Folgenden Artikel habe ich aus dem anderen (tönt besser als alten) Forum geklaut...
Käuflicher Erfolg - nicht nur beim FC Basel
Wussten Sie, dass man Erfolg kaufen kann? Ganz ohne Cumulus und Supercard? Und erst noch in rotblau? Alle reden vom FCB. Ich nicht. Ich schreibe darüber.
[Roger Graf] - Schon höre ich die ersten Meckern. Wieder einer dieser neidischen Ziircher, die den heiligen Christian und seine tapferen Mannen durch den Kakao ziehen möchten. Denkste. Obwohl von Geburt an ein treuer Limmatstädter waren mir die Basler und vor allem die Baslerinnen immer sympathisch. Heutzutage ist sowieso alles global. Basel holt den Gross und ein paar Spieler aus Zürich, um das Stadion zu füllen. Zürich holt den Marthaler und ein paar Schauspieler, um das Schauspielhaus zu leeren. So haben beide Städte ein wunderbares Thema, über das in Zeitungen und Zeitschriften seitenlang viel Blödsinn geschrieben werden kann.
Doch so einmalig, wie jetzt viele schreiben, ist das Basler Fussballmärchen nicht. Die Zürcher haben vorgemacht wie es geht. Was der FCB für Basel, das war der ZSC für Zürich. Ein heiss geliebter Eishockeyverein mit der tollsten Halle und dem besten Publikum der Schweiz. Und erbärmlich erfolglos. Jahrelang. Jahrzehntelang. Doch dann wurde der ZSC von der SVP übernommen. Die Herren Simon Schenk und Walter Frey kauften alles zusammen, was einigermassen gerade auf Schlittschuhen laufen konnte und voila, die ZSC Lions sind seither Top. In Basel gehören die reichsten Leute der Stadt nicht der SVP an, dafür aber der Pharmabranche. Deshalb wurde der FCB von einer Rocheerbin übernommen. Es wurde alles zusammengekauft, was einigermassen mit einem Ball umgehen konnte, und schon war man in der Champions League. So einfach geht das. Oder etwa doch nicht, Herr Hotz? Was, Sie kennen Herrn Hotz nicht? Das ist aber schade. Herr Hotz ist nämlich ein Ehrenmann, der seit etwa 200 Jahren Millionenbeträge in den FC Zürich buttert und dafür regelmässig eine Herbstdepression erntet. Und da Herr Hotz sein Geld auf dem Bau verdient und nicht in der Pharmabbranche, kann er nicht einmal von den eigenen Depressionen profitieren.
Erfolg kann man kaufen. Sagte sich auch Martin Ebner. Aber was machte der Herr mit der Fliege? Statt teure Spieler für den FC Freienbach zu posten, kaufte er ABB Aktien. Das hat er jetzt davon. Nicht "Ronaldo schiesst Freienbach in die Nationalliga B" heisst jetzt die Schlagzeile, sondern "droht der ABB der Konkurs?". Und aus dem Swissair Debakel hat auch niemand etwas gelernt. Sonst gäbe es jetzt keine Swiss, dafür einen FC Kloten mit Figo und Vieri, was wären da die Basler neidisch. Herr Hotz aber sitzt traurig im Letzigrund und fragt sich, ob er sich einen neuen Trainer leisten soll. Der heilige Christian ist nicht zu haben, der trainiert im nächsten Jahr vielleicht schon die Bayern aus München. Jemand sollte dem lieben Herrn Hotz zu Weihnachten einen neuen Verein schenken. Oder ein paar ABB Aktien.
Roger Graf ist 1958 in Zürich geboren. Neben Romanen (u.a. «Zürich bei Nacht», «Kurzer Abgang») schreibt Graf Kolumnen, Drehbücher und Theaterstücke. Er ist der Autor und Regisseur der Hörspielserie «Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney», die seit 1989 auf Radio DRS3 zu hören ist. Graf lebt als freier Schriftsteller in Zürich.
Homepage: www.rogergraf.ch