Sehr späte Tore von Chapuisat und Leandro stürzten den FCZ in die vierte Niederlage in Serie. Das war nur logisch nach einer schwachen Leistung gegen YB.
«Favre raus!» grölten ein paar Jugendliche, die sich als FCZ-Fans verstehen. Favre raus? Der Trainer selbst, im Sommer als Hoffnungsträger nach Zürich gekommen, wollte Fragen zu seiner Zukunft nicht kommentieren. Das tat dafür Sven Hotz, und der liess verlauten: «Favre bleibt Trainer.»
Nur der Präsident selbst wusste, mit viel Überzeugung er das gesagt hatte. Dass er kein Mann unbegrenzter Geduld ist, weiss man. Lucien Favre mag ein gut ausgebildeter und feinfühliger Trainer sein, ein Verfechter des gepflegten Fussballs und ein beharrlicher Arbeiter. Aber Erfolg ist das, was ein Trainer in erster Linie auszeichnet und was er braucht. Kritisch wird seine Lage, wenn seine Mannschaft nicht nur Spiel um Spiel verliert, sondern auch noch so schlecht auftritt wie an diesem kühlen Mittwochabend. Der Druck auf seine Mannschaft, aber vor allem auf ihn hat nochmals zugenommen. Favre stellt sich besser nicht vor, was passiert, sollte der FCZ nicht bald einmal die Wende zum Guten schaffen, sondern auch noch am Samstag im Cup beim Erstligisten Wangen bei Olten verlieren und dann ebenfalls die nächsten wegweisenden Heimspiele gegen Xamax und GC . . .
Favre hatte von der Aufstellung her das versucht, was aus seiner Sicht möglich war. Er hatte die Mannschaft runderneuert, teilweise gezwungen durch die Sperre von Keller oder die Verletzung von Muff, teilweise auch gezwungen durch die Serie schwacher Resultate. Mit Matic, Buess, Pallas, Sanou und Petrosjan wählte er fünf neue Spieler im Vergleich zum 1:2 zehn Tage zuvor in St. Gallen: mit Ausnahme von Pallas alles Spieler, die mit ihm auf den Letzigrund gekommen waren.
Der Effekt der Neuerungen war nicht spürbar. Eine halbe Minute dauerte es gerade einmal, bis Giallanza nach Chapuisats Zuspiel allein vor Taini stand und letzten Endes an Dzemaili scheiterte. Was sich früh andeutete, wurde je länger, desto mehr bestätigt: Die Zürcher spielten mit dem Selbstvertrauen des Tabellenletzten und der Überzeugungskraft eines potenziellen Absteigers: genau so, wie eine Mannschaft spielt, die bei ihrer schwierigen Selbstfindung nicht weiss, was sie tun soll. Das einzig Gute für sie war, dass sie wenigstens bis in die 85. Minute hinein auf ein Unentschieden hoffen durfte.
FCZ nur zweimal gefährlich
Favre wollte auch gestern nicht von seiner Idee lassen, seine Spieler zu gepflegtem Fussball anzuhalten. Er hält nichts von Hauruck- oder Hurrafussball. Nur ist seine Variante nicht das Beste angesichts der aktuellen Lage und der tief gehenden Verunsicherung. Dass der FCZ im ganzen Spiel gerade zweimal gefährlich wurde, war die logische Folge eines harm- und drucklosen Angriffsspiels.
Nach einem Freistoss von Bastida war es Nef, der mit seiner Direktabnahme an Wölfli scheiterte. Das war nach zehn Minuten. Und zehn Minuten vor Schluss war es Matic, der mit dem Kopf eine grosse Chance vergab. Dazwischen war nichts: ausser einem Tor von Sanou, das zu Recht wegen Offsides aberkannt wurde, und ausser viel Hilflosigkeit, die selbst einem durchschnittlichen Gegner wie YB ein geruhsames Gastspiel bescherte. Die ganze Mannschaft sei schlecht gewesen, bilanzierte Favre später, die Kraft habe gefehlt.
Nur einer verdiente sich beim FCZ ein Lob. Das war Davide Taini, der Torhüter. Ohne seine Paraden gegen Chapuisat und in der gleichen Szene gegen Descloux wäre der Match schon zur Pause entschieden gewesen. Taini war schuldlos bei den Gegentoren, ganz im Gegensatz zu Matic und Dzemaili. Matic schaute in aller Ruhe zu, wie der Ball vor ihm durchflog und von Chapuisat, dem mit Abstand besten Spieler auf dem Platz, über die Linie gedrückt wurde. Dzemaili wurde an die Grenzen seines Talents geführt, als er von Torschütze Leandro genarrt wurde.
Der langsame Matic stand ohnehin nicht im Verdacht, ein Glücksgriff auf dem Transfermarkt gewesen zu sein. Ebenso wenig traf das auf den unbeholfenen Buess oder den kraftlosen Sanou zu. Simo war nicht fähig, seine Kollegen in der Defensive zusammenzuhalten. Keita spielte erneut so, dass mit seinem Egoismus und seiner fehlenden Übersicht langsam zum Ärgernis wird. Und hat auch noch Petrosjan einen schlechten Tag, kann ein Spiel gar nicht mehr anders enden als mit einem 0:2.