Interessanter Bericht über die ach so tolle Vorzeige Liga IT

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Sascha
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Interessanter Bericht über die ach so tolle Vorzeige Liga IT

Beitragvon Sascha » 20.12.02 @ 8:08

Der italienische Fussball spielt mit seinem Leben
Die Liga steht vor dem finanziellen Kollaps. Und will es einfach nicht einsehen.

Von Oliver Meiler, Rom

Es ist ein untrüglich prekäres Zeichen, wenn sich die seriöse Mailänder Wirtschaftszeitung «Il Sole 24 Ore», die den Sport nur aus der wirtschaftlichen Warte observiert, dem Calcio widmet. Und sie tut das in letzter Zeit ausgiebigst und mit ihr sonst gänzlich unüblicher Alarmiertheit. Ein paar Titel der vergangenen Wochen: «Der Calcio ist auf dem Trockenen, ein Crash steht bevor»; «Unser Fussball tritt die Bilanzen mit Füssen»; «Der Calcio steht immer mehr im Offside»; «Ohne Kostensenkungen stirbt der Calcio». Letzteres ist ein Zitat von Adriano Galliani,Vizepräsident des Tabellenführers Milan und seit kurzem Patron des italienischen Profifussballs, der Lega Calcio.

Die «Blödheit» der Präsidenten
Galliani sagte in einem Interview, das der «Sole» am Donnerstag publizierte, er gehe neuerdings lieber zum Zahnarzt, als dass er die finanziellen Daten über den Calcio in der Zeitung lese. Und die sehen so aus: Im Verlauf der letzten Saison häuften die 18 Klubs der höchsten italienischen Spielklasse Verluste in der Höhe von rund 1,5 Milliarden Franken an - 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Und das bei einem nur geringfügig höheren Gesamtumsatz. Bedenklich nimmt sich dabei vor allem die Quote am Umsatz aus, welche die Vereine für Spieler- und Trainersaläre aufwerfen: im Schnitt 85 Prozent (siehe Grafik).

Es ist dies das Resultat einer jahrelangen Preistreiberei, gestützt durch die Illusion, die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte würden nie versiegen. Mittlerweile liegt der Pay-TV-Markt am Boden, die Millionen fliessen zögerlich. Der «Sole» hält mit seinem Urteil nicht zurück, schreibt von der kurzsichtigen «Blödheit» der Klubpräsidenten und von der verhängnisvollen «Gier» der Spielervermittler (eine obskur operierende Macht im Calcio mit verästelten Interessen). Zusammen hebeln sie, laut dem Wirtschaftsblatt buchhalterische Erstklässler, die Vereinsbilanzen aus.

10 Klubs der beiden höchsten Spielklassen und 30 der Serie C stehen kurz vor dem finanziellen Kollaps. Das einst ruhmreiche Napoli zum Beispiel, Zweitletzter der Serie B, bei dem David Sesa mittut, muss bis Ende Saison 76 Millionen Franken auftreiben, ansonsten droht dem Verein aus der drittgrössten Stadt Italiens die Zwangsrelegation.

Aber zurück zu Adriano Galliani. In seiner Doppelfunktion bündelt sich die ganze Anomalie des Calcio. Galliani spricht zwar in der Veste des Sportfunktionärs voneiner «dramatischen Situation» und von einer «inakzeptablen Diskrepanz zwischen Verschuldung und Vermögen der Vereine». In seiner Rolle als Vizepräsident bei Milan aber war (und ist) er einer der Hauptverantwortlichen, wenn nicht Anfang der 90er-Jahre gar der Initiator der neuen Masslosigkeit, der goldenen Verträge und horrenden Transferzahlungen.

Seit bald zwei Jahren predigt er eine absolut notwendige Kurskorrektur, von Kürzungen der Löhne, von der Bestimmung eines «Salarycaps». Doch niemand scheint es ernst zu meinen, die Verhandlungen stocken, die Spieler bestehen auf ihren Gehältern, die Klubs kuschen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Salärsumme der Serie A noch einmal um 16 Prozent an. Galliani gibt nicht sein eigenes Geld aus, sondern jenes seines liquiden Chefs: Silvio Berlusconi, Italiens reichster Bürger, Medienunternehmer, Besitzer und Präsident von Milan - und Premierminister.

Wacklige Brücken zum Volk
Berlusconi dient die AC Milan als Brücke zum Volk, als Statussymbol. Die Fiat-Familie Agnelli hält sich aus dem gleichen Grund Juventus Turin, die Erdölindustriellen Massimo Moratti und Franco Sensi Inter Mailand beziehungsweise die AS Roma. Sie verfälschen den Wettbewerb, pumpen aus der eigenen Tasche nach jeder Saison die leeren Vereinskassen voll. Der Filmproduzent Vittorio Cecchi Gori war auch so einer, bis seine Fiorentina Bankrott ging und nun unter dem Namen Florentia in der vierten Liga spielt. Oder der Römer Financier Sergio Cragnotti, Herr über eine Konservenfirma mit Schulden bis über den Kopf, der seine Lazio verkaufen muss.

Der «Sole» fragt etwas provokativ, ob überhaupt jemand derzeit verrückt genug sei, ins italienische Fussballgeschäft zu investieren. Unter den Tifosi von Lazio war jüngst die hoffnungsvolle Rede von Ernesto Bertarelli, dem vermögenden Chef der Genfer Biotech-Firma Serono und erfolgreichen Segler am Louis-Vuitton-Cup. Doch der gebürtige Römer dementierte am Donnerstag in der «La Repubblica» zum wiederholten Mal jegliche Kaufgelüste. «Ich denke nicht im Traum daran», sagte er. Mehr ein finanzieller Alptraum, der Calcio. [19.12.2002]


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Beitragvon Ducati » 20.12.02 @ 18:55

wundert mich nicht nachdem was man so diese woche gehört hat scheint der bankrott unabwendbar. wir könnten dann steurfluchtspieler billig kaufen he he. scherz beiseite es wäre schade um den fussball aber wie immer bei diesen leuten/managern/abzockern business comes first...



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