Der Schuldenberg am Betzenberg
René C. Jäggi braucht dringend Geld (Archiv).
Der 1. FC Kaiserslautern und dessen Vorstandsvorsitzener René C. Jäggi kämpfen gegen das Aus: Das Stadion wird verkauft.
Von Oliver Trust, Kaiserslautern
Die neuesten Zahlen der Wirtschaftsprüfer lassen erneut düstere Wolken über dem Betzenberg in Kaiserslautern aufziehen. Dem hoch verschuldeten 1. FC Kaiserslautern bleibt angesichts seiner Finanznot nichts anderes übrig, als sein Stadion zu verkaufen, oder er steht vor dem völligen Aus. «Das ist nicht nur ein kurzfristiger Liquiditätsengpass für den Klub», sagt der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi.
Das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Kaiserslautern sowie die beteiligten Banken forderten nun die Pfälzer Klubführung auf, in vier Wochen ein Sanierungskonzept vorzulegen. «Es geht darum, die Immobilie vom Verein zu trennen», sagte Jäggi nach einem Treffen mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck. Nach neuesten Plänen sollen dabei das Land, die Stadt sowie die Banken eine Projektgesellschaft bilden, und der Klub selbst tritt als Mieter auf. «Ich sehe eine regionale Lösung. Ich kenne keinen Investor von ausserhalb, der uns erlösen könnte», so Jäggi. «Der Verein muss finanziell entlastet werden. Die Mietbelastung muss auf ein erträgliches Mass zurückgeschraubt werden.»
Die regionale Lösung würde wohl auch den Erhalt des Namens Fritz-Walter-Stadion garantieren. Im Falle eines Investors, über einen Konzern aus den USA wird spekuliert, müsste wohl auch der Name des Stadions geändert werden. Der Name Fritz Walter gilt zwar als offizielle Bezeichnung der Pfälzer Arena, ist aber trotz eines Votums der Vereinsmitglieder nicht in der Satzung verankert, weil es die alte Führung wegen Formfehlern versäumte, diesen beim Amtsgericht verbindlich eintragen zu lassen.
Jäggi widersprach in dem Zusammenhang auch Gerüchten, er selbst, eine seiner Firmen oder «gar Freunde» würden sich in irgendeiner Weise an der neuen Projektgesellschaft beteiligen. «Das ist aber völliger Unsinn. Trotzdem wird mir immer wieder unterstellt, ich rechne den Verein zu Tode», sagte der Schweizer. «Aber nun gibt es den klaren Auftrag des Landes, der Stadt und der Banken, ein Sanierungskonzept auf Grundlage der neuen Zahlen zu erstellen.»
Jäggi wird noch immer angegriffen
Jäggi geht auch davon aus, dass er in Kürze seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender unterschreiben wird. Am späten gestrigen Abend fand eine Sitzung mit dem Aufsichtsrat statt (bei Redaktionsschluss nicht beendet). «Bisher habe ich nur einen kurzfristigen Vertrag. Den alten Vertrag mit dem früheren Aufsichtsrat habe ich nicht unterschrieben. Mir kann keiner sagen: ‹Der hat trotz der prekären Situation zuerst an sich gedacht›», teilte Jäggi mit.
Der Vereinsboss wird vor allem von der alten Führung weiter angegriffen. Er wolle sich lukrative Geschäfte rund um das Stadion sichern. Aus Bankenkreisen in Mainz und Kaiserslautern und aus der Staatskanzlei dagegen wird Jäggis Version gestützt. Grund für die fast hoffnungslose Situation des Klubs seien Millionenzahlungen an Spielerberater, millionenschwere Nachzahlungen an das Finanzamt wegen dubioser Spielerverträge (ein zweistelliger Millionenbetrag wird befürchtet), die den Tatbestand der Steuerhinterziehung erfüllen, sowie Fehlinvestitionen bei Transfers in Millionenhöhe. Dies alles habe die alte Klubführung zu verantworten. Nun müssten dringend Gelder vom Land oder der Stadt kommen, um den Klub sowie den WM-Standort Kaiserslautern zu retten.
Das Fritz-Walter-Stadion muss für die WM 2006 in Deutschland weiter ausgebaut werden. Für den derzeitig ablaufenden Umbau sind bereits rund 50 Millionen Euro veranschlagt. Angesichts leerer Kassen der Kommunen und des Landes stehe man jetzt vor einer schwierigen Planungsphase, um Modelle zur Rettung zu entwerfen. Nach Informationen dieser Zeitung drängen vor allem die Kreditinstitute darauf, dass neue Garantien oder Bürgschaften gegeben werden. Auch Jäggi selbst drängt auf eine schnelle Lösung. Noch im Frühjahr müsse die Sache über die Bühne gehen. «Wir müssen den Klassenerhalt schaffen. Alles nützt nichts, wenn wir in die zweite Liga rasseln», so der Schweizer.
Trotz der Finanznot wird der FCK noch auf dem Transfermarkt tätig werden und Trainer Eric Gerets den Wunsch nach einem Mann für die linke Abwehrseite erfüllen. Der Neue soll bereits am Freitag mit ins Trainingslager in die Türkei fliegen. Das Geld dafür kommt laut Jäggi von aussen.