limmetstadthustler hat geschrieben:Ich denke es wird Abdi oder Leoni, einen Stürmer, einen Verteidiger, einen Trainer und einen Assistenz-Trainer hat er schon... ein Mittelfeldspieler, ein Torhüter und ein Masseur fehlen in der Zürich-Sammlung von Dieter noch!
Aber Hermi geht nur über meine Leiche! ;-)
„Raffael wird zehn Tore schießen“
Marco Streller, Spieler beim FC Basel, spricht mit dem Tagesspiegel über Herthas neuen Stürmer Raffael.
10.1.2008 0:00 Uhr
Herr Streller, Sie kamen einst mit großen Hoffnungen aus der Schweiz in die Bundesliga. In Stuttgart wurden Sie allerdings nie zum Stammspieler. Nun hat Hertha BSC mit Raffael einen Stürmer vom FC Zürich verpflichtet. Was wird aus Ihrer Erfahrung auf den Brasilianer zukommen?
Leider bekommt man in der deutschen Bundesliga nur sehr wenig Zeit. Man hat höchstens drei, vier Spiele, um sich zu beweisen. Je teurer ein Spieler war, desto weniger Geduld hat man mit ihm. Und Raffael hat Hertha viel Geld gekostet. Wenn es nicht läuft, muss man cool bleiben – und das ist nicht einfach. Aber ich glaube, er hat als Brasilianer eine bessere Lobby als ich sie als Schweizer Spieler hatte.
Was ist denn der größte Unterschied zwischen Schweizer Liga und deutscher Bundesliga?
Der größte Unterschied zur Schweiz ist das enorme Medieninteresse in Deutschland. In Stuttgart ging das noch, aber in Köln habe ich das als sehr extrem erlebt. Vor allem, wenn man als Spieler mit großen Vorschusslorbeeren kommt, ist die Erwartungshaltung riesig.
Aber es gibt doch sicher große Unterschiede in punkto Spieltempo und System, wie sehr muss sich Raffael da umstellen?
Jeder Spieler braucht eine Eingewöhnungszeit. Da ist es egal, ob er aus Argentinien, Brasilien oder der Schweiz kommt. Raffael ist ein guter Fußballer, und ich traue ihm wirklich zu, sich in der Bundesliga durchzusetzen. Das Spiel selbst wird keine große Umstellung für Raffael sein.
Was macht Sie da so sicher?
Raffael ist technisch sehr gut, er ist schnell und er schießt Tore – ein sehr guter Transfer also. Für den Fußball, den Herthas Trainer Lucien Favre spielen lassen will, ist Raffael prädestiniert. Er hat das Kurzpassspiel verinnerlicht, er weiß, was Favre will und wird deshalb keine Probleme haben.
Was trauen Sie Raffael denn in der Bundesliga-Rückrunde zu?
Raffael wird mehr als zehn Tore schießen, da bin ich mir sicher.
Die Fragen stellte Christoph Kieslich
Marco Streller, 26, stürmte von 2004 bis 2007 für den VfB Stuttgart und den
1. FC Köln. Seit dieser Saison ist der 13-
malige Schweizer
Nationalspieler wieder beim FC Basel.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 10.01.2008)
Freiheit für Nummer 9 1/2
Zugang Raffael verändert die Hierarchie in Herthas Angriff
Michael Jahn
PUERTO DE LA CRUZ. Raffael, das hat der Brasilianer sofort bewiesen, ist ein munterer Bursche. Erst in der Nacht zum Mittwoch war der Zugang von Hertha BSC um 2.30 Uhr auf Teneriffa gelandet und gegen 5 Uhr ins Bett seines Einzelzimmers im Hotel Botanico gefallen. Um 10 Uhr aber stand der 22-Jährige zum ersten Mal in den blauen Trainingssachen seines neuen Klubs auf dem Rasen. Trainer Lucien Favre stellte den mit enormen Erwartungen beladenen Angreifer vom FC Zürich seinen neuen Teamkameraden vor. Die klatschen artig Beifall. Auf dem Trainingsplatz mit Meerblick in Los Baldios reihte sich Raffael dann sofort ein.
Der schmächtig wirkende Profi, der schlanke, aber muskulöse Waden besitzt, bekam die Rückennummer 10, die seit dem Weggang von Marcelinho im Sommer 2006 bei Hertha nicht mehr vergeben wurde. "Ich kenne den Trainer Favre sehr gut", sagte Raffael, "wir hatten nie Probleme miteinander." Der Brasilianer gilt als Ziehkind Favres, der ihm stets eine besondere Förderung zu Teil werden ließ. "Nein, nein", sagte Favre, "ich bin nicht der Mentor von Raffael, aber ich kenne ihn eben sehr genau. Mit ihm werden wir viele Alternativen in der Offensive bekommen." Es sei gut, dass der Stürmer endlich da sei, sagte der Berliner Trainer. "Raffael muss nun hart arbeiten."
Scheu, aber unbekümmert
Über die Weihnachtsfeiertage, die Herthas Hoffnung in Fortaleza im Nordosten Brasiliens verbrachte, hielt ihn sein Vater, ein ehemaliger Profi, mit Läufen einigermaßen fit. Obwohl sich Favre, der seit Sommer 2007 bei Manager Dieter Hoeneß vehement um den Stürmer gekämpft hatte, mit Lobeshymnen zurückhielt, kam er doch noch ganz kurz ins Schwärmen: "Der kann den Ball sehr gut halten, besteht in Eins-zu-eins-Situationen, macht Tore und Assists." Raffaels Berater Dino Lamberti glaubt, dass der junge Mann, "der ziemlich scheu ist", dem Erwartungsdruck standhalten wird. "Der ist auch unbekümmert, der steckt das weg", sagte Lamberti.
Mit dem Serben Marko Pantelic, mit Raffael, mit dessen Landsmann André Lima und mit Solomon Okoronkwo hat Herthas Trainer nun vier Stürmer zur Verfügung. Es ist davon auszugehen, dass zuvorderst Pantelic, mit sieben Treffern Herthas bester Torschütze in der Hinrunde, und Raffael, der 4,3 Millionen Euro Ablöse kostet und bis 2012 verpflichtet worden ist, ein Duo bilden sollen. "Raffael ist eine Neuneinhalb", sagt Favre, was heißen soll: Der Brasilianer, der für Zürich in zweieinhalb Jahren 38 Tore in der ersten Liga schoss, soll hinter Pantelic spielen und als hängende Spitze fungieren. "Aber er kann auch als zweite Spitze auflaufen", sagt Favre.
Für Lima, den Hertha im August für stattliche 3,5 Millionen Euro nach Berlin lotste, wird die Situation kompliziert. Er traf in zehn Bundesligaspielen erst einmal und konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen. Solomon Okoronkwo, dem oft ungestümen Nigerianer, gelang unter Favre vor allem zu Saisonbeginn, als die gesamte Mannschaft besser funktionierte als zuletzt, ein Qualitätssprung. Als Joker gefiel er mit vier Toren, teils attraktiv herausgespielt. Aber seine Leistungen sind zu schwankend, und sein Temperament geht zu oft mit ihm durch.
Favre hat angekündigt, künftig wieder im 4-4-2-System spielen zu wollen, also mit zwei Angreifern. Zuletzt war Pantelic oft als Spitze auf sich allein gestellt, meisterte diese schwierige Situation aber klaglos und mit enormem Laufaufwand. Pantelics künftiger Partner Raffael gilt trotz seiner vielen Tore als mannschaftsdienlicher Profi - eine Eigenschaft, auf die Favre Wert legt. Als eine seiner Schwächen gilt, dass es ihm schwer fällt, sich in ein taktisches Konzept einzupassen. Beim FC Zürich genoss er unter Favre allerdings oft die Freiheit, sich bewegen zu können, wo er es für richtig hielt. Er vertraut auf dem Platz seiner Intuition, weshalb erschwer auszurechnen ist.
Ob Raffael ab sofort bei Hertha gesetzt sei, wurde Lucien Favre gefragt. Er lächelte und sagte: "Wer hat im heutigen Fußball schon einen Stammplatz?" Die Antwort gab er gleich selbst: "Niemand!"
Berliner Zeitung, 10.01.2008
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