angesehene Fans die Lage mit Handbewegungen und über das Megafon.
Christian Schöttli ist als Sicherheitschef wohl auch aus einem andern Grund untragbar geworden: Laut der Anwältin Manuela Schiller hat die Zürcher Staatsanwaltschaft eine Strafuntersuchung gegen mehrere Angestellte der Firma Delta wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung eröffnet. Die Deltas sollen nach einem Heimspiel des FC Zürich im Frühling einen Fan, dessen Anwältin Schiller ist, beim Verlassen des Stadions ohne Vorwarnung ergriffen, zu Boden geworfen und mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Laut Schiller ist der Schläger identifiziert worden. Dem Fan wird vorgeworfen, an einem vorangegangenen Auswärtsspiel pyrotechnisches Material gezündet zu haben, was in der Schweiz verboten ist.
Das Vorkommnis beim FCZ-Heimspiel wirft die Frage auf, wie weit die Kompetenzen privater Sicherheitsleute gehen. Gemäss Gesetz ist ihnen lediglich erlaubt, verdächtige Personen festzuhalten, aber nicht Personalien aufzunehmen. Das war im Fall des FCZ-Fans jedoch geschehen. Laut Schöttli ist dies im Fussball «gang und gäbe».
Quelle: Tagi Online,
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/zuerich/782935.html