laissa hat geschrieben:wir gewinnen!!
Etwas zum Einstimmen auf das letzte Spiel der Vorrunde.
Aus dem Bündner Tagblatt von heute:
Franck the Tank – der moderne Antiheld
Panzer nennen sie ihn in Zürich liebevoll. Und meinen das nicht etwa hämisch, weil er den Ball am Fuss führt, als hätte er gefühlslose Füsse aus Stahl. Franck Etoundi, der Angreifer aus Kamerun, wirkt wie die Karikatur eines Fussballspielers. Hierzulande verfügt jeder einigermassen talentierte Viertligaspieler über die bessere Technik als der Hühne im Sturm des FCZ. In der verspielten, eleganten und technisch unfassbar talentierten Mannschaft des FC Zürich wirkt der kräftige und etwas ungelenke Etoundi stets wie ein Fremdkörper.
All die kleinen, mit Talent reichlich, ja im Überfluss gesegneten Offensivspieler des FCZ wie Yassine Chickhaoui, Davide Chiumiento oder Marco Schonbächler. Und mittendrin Franck Etoundi. Franck the Tank, wie sie ihn in Zürich liebevoll nennen. Denn ja, der Kameruner ist der mit Abstand technisch schwächste Spieler im Kader des FCZ. Doch die Menschen lieben ihn. Weil er, wie er selbst sagt, sein Herz und seinen Körper gibt. Für den FCZ. Immer wieder aufs Neue. Etoundi opfert sich. Für all die eleganten, mitunter aber auch etwas launischen Künstler im Team. Franck the Tank ist einer, mit dem sich die Fans identifizieren können. Weil er so gewöhnlich ist. So anders als die beiden Jahrzehnttalenten Yassine Chickhaoui und Davide Chiumiento, bei denen jeweils schon ihre erste Ballberührung verrät, was für aussergewöhnliche Spieler sie sind. Etoundi aber genügte den höchsten Ansprüchen nicht, als er als junger Spieler aus Yaoundé in die Schweiz kam. In die Provinz zu Biel wurde er abgeschoben. Doch er gab nicht auf. Kämpfte sich voran. Schritt für Schritt. Spiel für Spiel. Unter all den Künstlern im FCZ, deren Spiel naturgemäss immer etwas Spekulatives hat, wirkt Etoundi wie der letzte, ehrliche Arbeiter.
Es hat schon fast etwas berührend unschuldiges, wie verloren der so offensichtlich Talentfreie unter all den Artisten wirkt. Und so erkennen die Fans in Etoundi immer auch ein wenig sich selbst wieder. Auch sie sind die ehrlichen Arbeiter in einem System, das primär die Spekulation belohnt. Auch den Fans bleibt nichts anders als harte Arbeit. Auch sie haben nichts anders zu geben als ihr Herz und ihren Körper. Oder wie es die NZZ formuliert hat: Oft sind es nicht die allerbesten Spieler, die zu Lieblingen des Publikums werden. Aber sie sind es, die den Fussball liebenswert machen, mit ihrer Echtheit, ihrer Eigentümlichkeit oder ihrem rauen Charme. Etoundi, einer von vielen. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – ein moderner (Anti-)Held.
Luca Geisseler