fankultur im vorwärts

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flöru
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fankultur im vorwärts

Beitragvon flöru » 04.12.02 @ 7:43

hier der txt:

Die Presse berichtet;

Vorwärts: (nr 47 / 02)

EM 2008 nein danke sit. In knapp zwanzig Tagen entscheidet der Europäische Fussballverband (UEFA) über den Austragungsort der Fussball-Europameisterschaft 2008. Beworben hat sich, gemeinsam mit Österreich, auch die Schweiz. Der Boden dazu wird schon jetzt bereitet: Die Repression in den Schweizer Fussball-stadien steigt.

"Kommt die EM - geht die Fankultur" war anfangs November in verschieden Fussballstadien der Schweiz und Österreich auf Spruchbändern zu lesen. Mit dieser Aktion trat ein Bund aktiver Fussballfans an die Öffentlichkeit. In ihrer Medienmitteilung schreiben sie: "Wir wollen einerseits auf die einschneidenden und immer öfter nicht regelkonformen Massnahmen von Verband, Vereinen und Polizei aufmerksam machen und anderseits den immer abstruser werdenden Repressionen entgegentreten."
Was mit "abstruser Repression" gemeint ist, zeigt die Geschichte von Marco*. Nach dem NLA-Spiel FC Luzern gegen FC Zürich wurde er beim Verlassen des Stadions von der Polizei aufgehalten: "Sie brachten mich in eine Art Putzraum im Stadiongebäude", erzählt er. "Ich musste dort meine Personalien angeben und dann machten sie Fotos von mir." Die Polizei durchsuchte Marcos Bauchtasche, fand jedoch keine pyrotechnischen Materialien.
Marco wurde laufen gelassen, weil sich vor dem Stadion Hooligans beider Mannschaften wüste Ausschreitungen lieferten und die Polizisten per Funk gerufen wurden. Einer meinte noch: "Wir haben jetzt keine Zeit für Sie, aber Sie hören bestimmt noch von uns." Einige Tage später erhielt Marco einen Brief vom FC Luzern. Darin wurde ihm das Stadionverbot für die Luzerner Allmend ausgesprochen. Der Grund: "Randalieren während und nach dem Spiel!" Zwei Tage später folgt das Schreiben des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), indem ein landesweites Stadionverbot ausgesprochen wurde. Das Schreiben bezog sich auf die Vorfälle in Luzern. Welche Vorfälle? Als Marco sich bei der Hooliganabteilung der Stadtpolizei erkundigte, wurde ihm das Erzeugen von Rauch im Stadion genannt. Von "Randalen" war nicht mehr die Rede. Marco konnte seine Unschuld beweisen. Sein Stadionverbot wurde aufgehoben. Trotzdem verurteilte man ihn zu einer Geldstrafe von 460 Franken. Weil ein Zivilpolizist im Stadion gesehen hat, wie er Knallpetarden auf sich trug - abgefeuert hat er aber nichts. Wie willkürlich die Stadionverbote verhängt werden, zeigt auch der Fall von Dario*. Auch er bekam nach dem Spiel in Luzern ein Stadionverbot. Sein "Vergehen" lag einzig darin, dass er nach dem Spiel wieder nach Hause wollte. Als er am Bahnhof auf den Zug wartete, kontrollierte ihn die Polizei und er musste seine Personalien angeben. Einige Tage später erreichte ihn das Schreiben mit dem Stadionverbot. Die Begründung lautete: "Randale während und nach dem Spiel." Auch Dario war in keiner Art und Weise an den Ausschreitungen beteiligt. Sein Stadionverbot besteht immer noch.

Wer gut fichiert, gewinnt die EM Zur Zeit sind in der Schweiz rund 190 Stadionverbote ausgesprochen. Diese sind aber nur Teil der Repression. In praktisch allen Stadien wird grundlos gefilmt. Die Aufnahmen dienen dann als Vorwand, um Fans auf die Polizeiwache zu zitieren. Dort werden sie fotografiert und müssen Fingerabdrücke und teilweise DNA-Proben abliefern. Immer häufiger kommt es vor dem Betreten des Stadions zu unverhältnismässigen Kontrollen. Als krasse Beispiele dafür sind der FC St.Gallen und der FC Wil zu nennen: Auf dem Espenmoos müssen sich die Fans der Gastmannschaft in einem Container bis auf die Unterhosen ausziehen. Seit längerem wird auch eine Hooligankartei geführt. Bei der Fichierung wird kein Unterschied gemacht, ob jemand wegen gewalttätigen Ausschreitungen oder dem Zünden von pyrotechnischem Material ein Stadtionverbot kassierte, oder ob es auf dem Nachhauseweg durch eine Polizeikontrolle oder am Bahnhof verhängt wurde.
Was sich als Kampf gegen den Hooliganismus und die damit verbundene sinnlose Gewalt verkauft, kriminalisiert alle. Dabei trifft es oft jene, die mit Hooligans und Gewalt gar nichts zu tun haben. Männliche Jugendliche, die auf der Stehplatzkurve für gute Stimmung sorgen. Sie lieben den Fussball und ihre Mannschaft ist ihre grosse Leidenschaft. Sie wollen im Stadion ihre Party feiern, Fun haben und ihre eigene Fankultur gestalten und ausleben. Zu dieser Kultur gehören auch Rauch und Fackeln. Weil für die Fans auf der Stehplatzkurve dass Fussballspiel ein Fest ist, so wie jedes x-beliebige andere, angefangen beim Seenachtsfest bis hin zur Hundertjahrfeier des Bundes, wo Rauch und Fackeln auch kein Sicherheitsproblem darstellen. Und liesse man die Fans in Frieden ihre Party feiern, wäre es gleichzeitig die beste Prävention gegen Hooliganismus und Gewalt.
Die verschärfte Repression hat aber weniger mit borniertem Bürokratismus zu tun, als viel mehr mit der Kandidatur für die EM 2008. "Diese Begründung nennt uns die Polizei auch immer", sagt Zorro, ein langjähriger Kenner der Szene. Bei der EM geht es um viel, sehr viel Geld. Eine gut gefütterte Hooligankartei erhöhte die Chancen, als Austragungsort gewählt zu werden, beträchtlich. Kann man dem Entscheidungsgremium auch noch beweisen, dass Überwachung und Kontrolle der Fans einwandfrei funktioniert, gibt es noch Pluspunkte dazu.
In den Fankurven hat sich in den letzten Jahren eine neue Fankultur entwickelt. Sie spricht auch viele sogenannte Secondos an. Diese Fankultur hat sich autonom entwickelt und will auch unabhängig bleiben. Sie ist somit für Staat, Fussballverband- und vereine schlecht kontrollierbar. Diese autonome Fankultur ist aber auch jenen Damen und Herren ein Dorn im Auge, die bei Fussball in erster Linie ans Geschäft denken. "Am liebsten hätten die Polizei und die Verbandsheinis ein Tennispublikum im Fussballstadion", bringt ein Fussballfan diese Sicht auf dem Punkt. Der Tennisfan zahlt für seine Eintrittskarte viel Geld, trinkt Champagner und schreit nicht während dem Spiel. So werden auch für die neuen Stadien, die für die EM gebaut werden sollen, nur noch Sitzplätze geplant, die entsprechendteurer sind.

All dies hat mit Fussball - mit dem Sport Fussball- nichts mehr zu tun. Und so schwer es auch dem Fussballherz fällt, aber unter diesen Umständen kann uns die EM 2008 gestohlen bleiben.* Name der Reaktion bekannt

Quelle: Vorwärts fankultur.ch



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exil südkurve ;)


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Beitragvon SoloFcz » 04.12.02 @ 20:18

sehr guter Text - respeckt



Kommt die EM - geht die Fankulur

Stopt die Polizei-willkür

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flöru
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Beitragvon flöru » 04.12.02 @ 20:47

ist nicht von mir... aber egal... ist aus dem vorwärts...
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exil südkurve ;)

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Beitragvon SoloFcz » 04.12.02 @ 21:44

ich weiss von wem es ist.....

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flo
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Beitragvon flo » 04.12.02 @ 21:48

SoloFcz hat geschrieben:ich weiss von wem es ist.....


Tja, wenn im Vorwärts was über Fussball steht, muss man nicht mal den Kürzel "sit." sehen, um zu erkennen, von wem das Teil stammt... :)

Gruss Flo
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