...aufgeschnappt im tagi:
Tages-Anzeiger vom 15.06.2004
«Köbi, du musst Gigi für Stéphane bringen»
Aus dem EM-Tagebuch von Fredy Wettstein.
Köbi, Köbi!» (Alice Kuhn schreit in ihrer Wohnung in Zürich-Wiedikon lauter) «Hörst du mich, Köbi? Du bist so weit weg. Du scheinst ja völlig ausser Atem, was ist denn los?»
«Doch, doch, ich höre dich, wart einen Moment.» (Köbi Kuhn setzt sich mit seinem Handy am Rande des Trainingsplatzes nahe des Schweizer Hotels Praia del Rey Marriott auf eine Bank im Schatten)
«Alice, jetzt geht es besser. Schön, dass du anrufst. Ich bin ziemlich kaputt.»
«Immer noch aufgeregt wegen des Spiels gestern?», fragt Alice.
«Nein, ich habe eben etwas trainiert, ich bin ziemlich geschafft.»
«Du hast trainiert? Pass doch auf dich auf, bei dieser Hitze, und denk an deine Hüften.»
«Nein, nein, Schatz, keine Angst. Ich bin nur eben mit der Mannschaft leicht mitgetrabt, der Chrigel, unser Physio, hat das Auslaufen geleitet. Ich lief nur langsam und ganz am Schluss, der Muri war knapp vor mir.»
Alice lacht: «Ja, gut, der Muri mag ja auch nicht so recht, dann kann es nicht so schnell gewesen sein.»
«Aber gegen Kroatien war Muri stark, der war in der Kabine völlig ausgepumpt.»
«Er war wunderbar. Aber Köbi (und Alices Ton wird ernsthaft), wir müssen unbedingt miteinander reden.»
Köbi, ganz erregt: «Was ist denn passiert?»
«Du musst dir dringend Gedanken machen. Am Donnerstag gegen England geht es so nicht, du muss etwas ändern.»
Köbi lacht: «Alice ich weiss, was du jetzt sagst: Dani Gygax, dein Liebling, soll spielen. Davon willst du mich schon lange überzeugen.»
«Ja, Köbi, jetzt muss du ihn von Anfang an bringen, und zwar für Stéphane.»
Köbi, fast entsetzt: «Für wen?»
«Für Chappi natürlich. Du sahst es doch selber, er tut mir fast Leid, aber du musst ihn ersetzen.»
Es ist kurz ruhig, bis Alice fragt: «Köbi, bist du noch da?»
«Ja, ja. Aber . . . (Pause), Alice, das geht doch nicht. Stéphane verdanken wir so viel, er gehört dazu, er hat grosse Verdienste und . . . ( Pause). . . du, ich habe heute morgen wieder in diesem Büchlein von Dalai Lama gelesen. Da steht auch geschrieben, in schwierigen Momenten soll man den Rückhalt in der Familie suchen und zusammenhalten.»
Alice unterbricht ihn: «Es ist ja schön, dass du so denkst, das liebe ich ja an dir. Aber Köbi, du musst jetzt Gigi für Stefan bringen, ihr müsst England schlagen, und das geht nur so.»
«Aber ich kann doch Chappi nicht . . . (Pause), nein, Alice, ich kann es nicht. Ich muss mir und ihm treu . . . es sind seine letzten Spiele mit der Nati, und . . .» Wieder unterbricht ihn Alice: «Köbi, du kannst ihm doch erklären, dass du ihn nachher gegen Frankreich wieder brauchst, er soll sich jetzt ausruhen, drei Spiele sind für diesen alten Mann zu viel.»
Köbi Kuhn schweigt lange, sagt dann: «Wie ist das Wetter in Zürich? Habt ihr es auch wieder schön?»
«Köbi, du willst mir ausweichen. Bitte überleg, was ich gesagt habe. Den Gigi muss du spielen lassen.»
«Du, immer mit deinem Gigi. (Pause, und dann ganz lieb) Alice, lass uns doch am Abend wieder reden, ich muss jetzt noch meine Muskeln dehnen, du weisst, meine Gelenke und Hüften, das ist jetzt wichtig.»
hehe... geil, oder?