Diese Herren gewannen vor 25 Jahren den letzten Meistertitel für den FCZ. Jetzt erzählen elf von ihnen, wie es damals war – und wie es heute wieder sein könnte.
Von Barbara Bürer und Niels Walter
1
Hermann Burgermeister
« Ich bin jetzt 25 Jahre auf dem Letzigrund, habe mich also gegen eine eigene Familie, dafür für die Familie FCZ entschieden und so viel erlebt, Hochs und Tiefs, dass ich mich gar nicht mehr richtig an die Meisterfeier 81 erinnern kann. Aber es ist sicher hoch zu- und hergegangen. Jetzt bin ich überglücklich, dass wir heute die Chance haben, den Titel zu gewinnen. Endlich redet man wieder vom FCZ. Sie hätten am Donnerstag, nach dem Spiel YB - Basel, beim Training dabei sein sollen. Noch nie habe ich so viele Leute gesehen! Alle fiebern mit. Ich werde das Spiel gegen Basel auf Video aufzeichnen, weil ich ja, auf der Trainerbank sitzend, den Match nicht in jedem Detail verfolgen kann. Ich muss ja schauen, wie es meinen Spielern geht, ob ich auf den Platz muss, wenn einer am Boden liegt. Natürlich bin ich immer etwas nervös, so drei Stunden vor dem Spiel fängt es an zu kribbeln. Ob ich Champagner in mein Gepäck packe, verrate ich jetzt nicht. Das kann man ja dann im Fernsehen sehen. »
Hermann Burgermeister, seit 1981 Masseur beim FCZ, heute 58.
4
Hanspeter Zwicker
« Die 70er- Jahre und der Meistertitel 1981, das war eine Wahnsinnszeit. Wir konnten machen, was wir wollten, es lief immer gut, fast zu gut. Die Stimmung war riesig, es hatte viel mehr Publikum im Stadion; bei den grossen Spielen war der Letzigrund immer ausverkauft. Der FCZ ermöglichte mir meinen Karrierestart, Präsident Edi Naegeli holte mich von Brühl St. Gallen auf den Letzigrund. Dieser Mann war ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, allein ihn kennen gelernt zu haben, hat mein Leben bereichert. Obwohl ich noch bei vielen anderen Klubs spielte, schlug mein Herz lange Zeit für den FCZ.
Heute ist das nicht mehr so, es ist alles zu lange her. Natürlich freue ich mich, wenn der FCZ Meister wird. Für den Schweizer Fussball ist es jedoch besser, wenn Basel den Titel holt. Diese Mannschaft hat mehr Potenzial, auf europäischem Niveau bestehen zu können. »
Hanspeter Zwicker, 1977 – 81 Flügelstürmer beim FCZ, heute 46, ist Sozialpädagoge im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen.
5
Walter Iselin
« Sehen Sie, wenn man, wie ich, sein Leben dem Fussball verschreibt, dann schlägt das Herzblut immer für den Verein, für den man tätig ist. Ich bin jetzt bei GC. Und hätte es gerne gesehen . . ., ja gut, jetzt ist es anders gekommen. Damals, 1981, als Spieler des FCZ, war es natürlich das Grösste, ausgerechnet beim Erzfeind GC, auf dem Hardturm, im zweitletzten Meisterschaftsspiel diesen einen Punkt zu holen, der uns den Titel sicherte. Das war ja sowieso eine tolle Saison für uns: Meister, Liga- Cup- Sieger und dann noch der Cupfinal gegen Lausanne – wobei ich dieses Spiel in schlechter Erinnerung habe: nicht nur weil wir den Match verloren, ich wurde fünf Minuten vor Schluss, beim 3: 3, vom Platz gestellt. So etwas war mir noch nie passiert. Da war viel Frust dabei, wir, die haushohen Favoriten, ja, und dann kam es halt zu einer Tätlichkeit. – Heute habe ich selber ein Spiel. GC U- 21 gegen Mendrisio. Natürlich interessiert mich, ob Basel oder Zürich den Titel holt – aber dazu sage ich nur: Der Bessere soll gewinnen! »
Walter Iselin, 1972 – 76 und 1980 – 84 Verteidiger beim FCZ, heute 52, ist Nachwuchstrainer bei den Grasshoppers.
6
Roger Kundert
« Ich kanns nicht lassen, ich fiebere mit wie zu alten Zeiten. Am Mittwoch konnte ich das Spiel YB - Basel leider nicht schauen, ich war unterwegs, meine Frau musste mich aber bei jedem Tor anrufen. Und jetzt der Showdown in Basel! Den Titel würde ich Sven Hotz und den Fans am meisten gönnen. Den Meistertitel 1981 erlebte ich als ein Riesending. Da ging die Post ab. Ich weiss noch, dass Jeandupeux sagte, um Mitternacht sollte dann fertig lustig sein. Doch ich ging mit Zwicker noch ins Playboy, ein Pressemann fotografierte uns mit Stumpen im Mund. War das eine Fete! Ja, der FCZ war damals eine Institution in der Stadt. Wenn der Klub wieder mal zwei, drei Saisons um den Titel spielen würde, käme diese Stimmung wieder auf. Nur schade, dass es heute immer wieder zu so wüsten Szenen kommt und es Polizisten in Kampfmontur und Wasserwerfer braucht. Das gabs früher nicht, vielleicht mal eine kleine Schlägerei. Diese Schläger heute machen vieles kaputt. »
Roger Kundert, 1969 – 82 und 1983 – 87 Junior und Mittelfeldspieler beim FCZ, heute 44 und Agenturleiter einer Versicherung.
7
Manfred Moser
« Der FCZ, unter Trainer Jeandupeux, war mein schönster Arbeitsort. Ich war erst 19, als mich Timo Konietzka 1977 nach Zürich holte. Viele haben mir vor diesem Wechsel abgeraten: Du wirst beim grossen FCZ mit den vielen Nationalspielern gar nie zum Einsatz kommen – ich spielte in der 2. Liga bei Vaduz. Ich für mich dachte, diese Chance kommt nie wieder! Am Anfang ging ja auch alles gut, ich spielte, aber dann kam Tschik Cajkovski: Und dieser Trainer war schlimm, der liess mich kaum mehr spielen; einmal, das war furchtbar, wechselte er mich ein und nach ein paar Minuten wieder aus. Mit Jeandupeux kam dann die Wende. Der machte mich wieder stark. Der interessierte sich für den Menschen, wollte genau wissen, was in einem vorging. Auch führte er neue Methoden ein, zum Beispiel – und darüber kann man jetzt lachen – das Stretching oder dass wir uns Spiele auf Video anschauten. 1981 war dann einfach eine Supersaison, und diesen Tag, als wir Meister wurden, den werde ich nie mehr vergessen. »
Manfred Moser, 1977 – 81 Mittelfeldspieler beim FCZ, heute 48, ist Devisenhändler im Fürstentum Liechtenstein.
8
Jure Jerkovic
« Mein FCZ spielt um den Titel. Wunderbar! Ich bin hier in Kroatien absolut auf dem Laufenden, was den Schweizer Fussball betrifft: Miroslav Blazevic ist mit Xamax Zweitletzter, YB spielte am Mittwoch 4: 2 gegen Basel, und heute ist das Endspiel des FCZ in Basel. In meiner Café- Bar in Split läuft das Spiel live am TV, ich habe hier Satellit, Hunderte Kanäle, auch das Schweizer Fernsehen. Wenn der FCZ den Titel gewinnt, schicke ich einen Telefax an Masseur Burgermeister – Burgermeister ist für mich der FC Zürich. Der Klub hat immer von grossen Persönlichkeiten gelebt, früher ‹ el gran presidente› Naegeli, er holte mich damals von Hajduk Split nach Zürich, zahlte eine Ablösesumme von 640 000 Franken und mir einen tollen Jahreslohn von 200 000 Franken. Ich bin dem FCZ und der damaligen Zeit auf ewig dankbar. Bitte grüssen Sie alle meine Freunde in Zürich. »
Jure Jerkovic, 1978 – 86 Mittelfeldregisseur beim FCZ, heute 56, Inhaber einer Café- Bar am Meer in Split, Kroatien.
9
Walter Seiler
« Wenn Sie als Bub jeden Sonntag auf dem Letzigrund standen, dann ist klar, für wen Ihr Herz auch heute noch schlägt: für den FCZ. Ich habe immer zu meinem Vater gesagt, ich will mal in der Nati A spielen, und zwar beim FCZ. Ich war Junior beim FC Dietikon, und der Vater sagte, ich sei einer von vielen, die das wollten, mach mal Step by Step. Dann ging mein Traum in Erfüllung, 1979 – ja, und die Saison 81 war extrem gut, für mich selbst war sie zwar dunkel gefärbt: Etwa drei Spiele vor Schluss erlitt ich gegen Lausanne einen Wadenbeinbruch und sass dann nur noch auf der Bank. – Heute wird Fussball geschaut. Und ich drücke dem FCZ die Daumen, nur dem FCZ.
Walter Seiler, 1979 – 83 Stürmer beim FCZ, heute 52 und Kaufmann.
12
Urs Schönenberger
« Ich habe noch ein Foto von der Meisterfeier zu Hause. Da liegen wir Spieler im Bädli des FCZ, das so klein war, dass wir nicht einmal die Beine strecken konnten. Mittendrin der Masseur Hermann Burgermeister, der uns mit einer mindestens 5- Liter- Champagner- Flasche abspritzte. Es war eine sensationelle Saison. Ich bin 200 Meter Luftlinie vom Letzigrund entfernt aufgewachsen. Das war mein Klub. Und ich mag mich gut daran erinnern, wie ich als Bub Herrn Naegeli begegnet bin und ‹ Grüezi Herr Naegeli› gesagt habe und Herr Naegeli vor mir seinen Hut gelupft hat. Das sind eben prägende Erlebnisse.
Ich bin ja jetzt Trainer – oder sagen wir Feuerwehrmann – beim FC Aarau. Wir müssen am Sonntag gegen den Abstieg kämpfen, aber heute werde ich mir das Finalspiel natürlich anschauen. Denn ich habe ein Herz für Basel und ein grosses Herz für den FCZ – ich finds einfach super, was die aus dieser Saison gemacht haben. »
Urs Schönenberger, 1981 – 86 Verteidiger beim FCZ, heute 47, ist Trainer in Aarau.
13
Ruedi Elsener
« Eine Meisterschaft, die sich erst im letzten Spiel entscheidet – das ist natürlich das Tollste, was passieren kann. Das finale Spiel! Ich hab das ja selber einmal erlebt, nicht mit dem FCZ, sondern mit GC, in der Saison 1977/ 78, auch gegen Basel, aber auf dem Hardturm. So etwas wird man nie, nie vergessen. Diese Ambiance! Für mich war es besonders schön, daran beteiligt gewesen zu sein, das Spiel zu kippen: Es stand 2: 2 – dann habe ich das 3: 2 geschossen und noch das 4: 2. Da bist du dann ein Held! Ich weiss noch nicht, ob ich heute nach Basel fahre oder vor dem Fernseher sitzen werde. Natürlich drücke ich dem FCZ die Daumen, obwohl ich insgeheim ein Fan von Basel bin, weil die Basler guten Fussball spielen und Chrigel Gross ein Jugendfreund von mir ist, der ja wie ich bei GC gross geworden ist. Damals, als ich zum FCZ kam, weil GC mich nach dem Frankfurt- Aufenthalt nicht zurückhaben wollte, hatte ich auf dem Letzigrund eine ziemlich schwierige Anpassungszeit. Wechsel innerhalb der beiden Stadtklubs waren verpönt. Wissen Sie, wem ich den Titel am meisten gönnen würde? Sven Hotz. Der ist jetzt so lange dabei – aber nicht, dass er dann nach dem Titelgewinn aufhört! »
Ruedi Elsener, 1979 – 84, Flügelstürmer beim FCZ, heute 53, ist in der Telekommunikationsbranche tätig.
17
Karl Grob
« Es ist natürlich schön, dass der FCZ wieder um den Meistertitel mitspielen kann. Zu unserer Zeit, in den 70er- Jahren, waren Fussball, der FCZ und GC stets ein Riesenthema in der Stadt, heute ist das nicht mehr so. Das Interesse hat nachgelassen, der FCZ hat zu lange nicht mehr an der Spitze mitgespielt. Die Identifikation mit dem Klub war damals riesig. Viele spielten jahrelang beim FCZ, hielten ihm die Treue. Ich bekam auch Angebote von anderen Klubs. Doch 1000 Franken mehr Lohn im Monat war für mich nicht wichtig. Der FCZ war unsere Heimat. Heute gehen Spieler sofort, wenn sie mehr verdienen können. Der jetzige Erfolg des FCZ zeigt aber auch, dass es eben gut ist, wenn man einem Trainer genügend Zeit lässt, etwas aufzubauen. Das entscheidende Spiel heute muss ich zu Hause am TV schauen, ich bin bei Coop auf Pikett. Wenn der FCZ Meister wird, dann schicke ich bestimmt ein Präsentli in den Letzigrund. »
Karl Grob, 1967 – 87 Torhüter beim FCZ, heute 60, arbeitet im Technischen Hausdienst der Coop- Verteilzentrale Zürich.
18
Franz Peterhans
« Jetzt, da alle über den letzten FCZ- Meistertitel reden, könnte ich ja fast ein bisschen stolz auf mich sein, dass ich damals dabei gewesen bin! Ja, es war schon eine tolle Zeit beim FCZ. Aber irgendwie ist sie auch vorbei. Da mein Sohn Fussball spielt, werde ich am Samstag seinen Match verfolgen – ohne das Spiel in Basel ganz aus den Augen zu verlieren. Eigentlich glaube ich nicht, dass Zürich gewinnen wird. Basel ist eine Macht und wird wohl wie eine Dampfwalze daherkommen. Gewinnt jedoch der FCZ, dann wäre das sagenhaft. »
Franz Peterhans, 1979 – 81 Stürmer beim FCZ, heute 50, arbeitet als Agent bei einer Versicherung.
2
Winfried Kurz
3
Ruedi Landolt
10
Daniel Jeandupeux, Trainer
11
Heini Glättli, Assistenztrainer
14
Gianpietro Zappa, † 8. 5. 2005
15
Urs Zurbuchen
16
Fritz Baur
19
Heinz Lüdi
20
Alberto Erba
Quelle: tagi