Beitragvon fischbach » 23.07.06 @ 10:29
Hier noch der erwähnte Artikel der BZ vom 19. Juli zum «Danke Stefan»-Transpi (Stefan Niedermaier, CEO Wankdorf-Stadion) der YB-Fans.
Wankdorfstadion: Vor YB - BAsel
Fans boykottieren Gästesektor
Bei YB - Basel droht heute wegen einer Regelung, die eigentlich mehr Sicherheit bewirken soll, ein Chaos auf den Rängen.
Von den mehreren hundert Basel-Fans, die heute Abend um 18.29 Uhr mit dem Extrazug am Bahnhof Wankdorf eintreffen, wird sich kaum einer in den Gästesektor des Wankdorfs verirren. Die Swiss Football League (SFL) hat einen Massnahmenkatalog zur Erhöhung der Sicherheit in den Stadien festgelegt: Fans können Tickets für die Gästesektoren nur noch über ihren eigenen Klub und ausschliesslich gegen Vorlage eines Personalausweises erwerben.
Fangruppierungen befürchten eine grossflächige Fichierung und protestieren. Bis auf weiteres wollen sie die Gästesektoren boykottieren. Dies gilt auch für die Anhänger aus der Basler Muttenzerkurve. Der Aufruf der Fans scheint Wirkung zu zeigen: Lediglich 35 (!) Tickets für den Gästesektor konnten für das heutige Spiel im Wankdorf abgesetzt werden. Um der Registrierung ihrer Daten zu entgehen, werden sich die Fans heute Abend erstmals in anliegenden Sektoren einfinden.
Sicherheit ist gewährleistet
Das birgt Gefahr: Unmittelbar daneben befindet sich unter anderem der Family Corner - eine denkbar ungünstige Konstellation. «Die Sicherheit ist überall gewährleistet», beschwichtigt Stadion-CEO Stefan Niedermaier. Und auch ausserhalb des Stadions soll es ruhig bleiben. Die Stadtpolizei ist heute mit einem Grossaufgebot vor Ort.
Niedermaier ärgert sich allerdings masslos über die neuen Auflagen der Liga. «Diese Massnahme ist nicht durchsetzbar. Es ist eine reine Symptombekämpfung», schimpft Niedermaier. Er befürchtet «Sektorentourismus» und eine gefährliche Durchmischung der Fangruppen. Um diesem Problem vorbeugen zu können, haben sich die Stadionbetreiber vor dem heutigen Hochrisikospiel gegen Basel gewappnet. Alle FCB-Anhänger sollen in einem neu geschaffenen (und mit extra eingebauten Netzen abgetrennten) Sektor hinter dem einen Tor platziert werden. Das sorgt für Mehrkosten in der Höhe von mehreren tausend Franken. «Wir behalten es uns vor, eine Rechnung an die Swiss Football League zu stellen», sagt der verärgerte Niedermaier.
Einnahmen bleiben aus
Keine Entschädigung erhält Niedermaier dagegen für die ausbleibenden Zuschauereinnahmen. Viele Fans in der Schweiz wollen Auswärtsspiele boykottieren. Niedermaier ist sich sicher: «Dieses Experiment wird schnell abgebrochen werden. Man kann die Fans nicht derart schikanieren.» Bereits heute will Stefan Niedermaier seine Vorbehalte gegenüber der Liga schriftlich vortragen.
Unter den Fans kommt es derweil landesweit zum grossen Schulterschluss. Sämtliche Fan-Dachverbände der zehn Super-League-Klubs akzeptieren die neue Regelung nicht - sie rufen geschlossen zum Boykott auf. So wird auch ein Grossteil der YB-Fans am kommenden Sonntag beim Derby in Thun den Gästesektor im Lachenstadion meiden und sich unter die Thuner Anhänger begeben. Sogar ganz auf einen Matchbesuch verzichten heute die Anhänger des FC Zürich, die vor der Luzerner Allmend gegen die strengen Vorschriften der SFL protestieren wollen. Nicola Berger