Dem neuen Stadiondach wachsen im Letzigrund die ersten Rippen
Ein Raupenkran hob gestern im Letzigrund einen tonnenschweren Dachträger an seine Position. Bis Ende Jahr soll die Hälfte der Dachkonstruktion des Stadions fertig sein.
Von
Benno Gasser
Zürich.
– Das neue Letzigrundstadion nimmt langsam Konturen an. Spezialisten montierten gestern Dienstag den zweiten von 31 Trägern, auf denen künftig das Flachdach ruhen soll. Am Haken eines 600 Tonnen schweren Raupenkrans dirigierte der Kranführer in seiner Kanzel den 41 Meter langen Stahlträger im Zeitlupentempo zu den Fixierungspunkten zweier massiver Stahlstützen. In der Luft wirkt der 52 Tonnen schwere Träger wegen seiner filigranen Form leichter. Entfernt erinnert er an das Profil eines Flugzeugflügels. «Je schwerer ein Teil ist, umso einfacher lässt es sich an die gewünschte Position bringen», sagt Projektleiter Marco Santucci. Das exakte Einpassen der Dachträger wäre allerdings für die Katz, wenn beim Erstellen der Stützen nicht Präzisionsarbeit geleistet worden wäre. Die so genannten tanzenden Stützen – so benannt wegen ihrer etwas verdrehten Form – sind nach Angaben des federführenden Gene- ralunternehmers Implenia weltweit einmalig und eine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Umgeben von einem Cortenstahlmantel, verbergen sich im Inneren der Stützen ein Vollstahlkern, dicke Armierungsstäbe und Leitungsrohre für die Dachentwässerung, alles in Beton eingegossen. Die Stützen dürfen eine maximale Abweichung von einem Millimeter aufweisen und sind tief in den Beton der darunter liegenden Teile eingebunden.
Bereits nach einer Stunde ist der Träger provisorisch mit der hinteren Stütze verbunden. Sie nimmt die enormen Zuglasten von 1500 Tonnen auf, die von der künftigen Dachkonstruktion auf die Stützen wirken. Kurz darauf ruht der Träger auch auf der vorderen Stütze, die 1800 Tonnen Druck aushalten muss. Nach dem Setzen der ersten beiden Träger soll ab dem 25. Oktober jeden zweiten Tag ein weiterer montiert werden. Das Ziel ist, bis Ende Jahr die Hälfte der Dachkonstruktion fertig zu stellen. Arbeiter bauen und schweissen die Träger im aargauischen Wohlen aus drei Teilen zusammen. Spezialfahrzeuge bringen sie nachts über zwei bestimmte Routen zur Baustelle. Die Träger werden nach der Fertigstellung des Stadions nur noch aus der Vogelperspektive als Rippen auf dem Dach zu sehen sein. Im Stadion selber verschwinden sie unter einer Holzdecke. Im September 2007 wird der Letzigrund mit dem Leichtathletikmeeting wieder eröffnet.
Quelle: tagi