Tages-Anzeiger» vom 23.8.2005, Seite 40
Urs Fischers makelloser Start
In der neuen Rolle als Trainer des FCZ- Nachwuchses hat der frühere FCZ- Captain mit seiner U- 21- Mannschaft in der 1. Liga die ersten drei Spiele gewonnen.
Von Robert Wildi
Eine Augenweide, wie der junge FCZStürmer Shkelzen Gashi mit Jahrgang 88 den Ball annahm, zwei Gegenspieler ins Leere laufen liess und mit einem harten Flachschuss zum 2: 0 ins Tor traf. Zuvor hatte der aus dem U- 18- Team gekommene Teamneuling bereits den Führungstreffer erzielt. Die Erstligamannschaft des Stadtklubs hatte gegen Zug 94 alles im Griff, schoss noch drei weitere Treffer und gewann mühelos 5: 0.
Ein Saisonstart nach Mass: drei Siege in drei Spielen und bereits elf Tore erzielt. Beim FCZ- Nachwuchs darf man zufrieden sein mit dem Geleisteten. « Die Resultate sind sicherlich positiv für die Stimmung in der Mannschaft » , sagt der neue Trainer Urs Fischer. Etwas darauf einbilden könne sich allerdings niemand. Fischer sieht die Leistung seiner Mannschaft gegen Zug 94 mit kritischen Augen. Die Spieler hätten nicht ans Niveau aus den zwei ersten Partien anknüpfen können und seien vor allem in der Startphase gehemmt aufgetreten. « Es schien, als ob ihnen das Selbstvertrauen gefehlt hat. »
Nicht der Typ des Schleifers
Und obwohl sich seine Schützlinge immer wieder fast mühelos durch die Zuger Abwehrreihen spielten, forderte der Coach während der Partie lautstark mehr Aggressivität. Fischer will als Trainer der U- 21- Mannschaft des FCZ weitergeben, was er als Spieler in 20 Profijahren wie kaum ein anderer gelebt hat. « Ohne totalen Einsatz von der ersten bis zur letzten Sekunde ist nichts zu holen. » Ein Leitsatz, der für ihn auch im Training gilt. Er fordert von den Spielern jederzeit hundertprozentige Leistungsbereitschaft. Disziplin ist auch neben dem Platz gross geschrieben. So hat Fischer seine eigenen Vorstellungen, wie etwa die Ordnung in der Kabine auszusehen hat. Als « Schleifer » würde er sich nicht bezeichnen, « aber ich erachte es als meine Aufgabe, den jungen Fussballern das eine oder andere mit auf den Weg zu geben. » Die einen hätten dies sofort kapiert, andere erst ein wenig später. Inzwischen ist für Fischer dieser Prozess des Kennenlernens abgeschlossen. « Die Mannschaft zieht voll mit, wofür ich ihr ein dickes Kompliment mache. » Für den Trainer hat das Führen mit harter Hand nichts mit Schikane zu tun. Er wolle vielmehr verhindern, dass äusserst begabte Spieler, von denen er im Team diverse habe, nicht an ihre Leistungsgrenze gehen. Fischer möchte Talente fördern und nicht vergeuden. « Ich trainiere Spieler, die fussballerisch besser ausgebildet sind, als ich es war. » Ihnen will er den Weg ins Profigeschäft ebnen. Es gebe nichts Ärgerlicheres, als wenn ein 25- jähriger Fussballer sich eingestehen müsse, nicht genug für die mögliche Profikarriere getan zu haben. So etwas wäre Fischer fremd. Er hat es in seiner Laufbahn als Spieler vor allem dank Fleiss und Einstellung bis zum Nationalteam gebracht.
Die Vision auf den Rängen
Er will sich auch als Trainer weiter entwickeln. « Ich nehme das aber Schritt für Schritt » , sagt Fischer, der bald die Ausbildung zum Instruktor beginnen will. Auf den Rängen des Letzigrunds findet sein bisheriges Wirken beim Erstliganachwuchs bereits hohe Anerkennung. « Wenn der Fischer in diesem Stil weiter macht, wird er irgendwann unsere erste Mannschaft trainieren » , so ein älterer Mann während der Partie gegen Zug. Rundherum zustimmendes Kopfnicken.
DenWeg ins Profigeschäft ebnen will Urs Fischer den FCZ- Talenten.
BILD ANDY MÜLLER/ EQ IMAGES