Beitragvon BigKahuna » 03.08.07 @ 10:10
Hier noch der ganze Artikel aus dem Print-Tagi:
Canepas Emotionen vor dem grossen Tag
Heute ab 12 Uhr wird der Gegner des FCZ in der Qualifikation zur Champions League ausgelost. Der Präsident hat seine Träume.
Von Thomas Schifferle
Ancillo Canepa verschweigt es nicht. Er freut sich auf heute Freitag, «ein wichtiger Tag», sagt er. Weichen werden gestellt, ob sich der FCZ auch nur annähernd realistische Hoffnungen für das Erreichen der Champions League machen kann.
Die Champions League hat er zu einem von drei Saisonzielen ausgerufen, neben der Titelverteidigung und dem Erreichen des Cupfinals. Und wenn er daran denkt, tut er das in Schlagworten: «Absolut sportlicher Höhepunkt. Weihnachten und Ostern zusammen. Ein Sechser im Lotto. Wunderbare Stimmung, volle Stadien, grosses Medieninteresse. Ein Traum.» Der Präsident redet zuerst einmal von Emotionen, wie es ihm kalt den Rücken hinunter läuft, wenn er an einem Spielabend die Champions-League-Hymne hört. Er sass im Stadion, als GC, Basel und zuletzt Thun gegen die Grossen spielten. Er glaubte zu spüren, wie gleich ein ganzes Land sich hinter diesen Mannschaften versammelte.
Und bei Finals war er dabei, etwa letztes Jahr bei Barcelona - Arsenal. Heute geht die Reise nur nach Nyon, wo um 12 Uhr am Sitz der Uefa die Qualifikationsspiele ausgelost werden. Canepa führt die Zürcher Delegation an, René Strittmatter, sein Mitstreiter im Verwaltungsrat, und Sportchef Fredy Bickel komplettieren sie. Der Präsident hat sich in seinen Träumen schon einmal zurechtgelegt, wen er sich in den Gruppenspielen als Gegner wünschte. Ein Deutscher müsste darunter sein, weil Canepa die Bundesliga speziell schätzt. Aber sonst schweigt er sich für einmal aus, weil er nichts verschreien mag. Er weiss, wie viel Glück der FCZ nur schon braucht, um heute einen Gegner zugelost zu bekommen, der sportlich «in Reichweite» liegt.
Gegen einen Grossen in Bern spielen
Liverpool, Arsenal, Sevilla, Valencia, Lazio Rom sind unerreichbar. Bremen und Benfica unter normalen Umständen auch, ebenso Ajax, Celtic und Kiew. Auch Schachtjor Donezk, die Glasgow Rangers und Besiktas wären zu favorisieren, sollten sie wie erwartet die 2. Qualifikationsrunde überstehen. Bleiben drei mögliche Gegner, von denen zwei in der 2. Qualifikationsrunde feststecken: Anderlecht, Steaua Bukarest/Lubin und Levski Sofia/ Tampere. Sollte einer von ihnen auf den FCZ treffen, könnte sich dieser glücklich schätzen. Wer immer es ist, eines ist Canepa klar: dass sich die Mannschaft im Vergleich zu den ersten Spielen steigern muss. Er redet von «ein paar Prozent». Richtiger ist: Es sind viele Prozent.
Die Zürcher weichen für ihr Heimspiel sicher nach Bern aus, wenn sie auf ein Team aus England oder Spanien treffen. Wirtschaftliche Überlegungen stehen dabei im Vordergrund. Im Hardturm kommen wegen der Vorschriften der Uefa nur knapp 14 000 Zuschauer unter. Im Stade de Suisse ermöglichen 32 000 Plätze ganz andere Einnahmen. Canepa hat mit Sportchef, Trainer und Spielerrat über das Problem gesprochen, dass in Bern ein ungeliebter Kunstrasen liegt. «Wir können auch das spielen», haben sie geantwortet und damit wohl gemeint, sie könnten auch da siegen. Canepa hätte Basel als Ausweichort bevorzugt. Er bekam von da eine Absage.
Millionenprämie für die Spieler
Geregelt ist die Prämienfrage. Für einen Erfolg in der Qualifikation werden die Spieler mit einem Gesamtbetrag von rund 1,5 Millionen entschädigt. Auch für die Gruppenspiele selbst wäre bereits eine Regelung gefunden. Da würden die Spieler mit einem Drittel am Reingewinn beteiligt. Das wäre eine weit höhere Summe. Um einen Anhaltspunkt zu haben: Thun nahm 2005/06 brutto 15,65 Millionen ein und wies rund 8 Millionen Reingewinn aus.
Im Gegensatz zum Vorjahr, als er gegen Salzburg verlor, ist der FCZ selbst im Fall eines erneuten Scheiterns in der 1. Hauptrunde des Uefa-Cups. «Ich freue mich so oder so auf Europa», sagt Canepa. Aber weil er ein Optimist ist, hat er vorgesorgt. Die Tickets für den Flug zur Auslosung der Champions-League-Gruppenspiele am 30. August in Monaco sind reserviert.
Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. Kurt Tucholsky