Juve-Schicksal scheint besiegelt: Zwangsabstieg und zwei Titel weg
Schon vor Beginn des größten Manipulations-Prozesses
in der Geschichte des italienischen Fußballs scheint Juventus Turins
Schicksal besiegelt. Dem Rekordmeister werden die letzten beiden
Meistertitel aberkannt und das eigentlich Drittplatzierte Inter
Mailand wahrscheinlich zum Meister 2006 erklärt. So lautete die
Einschätzung der «La Gazzetta dello Sport». AC Mailand, AC Florenz
und Lazio Rom dagegen kämen in dem am Donnerstag in Rom beginnenden
Prozess mit einem blauen Auge davon. Unter Anklage stehen neben den
vier Spitzenclubs noch 26 Club- und Verbands-Funktionäre sowie
Schiedsrichter und Linienrichter.
Juristen rechnen nach dem Studium der Anklageschrift damit, dass
die Tabelle der vergangenen Saison auf den Kopf gestellt wird. Zudem
werde Juve als direkt Verantwortlicher für die Schiedsrichter-
Manipulationen seiner Funktionäre Luciano Moggi und Antonio Giraudo
in die Serie B geschickt. Moggi und Giraudo seien zusammen mit den
Schiedsrichter-Koordinatoren Paolo Bergamo und Pierluigi Pairetto
sowie Schiedsrichterverbandschef Tullio Lanese und Star-Schiri
Massimo De Santis der Kopf der geradezu mafiösen Vereinigung gewesen,
behauptet die Anklage.
Milan würden rund 20 Punkte abgezogen, so dass der Club zumindest
noch in die Champions-League-Qualifikation einziehen würde. Anders
als Juve wird Milan keine direkte Manipulation von Spielen
vorgeworfen. Milan habe jedoch Druck auf die Schiedsrichter ausgeübt.
Der AC Florenz und Lazio Rom dürfen auf mildere Strafen hoffen:
Florenz habe sich lange gegen Moggi gewehrt, sich dann aber mit ihm
arrangiert, lautet der Vorwurf. Für Florenz erwarten die Juristen
eine Zurückstufung von der Champions League in der UEFA-Pokal.
Auch Lazio würde durch Punktabzüge zwar aus dem UEFA-Cup fliegen,
aber zumindest in der Serie A bleiben, schätzen die Experten ein. Die
Römer haben sich nie an Moggi und seinen Clan gewandt, sondern bei
den mittlerweile zurückgetretenen und ebenfalls angeklagten
Verbandspräsidenten Franco Carraro und Innocenzo Mazzini um «Hilfe im
Abstiegskampf gebeten».
Eine Bitte um faire oder gar wohlwollende Behandlung sei zwar
nicht statthaft, aber noch keine kriminelle Manipulation. Nutznießer
der zu erwartenden Urteile, sind neben Inter auch AS Rom und Chievo
Verona, die in die Champions League einziehen würden.