Beitragvon Goose » 27.04.10 @ 8:01
Aus der heutigen NZZ:
Unerschütterliche Saisonziele - Meister 2011
Der FC Zürich formuliert mitten in der sportlichen Tristesse optimistische Zukunfts-Vorgaben
Der FCZ hat an seiner Generalversammlung wirtschaftlich das beste Jahr der Vereinsgeschichte ausweisen können. Sportlich soll es bald wieder aufwärtsgehen.
fcl. Zürich · In den letzten Tagen musste der FCZ-Präsident Ancillo Canepa gleich mehrmals die Hellraumprojektorfolien entschärfen, die er an der Generalversammlung vom Montagabend auflegen wollte: «Europa, wir kommen noch», hatte er zuerst schreiben wollen. Aber nach den letzten Niederlagen gegen Aarau und Luzern formulierte er jetzt realitätsnaher: «Ist Europa noch möglich?» Und Canepa räumte angesichts des Rückstands auf den vierten Tabellenplatz ein: «Realistischerweise müssen wir befürchten, dass Europa in der nächsten Saison ohne den FC Zürich stattfinden wird.»
Aber Canepa würde sich selber untreu, wenn er nicht schon wieder selbstbewusste Töne anschlagen würde. Das Selbstverständnis des FCZ hat sich unter seiner Führung verändert. Für die nächste Saison kommt für den Präsidenten nur ein Ziel in Frage: Der Meistertitel und die direkte Qualifikation für die Champions League. Die Champions League mache «süchtig», sagte er, «und diese Sucht muss in nicht allzu ferner Zukunft wieder befriedigt werden».
Canepa verwies auf die 200 000 Ticket-Anfragen, die der FCZ für die Champions-League-Gruppenspiele zu verzeichnen hatte. Oder auf die 70 Länder, in die das Spiel im Letzigrund gegen Real Madrid live übertragen worden war. Das waren die Momente, die er wieder erleben möchte. Es geht dabei auch um die wirtschaftlichen Perspektiven, die den FC Zürich in Dimensionen katapultiert haben, wie er sie in seiner Vereinsgeschichte nie auch nur annähernd erreicht hatte: Mit einem Umsatz von 51,6 Millionen Franken und einem operativen Ergebnis von 7,1 Millionen Franken war es für den FC Zürich wirtschaftlich «das erfolgreichste Jahr aller Zeiten». Die Uefa hat dem FCZ für die Champions-League-Teilnahme über 16 Millionen Franken überwiesen.
Kritische Fragen von den Aktionären musste sich der Verwaltungsrat angesichts dieser Zahlen und der sportlichen Erfolge der letzten Saison keine anhören. Auch der Interimstrainer Urs Fischer wurde mit Applaus bedacht. Allerdings räumte Canepa ein, dass man in der Zukunft in Finanzfragen «extrem vorsichtig» sein müsse. Er sagte: «Ich schliesse nicht aus, dass wir nächste Saison einen Verlust ausweisen müssen.» Spätestens seit den letzten Wochen weiss Canepa: Es kann alles sehr schnell kippen im Fussball - sportlich und wirtschaftlich.
"Ich wechsle erst aus, wenn sich einer das Bein bricht." - Werner Lorant