Beitragvon trellez » 22.03.06 @ 11:33
Der FC Zürich sucht Tempo und Zauber
Von Ueli Kägi
Es hätte Grund gegeben, nur die Beine etwas auszuschütteln. Der FC Zürich hat am Sonntag gespielt, er ist heute mit dem Heimspiel ( 19.30 Uhr) gegen Xamax wieder an der Reihe. Lucien Favre aber verteilte gestern Morgen auf dem gelblichen Rasen der Allmend Brunau bald einmal die grellen Trainingsüberzüge.
Der FCZ- Trainer wollte Bewegung, Tempo, Ideen und rollende Bälle sehen im Spiel vier gegen vier. Offensive gegen Defensive, enger Raum, Intervalle bis zum ersten Ballverlust. Die Übung ist Favres Reaktion auf die jüngsten Auftritte seiner Mannschaft, er wird sie in den nächsten Tagen und Wochen wieder verlangen.
Der FC Zürich hat in diesem Frühjahr mit Ausnahme des desolaten Cup- Halbfinals gegen YB solid verteidigt. Das war sein Vorteil, der ihm aus 5 Meisterschaftsspielen mit 2 Gegentoren 11 Punkte verschafft hat – seit 11 Spielen ist er in der Liga ohne Niederlage. Der FCZ hat in diesem Frühjahr aber noch nicht die offensive Kraft entwickelt, die ihn in der vergangenen Halbsaison so gut stürmen liess. Die Auftritte waren oft ohne Begeisterung, Tempo und Zauber. Favre sagt: « Unserem Spiel nach vorne fehlt die Unterstützung aus dem Mittelfeld, fehlt die Tiefe. » Der zweitplatzierte FCZ aber benötigt auch wieder ein überzeugendes Angriffsspiel, um Leader Basel auf Dauer zu bedrängen.
Tararache ist der Mittelfeldspieler, der den Stadtklub im Winter verlassen hat. Er hatte die Züge der Mannschaft geprägt wie keiner neben ihm. « Was bringt es, über Tararache zu sprechen? » , fragt Favre, « er ist weg. » « Man sieht, wo er uns fehlt » , sagt Verteidiger Marc Schneider. « Im Spielaufbau, bei den Tempowechseln, bei den Bällen in die Spitze. »
Viele Problemchen gleichzeitig
Auch ohne den Rumänen steckt im FCZ Potenzial genug für eine Rückkehr zum gefährlichen Angriffsspiel. Sein Defizit ist, dass viele Elemente gerade gleichzeitig ihre Problemchen mit sich tragen. Das Flügelspiel hatte zuletzt seine Mängel. Cesar links war nach seiner Verletzung noch nicht der spielstarke Cesar, Di Jorio ( rechts) nicht der Di Jorio des Herbstes, Zuzug Inler bewies sich noch nicht als Alternative mit Gewicht.
Im Sturm ist Keita nach seinem Platzverweis im Cup gegen YB gesperrt. Der FCZ mag gegen Xamax ein zweites Mal auf ihn verzichten und will zu einem strategisch günstigeren Zeitpunkt gegen die vier Spielsperren rekurrieren ( vor dem Auswärtsspiel bei YB am Sonntag?).
Rafael traf im Frühling erst einmal
Auf der Suche nach Bällen verirrte sich Rafael in den jüngsten Partien wiederholt im eigenen Mittelfeld. Der Brasilianer hat nach 10 Toren in den ersten 18 Meisterschaftspartien in diesem Super- League- Frühjahr erst einmal getroffen.
« Wir müssen unsere Stärken, die Konter und das Spiel über die r ausspielen » , findet Schneider. Dzemaili, 20- jährig erst, Neo- Nationalspieler und Puncher aus dem Mittelfeld, ist für die Rolle des neuen Anführers vorgesehen, weil er auch den starken Pass spielen kann.
Er sieht die Aufgabe nicht als Belastung, wichtig ist ihm aber, dass die Mannschaft auch mit einer attraktiveren Ausrichtung ihre Abwehrstärke nicht verliert. « Wenn wir einen Match ohne Gegentore beenden, haben wir unsere Aufgabe schon fast erfüllt. » Margairaz ist der zweite Typ, der die Mannschaft leiten, seine Pässe in den Sturm liefern könnte. Der feine Techniker aber hat nach seiner starken Phase vor einem Jahr und den schwächeren Momenten im Herbst den Kopf nicht frei. Ihm fehlt die Lockerheit, um Kreativität zu entwickeln. « Vielleicht will er zu viel » , sagt Schneider, « aber wir wissen, dass er die Klasse mitbringt. Was er braucht, sind ein, zwei gute Spiele. » Favres Überzeugung ist, « dass alle meine Spieler diese Bälle in die Spitze spielen können. » Er verlangt von seiner Mannschaft mehr Tempowechsel, einen direkteren Zug zum Tor, ein schnelleres Erkennen der Spielsituation. Xamax soll die wiedergewonnene Vielfältigkeit des FCZ heute Abend erleben. Favre sagt: « Natürlich müssen wir gegen Xamax gewinnen. »
Tages-Anzeiger