Beitragvon Kobayashi » 16.11.06 @ 9:37
In der NZZ die Erklärung, warum im Norden noch ein Teil der Kurve steht:
Schonfrist für ein Stück Letzigrund
In Zürich wächst ein neues Stadion - doch das alte ist noch nicht weg
tre. Es heisst, Baustellenbesichtigungen seien vor allem bei Rentnern hoch im Kurs. Doch an der Ecke Herdern-/Badenerstrasse in Zürich Aussersihl bleiben auch Teenager und Jungsenioren fasziniert stehen. Ihnen bietet sich ein Anblick, den man noch vor kurzem nicht für möglich gehalten hatte - und der dem Weltbild aller VCS-Mitglieder nur schlecht entspricht: In Zürich entsteht ein Sportstadion. Aus den Trümmern des alten Letzigrunds wächst neues Leben. Das Fundament der Tribünen ist schon deutlich erkennbar. Die ersten Träger der Dachkonstruktion ragen wie Öltürme aus dem aufgeschütteten Boden. Kranen und Zementmischer stehen im Dauerbetrieb. Die Bauleute arbeiten mit noch grösserem Engagement, als es die meisten Sport-Koryphäen an gleicher Stelle je getan hatten.
Doch die Vorfreude auf den 7. September 2007, wenn die neue Arena mit dem Leichtathletik-Meeting eingeweiht werden soll, wird von der Melancholie verdrängt - zu frisch sind die Erinnerungen an die letzten Grosstaten im alten Oval, an den 100-m-Weltrekord von Asafa Powell, an die epochale Aufholjagd des FC Zürich auf dem Weg zur meisterlichen Eruption am 13. Mai in Basel. Doch Sport-Romantiker haben sich dieses Kapitel Sportgeschichte schon lange nach Hause geholt: Sie sehen den «Meister-Rasen» in Geranienkisten weiterwachsen, sie benutzen Reste der Piste magique als Fussmatte, sie setzen sich nach einem langen Arbeitstag zufrieden in ihren persönlichen Schalensitz. Und sogar von der altehrwürdigen Arena selber steht noch ein Stück - ein letzter Teil der nördlichen Tribüne ragt wie ein surreales Monument in den Himmel - verschont von den Baggern, vergessen von den Abbruchkommandos. Es war weder der Denkmalschutz noch Sven Hotz, der dem geschichtsträchtigen Betonklotz eine letzte Gnadenfrist eingeräumt hat. Es war die Baufirma, die einen temporären Ort für Aufenthaltsräume und eine Kantine brauchte. Aber für FCZ-Sentimentalitäten hat die kein Flair. Sonst hätte sie die Südkurve verschont und nicht diesen verwunschenen Winkel des Stadions, in dem sich einst Basler, St. Galler und (selbst) die Hoppers breitgemacht hatten.
Suchtrupp Bruno Manser
Sektion Üetliberg Hell