Volksabstimmung im September 2003
14.11.2002 Beim Stadion Zürich stimmt - einen Monat vor Vergabe der EUR0 2008 - der Fahrplan. Reinhard Giger, Head Real Estate Management der Credit Suisse, ist zuversichtlich, dass die Leadinvestorin in den nächsten Tagen den Gestaltungsplan vorlegen kann.
Selten nur orientieren sich Zürcher an der rot-blauen Stadt am Rheinknie. In Sachen Fussballstadion aber tun sie es. Der St. Jakob-Park zeigt, dass Fussball auch in der Schweiz gesellschaftsfähig sein kann. Deshalb fiebern die Verantwortlichen des Grasshopper-Club Zürich und des FC Zürich dem vierten Quartal 2006 entgegen. Dann wird das Stadion Zürich eröffnet. Es bietet 30 000 Zuschauern Platz und setzt mit seiner weltweit einmaligen Form von zwei übereinanderliegenden, leicht abgedrehten Fünfecken nicht nur dem Kreis 5, sondern der ganzen Stadt einen neuen architektonischen Glanzpunkt.
Volksabstimmung im September 2003
Noch ist es nicht so weit, gilt es Klippen zu überspringen, eine Volksabstimmung im September 2003 beispielsweise. Aber die klaren Bekenntnisse der Politiker stimmen optimistisch. "Stadien sind ein bisschen die Kathedralen der Postmoderne. Ein Brennpunkt der Emotionen", erklärte Stadtpräsident Elmar Ledergerber im Grasshopper-Mitgliedermagazin. Und vor dem GC-Donnerstag-Club lobte Hochbaureferentin Kathrin Martelli das "tolle Projekt und dessen hohe architektonische Qualität". Sie beschwor die "Magie der 5" und stellte, Mutter eines Hobbyfussballers, fest: "Fussball vereint die Stadt."
Breite Akzeptanz in der Stadt Zürich
Der Startschuss zu einem reinen Fussballstadion auf dem Hardturm-Areal in Zürich-West war am 7. Mai 2001. Ein knappes Jahr später, am 4. April 2002, konnte das siegreiche Projekt von Meili & Peter (Architekt), Conzett, Bronzini, Garmann (Bauingenieur) sowie Batigroup (Generalunternehmung) vorgestellt werden. Seither tourt das Stadion-Projekt durch die ganze Stadt und stösst allenthalben auf Interesse und Zustimmung.
Verkehrsaufkommen als Diskussionspunkt
Im Quartier selbst allerdings gehen die Meinungen auseinander. Viele freuen sich auf die neuen Impulse, die dereinst vom Stadion Zürich weit über die sportlichen Belange hinaus ausgehen werden. Das boomende Wachstumsquartier braucht zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten. Allerdings hegen etliche Anwohner Bedenken wegen des zu erwartenden Verkehrsaufkommens. Dieses bringe ? trotz der anstehenden Umfahrung von Zürich-West ? eine Beeinträchtigung der Wohnqualität.
Die Bauherren Credit Suisse und Stadt Zürich geben denn auch unumwunden zu, dass in diesem Punkt die "konstruktiven und fairen" Diskussionen noch nicht abgeschlossen sind. Wieviel Individualverkehr darf das Stadion anziehen? Wieviele Fussballzuschauer oder Besucher der Einkaufsläden werden mit dem öffentlichen Verkehr anreisen? Immerhin soll ein Veranstaltungsbahnhof eingerichtet werden, und vom Bahnhof Altstetten her wird die neue Tramlinie 18 zum Stadion Zürich fahren.
Signal für die EURO 2008
Bis Ende November wollen die Stadträte Kathrin Martelli und Martin Waser mit Reinhard Giger von der Leadinvestorin Credit Suisse eine einvernehmliche Lösung gefunden haben. Der Gestaltungsplan soll in den nächsten Wochen in die Vernehmlassung, möglichst noch vor der Vergabe der EURO 2008 in Nyon am 12. Dezember. Martelli: "Wir wollen ein positives Signal für die EURO 2008 setzen."
23 Millionen Mietzinseinnahmen
Giger gibt sich zuversichtlich, auch wenn er gleichzeitig betont, dass mit der Verkehrsfrage auch die von der Credit Suisse bei diesem 350-Millionen-Projekt von Anfang an offen angestrebte Rendite von 6,5 Prozent zusammenhängt. Ohne eine optimale Erschliessung sind die 23 Millionen Mietzinseinnahmen gefährdet. Die ersten Gespräche sowohl mit weiteren Investoren als auch mit Interessenten der so genannten Mantelnutzung - 30 Prozent Büros, 20 Prozent Hotel, 40 Prozent Detailhandel und 10 Prozent Gastronomie / Freizeit ? verliefen aber positiv.
Ausnutzungsziffer freiwillig reduziert
Man befinde sich gut im Fahrplan, betonte Reinhard Giger. In manchen Belangen, etwa im Detaillierungsgrad des Vorprojektes und des Gestaltungsplanes, sei man ihm sogar voraus. "Es sind auch schon einige heikle Punkte gelöst worden", betont der Immobilienexperte. "Wir haben in den Sonderbauvorschriften eine Reduktion der Ausnutzungsziffer von 320 auf 260 Prozent mitgetragen, zudem die Besitzverhältnisse bereinigt. Die Credit Suisse hat das Grundstück der Albers-Gruppe gekauft und besitzt nun 71 Prozent des Landesfür das Stadion, die Stadt den Rest."
Der Wegfall der auf Mitte 2004 gekündigten Trainingsplätze im Förrlibuck, für welche die Stadt keinen Realersatz fand, werden nun im GC-Campus in Niederhasli-Dielsdorf angesiedelt (siehe separaten Artikel).
Parallel zur politischen Meinungsbildung wird das Baueingabeprojekt ausgearbeitet, so dass die Baubewilligung im April 2004 erfolgen sollte. Im vierten Quartal 2006 wird das Stadion Zürich eröffnet.
Text: aus Bs forum