Raffael: Warum der Transfer so kompliziert ist
Neue Verhandlungen nach Weihnachten
Von Daniel Stolpe
Wenigstens ein paar Tage der Besinnlichkeit. Die Festtagswünsche von Dieter Hoeneß sind bescheiden, doch für mehr fehlt dem Manager von Hertha BSC die Zeit. Nach Weihnachten und möglichst noch vor dem Jahreswechsel will er schließlich den seit Monaten größten Wunsch seines Trainers Lucien Favre verwirklich: die Verpflichtung von Stürmer Raffael (22) vom FC Zürich.
Sechs Millionen Euro Ablöse - so lautet unverändert die Forderung des Schweizer Meisters für seinen besten Torjäger (zwölf Tore in 15 Meisterschaftsspielen der laufenden Saison). "Dann kann Raffael sofort gehen, aber wir müssen unseren besten Scorer nicht unbedingt verkaufen", sagt René Strittmatter, Chef des Verwaltungsrates beim FCZ. Auch Hoeneß beharrt auf seiner Position. Bei Hertha wissen sie, was der Umworbene kann - und was (noch) nicht. Der Finanzrahmen steht, der per Ratenzahlung gebotene Kaufpreis ist als klarer Standpunkt zu verstehen. Die Morgenpost erfuhr zudem: Das Berliner Gebot liegt unterhalb der kolportierten 4,5 Millionen, die sich durch erfolgsabhängige Nachschlagzahlungen noch erhöhen könnten.
Der ursprüngliche Plan, die Verhandlungen am vergangenen Donnerstag zu finalisieren, ließ sich nicht verwirklichen. Die Kommunikation mit der Gegenseite sei indes "nach wie vor intakt", sagt Hoeneß, auch sei das Verhältnis keineswegs so belastet, wie es nach den Berliner Akquisitionen von Favre, dessen Assistent Harald Gämperle sowie auch Verteidiger Steve von Bergen im Sommer den Anschein hatte. Nur: Lehnt Zürich das Berliner Angebot für Raffael endgültig ab, gibt es "mehrere andere Optionen", sagt Hoeneß auch. Bis zum Trainingsauftakt am 3. Januar müsse eine Entscheidung gefallen sein, "so oder so".
Verfahrenshärte oder verhandlungstaktisches Ballyhoo? Weswegen gestaltet sich der Transfer von Favres Wunschspieler so kompliziert, wo der als eigensinnig charakterisierte Brasilianer sich doch wiederholt für einen Wechsel nach Berlin ausgesprochen hat?
Die "Berliner Zeitung" spekulierte, Strittmatter und seine Mitstreiter in den FCZ-Gremien hätten, bis hin zu Ex-Klubpräsident Sven Hotz, als Teil-Inhaber der Transferrechte Raffaels ein erhebliches Eigeninteresse, den Spieler so hochpreisig wie möglich zu veräußern. Allerdings untersagt der - in Zürich ansässige - Welt-Fußballverband Fifa solche Beteiligungen von Einzelpersonen strikt.
Vorwürfe gegen Raffaels Noch-Arbeitgeber erhebt aber auch dessen Berater Dino Lamberti. Gar der Lüge bezichtigte er die Klubverantwortlichen. Angebliche Angebote aus Eindhoven (6,5 Millionen Euro Ablöse) oder gar Moskau (9) existierten seines Wissens nach nicht. Auch hält er die geforderten sechs Millionen für "nicht marktgerecht", hingegen das Berliner Angebot für "absolut okay". In die Berliner Lücke zwischen Mittelfeld und Sturm-Alleinunterhalter Marko Pantelic passte Raffael ohnehin "wie ein Mosaiksteinchen".
Aus der Berliner Morgenpost vom 23. Dezember 2007
Quelle: http://www.morgenpost.de/content/2007/1 ... 38408.html