Nummer 7 hat geschrieben:ich muss jetzt los in den letzi.....aber nach dem Spiel könnte ich das sonst machen....
Bisch wahnsinnig?!
Star des Augenblicks
Daniel Gygax vom FCZ ist einer, den man mögen muss. Er will seinen Höhenflug verlängern
VON UELI KÄGI
ZÜRICH Irgendwo in einer Bar im Zürcher Langstrassen-Quartier hat am Mittwochabend um 21 Uhr ein Handy geklingelt. Daniel Gygax wollte sich zusammen mit FCZ-Verteidiger Alain Nef und anderen Freunden den Champions-League-Match zwischen Chelsea und Arsenal ansehen, das Tessiner Radio aber ein Interview mit ihm machen. Einigen Medienrummel habe er schon erlebt, vor allem damals an der U-21-EM in der Schweiz 2002, aber was jetzt um ihn herum passiere: «Krass», nennt er das.
Daniel Gygax, Vater Haustechniker, Mutter Opernsängerin, 22-jährig, kleiner Sonnyboy, verheiratet, Meister zweier Hündchen in halber Fussballgrösse, schneller Dribbler, leichtfüssiger Sprinter, hat sich mit seinen jüngsten Auftritten für den FCZ über den Grossraum Zürich hinausgespielt. Die «Tribune de Genève» reist an, das Schweizer Fernsehen porträtiert, die «Schweizer Illustrierte» will ihr Bildli. Sieben Tore in acht Spielen, zurzeit ist bei Gygax praktisch jeder Versuch ein schöner Treffer. Er sagt: «Wenn du auf einer Erfolgswelle schwimmst, gehen Schüsse ins Tor, die vor einem halben Jahr noch auf dem Tribünendach gelandet wären.»
Scharfe Pizza für den Freund und eine Übernahme für Gress
Als Kind trat Daniel Gygax in den FC Baden ein. Mit Vater und Grossvater als gute Fussballer im gleichen Klub war sein Weg vorgezeichnet. Früh habe man bei Dani das Talent gesehen, er habe einfach das Gefühl für den Ball gehabt, erzählt Vater Fritz. «Er war auf dem Fussballplatz schon als Junge ein frecher Kerl», sagt Raimondo Ponte. Der Trainer hatte Gygax' Entwicklung über Jahre verfolgt, bis er ihn 17-jährig zum FCZ holte und ihn in der Nationalliga A debütieren liess.
Für den ersten Profivertrag mit 1000 Franken Fixum brach Gygax seine kaufmännische Lehre ab. Fünf Jahre hat er nun für den Aufstieg benötigt - die Trainer haben den Weg mitgeprägt. Nach Pontes Entlassung im April 2000 kam Gilbert Gress auf den Letzigrund. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer versetzte den Youngster zurück in den Nachwuchs. Und weil Gygax der Schalk im Nacken sitzt, weil er Nef hinter dem Rücken die Pizza mit Chili würzt, weil er auch eine kleine Geschichte mit Witz zum Unterhaltungselement formen kann, spricht er jetzt nur noch vom «Scheitel», wenn er vom Franzosen mit dem wilden Haarwuchs erzählt. «Dem Scheitel», sagt er also, «passte meine Art nicht, Fussball zu spielen. Ich bin halt einer, der Risiken eingeht.» Gygax wechselte deshalb zum B-Klub Winterthur in die Auf-/Abstiegsrunde und dann nach Aarau. 2002 kehrte er zum FCZ zurück.
Der Blonde mit den blauen Augen hat beim Stadtklub schon schwierige Zeiten erlebt. War in seinen Leistungen inkonstant, sass auf der Bank, wurde vom Publikum ausgepfiffen und verhöhnt. Er, der auf der rechten Mittelfeldseite nahe an der Tribüne spielt, bekommt oft mit, was die Zuschauer von ihm verlangen. Findet es nicht stimulierend, wenn einer schreit, der Gygax solle endlich den Finger rausnehmen. Die unbedarften Kritiker nähern sich ihm jetzt als Schulterklopfer. Gygax staunt, wer ihm neuerdings gratuliert, wer alles mit ihm sprechen möchte. Und akzeptiert es als Teil des Geschäfts.
Köbi Kuhn hat Gygax zum Länderspiel in Griechenland vom kommenden Mittwoch eingeladen. Dem Nationaltrainer gefällt, wie der Offensivspieler jetzt sein Potenzial ausspielt, mit Unbeschwertheit stürmt und seine Verantwortung wahrnimmt. Kuhn sagt: «Dass Gygax eine grosse Karriere machen kann, das sieht man.» Und Kuhn sagt auch: «Dass er an die EM fährt, ist realistisch.» Gygax würde es den «Hammer» finden, statt in Deutschland an der U-21-EM in Portugal gegen die grossen Fussballnationen Frankreich und England zum Kader zu gehören.
Doch Gygax muss mehr sein als nur ein Star des Augenblicks, um bis zur EM Thema zu bleiben. Dass ihn seine Tore jetzt unter Zugzwang gesetzt haben, findet er trotzdem nicht. Druck könne er nur sich selbst auferlegen. Er versucht, gelassen mit den gestiegenen Erwartungen umzugehen. Will sich nicht erdrücken lassen von den neuen Ansprüchen, die mit ihm verbunden sind. «Gigi», hat er von FCZ-Anhängern zuletzt auch immer wieder gehört, «heute musst du wieder eine reinhauen.»
Sein Wandel vom talentierten Mitläufer zum Leistungsträger ist mit Lucien Favre verbunden. Der FCZ-Trainer hatte ihm nach der Winterpause gesagt, dass er für ihn nicht eine Rolle auf der Ersatzbank, sondern eine als Führungsspieler vorgesehen habe. Oder wie sich Gygax ausdrückt: «Er hat gesagt: "Du musst dich in den Arsch klemmen. »
Auf jeden Fall hat er verstanden, was der Trainer meinte. «Früher habe ich nicht immer so genau umgesetzt, was Favre verlangt hat.» Nun habe er gespürt, dass Favre ihm die Führungsrolle zutraue. Es ist vielleicht auch diese Zuneigung, die er für seine Entfaltung benötigt. Vater Gygax sagt: «Dani ist feinfühlig.» Favre lässt spüren, wie gut und gern er den Fussballer und Menschen Gygax mag. Und dieser weiss: «Fussball ist vor allem eine mentale Angelegenheit.»
«Seit ich hier spiele, bin ich Fan von der Stadt und diesem Kultverein»
Zu Servette und GC hätte er damals als 17-Jähriger auch wechseln können. «Aber was hätte ich in Genf gewollt?», fragt er. Und GC hat er nie gemocht. Die Grasshoppers sind für ihn die «Insekten da drüben». Der FCZ ist Gygax' Klub, Zürich seine Stadt, Zürich-Altstetten sein Wohnort. «Seit ich hier spiele, bin ich Fan von der Stadt und von diesem Kultverein geworden.» Seine Freunde sitzen bei den Heimspielen auf der Estrade West. Dass sie einen Pullover mit seiner Rückennummer 7 entworfen haben, zeigt er mit Stolz. Freundschaften sind ihm wichtig. Der Vater weiss: «Er würde sein Hemd geben, wenn es jemandem schlecht geht.»
In der Industrie Glattbrugg hat sich Gygax zusammen mit seinem Schwager ein kleines Musikstudio eingerichtet. Plattenauflegen ist sein Hobby, die Hunde beanspruchen seine Zeit, seine Frau steht ohnehin über allem anderen. Und einen nächsten Traum hat er noch: Fussball im Ausland. Deutschland und Frankreich findet er interessant, nach England aber würde er, egal, welcher Premier-League-Klub es wäre: «Ich bin realistisch», sagt er, «Chelsea und Arsenal spiele ich nur auf der Playstation.» Als Schweizer Fussballer im europäischen Markt stellt er sich in die Kategorie 3 oder 4, das sei der Stellenwert. Den FCZ-Fans wäre ohnehin lieber, wenn sein Handy weiterhin in Zürich klingelt.
UND HIER NOCH DAS BÖXLI ZUM ARTIKEL:
Gygax zu Stichworten: «Das ist meine Traumfrau»
Ehe
«Als ich Jasmin zum ersten Mal sah, wusste ich: Das ist meine Traumfrau, die will ich heiraten. Sie gibt mir enorm viel Sicherheit und Kraft - ob ich gut oder schlecht gespielt habe. Entscheidend ist, wie sie mich nimmt und behandelt. Jasmin ist der Mensch, mit dem ich alles teile. Ich habe sie 2002 kennen gelernt, 2003 haben wir geheiratet. Viele in meinem Umfeld haben sich gefragt, ob das in diesem Alter und nach so kurzer Zeit gut sei. Ich denke: Es kommt immer auf das Verhalten der beiden Personen an. Sie hat grossen Anteil an meinen jüngsten Leistungen.»
David Beckham
«Ich habe mit der 7 vielleicht dieselbe Rückennummer wie David Beckham damals bei Manchester United. Und vielleicht hatte ich ähnliche Frisuren wie Beckham, einmal auch einen Kamm. Es ist aber nicht so, dass ich Beckham nachmachen wollte, sondern einfach, dass ich den Style geil finde. Ich habe ein Flair für das Spezielle, Flippige, ich bin schon etwas extrovertiert. Wie Beckham auf dem Platz den Ball streichelt, ist enorm schön. Doch es gibt bessere Fussballer als ihn. Ein Thierry Henry imponiert mir von seiner Spielweise her mehr. Er hat alles, was ein Stürmer benötigt.»
Südkurve
«Sie ist hoffentlich gut gefüllt, wenn wir gegen Xamax spielen. Die Südkurve kann unser 12. Mann sein, ihre Choreografien waren zuletzt der Hammer. Das fällt dir als Spieler schon auf, wenn du ins Stadion kommst. Es ist immens wichtig, dass das Publikum hinter uns steht. Der FC Basel ist Chef im St.-Jakob-Park, weil er in jedem Heimspiel von mehr als 20 000 Zuschauern unterstützt wird. Ob du vor 25 000 Leuten oder 4500 spielst, ist ein enormer Unterschied. Wenn du vom Publikum nach vorne gepeitscht wirst, kannst du Reserven anzapfen, auch wenn du fast keine Kraft mehr hast.»