Favre-Interview im Tagi

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Chandler
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Favre-Interview im Tagi

Beitragvon Chandler » 28.05.03 @ 15:36

In der Print Ausgabe des Tagi gibt es heute ein interessantes Interview mit unserem neuen Trainer. Für alle die keinen Tagi haben, hab ichs hier schnell abgetippt... :)


"Keiner für ein Abenteuer"

Trainer Lucien Favre will beharrlich seinen Weg gegen und den FC Zürich in eine schönere Zukunft führen.

Von Peter Bühler

Am Montagabend unterschrieb der 45-jährige Waadtländer LUcien Favre beim FCZ einen Zweijahresvertrag. Nach einer kurzen Nacht war der gestrige Dienstag ausgefüllt mit Terminen. Favre traf sich mit Sportchef Axel Thoma zur ersten Sitzung für die Planung der nächsten Saison, doch über Veränderungen im Kader will er sich noch nicht äussern:"Dazu ist es noch zu früh." Danach machte er sich in der Stadtin Begleitung eines ortskundigen Bekannten auf Wohnungssuche. Favre möchte möglichst bald aus seinem Haus in St-Barthélemy im Waadtland aus- und nach Zürich ziehen:"Ich will mich mit Zürich und der Mentalität der Zürcher vertraut machen und mich möglichst rasch an das Leben in der neuen Umgebung gewöhnen."
Er freut sich nach einem Jahr ohne Job auf die Aufgabe beim FCZ, schon am kommenden Montag nimmt er seine Arbeit im Letzigrund auf. Er weiss natürlich, dass der Stadtklub seit Jahren auf den Erfolg wartet, ein Urteil über die Gründe dafür mag er sich indes nicht anmassen. Dafür kenne er die Vergangenheit des Vereins zu wenig. Für die Kommenden zwei Jahre hat er klare Ziele. Er möchte mit dem FCZ einen gepflegten und attraktiven Fussball zeigen, der aber immer auch effizient sein soll. "Wir wollen die Zuschauer unterhalten, sie sollen Freude haben", sagt er.
Favre bezeichnet sich selber als gewissenhaften und strengen, aber nicht autoritären Trainer. Er legt Wert auf Details wie richtige Ernährung und angemessene Erholung der Spieler nach Training und Spielen. Er sagt aber auch, dass bei ihm das Lachen im Letzigrund bestimmt nicht verboten werde: "Ein Fussballer muss auch Spass haben, sonst kann er nicht gut spielen." Und natürlich ist er sich bewusst, dass seine Arbeit letztlich nur an den Resultaten gemessen wird. Dennoch reklamiert er für sich ein wenig Zeit, um seine Ideen und Vorstellungen umzusetzen. Er verspricht:" Der FCZ wird Fortschritte machen und sich verbessern - aber nicht von einem Tag auf den anderen."


Lucien Favre, Sie wurden im Mai des vergangenen Jahres von Servette entlassen. Was haben Sie in zwölf Monaten ohne Arbeit gemacht?

Ich war nicht ohne Arbeit. Ich habe im Herbst für Christian Gross die Gegner des FC Basel in der Champions League beobachtet und analysiert, ich habe Sprachen gelernt, ich bin sehr viel gereist und habe einige Klubs besucht.


Wo waren Sie?

Überall. In Schweden, Belgien, Argentinien, in den USA... Ich hospitierte eine Woche lang bei Bayern und Ottmar Hitzfeld, ich war bei Arsenal und Arsène Wenger, ich war in Valencia mit Rafael Benitez und neun Tage in La Coruña mit Javier Irureta. Ich konnte diesen Trainern bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen. Ich habe viel gesehen und viel gelernt. Ich denke, als Trainer sollte man sich ständig weiterbilden, man sollte innovativ und offen für Neues sein. Mir hat dieses eine Jahr ohne Klub jedenfalls sehr viel gebracht.


Waren Sie beeindruckt von der Arbeit dieser Trainer im Ausland?

Ja und Nein. Ich finde, wir haben auch in der Schweiz sehr gut ausgebildete Trainer, wir brauchen uns nicht zu verstecken.


Dann bekommt also der FC Zürich einen guten Trainer?

Ich hoffe es. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben.


Sie waren hinter Joachim Löw die Nummer 2 der Kandidaten. Stört Sie das?

Nein, ich verstehe, dass Sven Hotz mit verschiedenen Trainern gesprochen hat.


Sie betrachten es nicht als Handicap für ihre Arbeit, dass Hotz Ihnen Löw vorgezogen hätte, wenn dieser denn zugesagt hätte?

Nein, überhaupt nicht. Entscheidend ist doch einzig, dass ich meine Arbeit gut mache.


Was sind denn Ihre konkreten Ziele mit dem FCZ? Was wollen Sie bewirken?

Grundsätzlich interessiert mich diese Aufgabe, dieser Klub, diese Mannschaft, von der immer gesagt wird, sie sei schwer zu führen. Der FC Zürich muss das Potenzial haben, in der Schweizer Meisterschaft eine gute Rolle zu spielen. Er muss nicht gleich mit dem FC Basel oder GC mithalten, zumindest nicht für den Moment. Aber dieser Klub mit seiner Popularität und Tradition in dieser grossen Stadt muss doch in der Lage sein, sich regelmässig unter den ersten fünf zu klassieren. Und mittelfristig sollte auch der Uefa-Cup für den FCZ ein Thema werden.


Präsident Hotz will in seinem 18.Amtsjahr endlich Erfolge sehen. Er ist ein impulsiver Mann, Sie sind sein zwölfter Trainer. Wird er Sie in Ruhe arbeiten lassen?

Warum sollte er das nicht tun? Ich war jedenfalls bei jeder unserer Begegnungen von ihm beeindruckt. Der Mann hat sein Alter, aber er hat noch immer unwahrscheinliche Power. Und manchmal kann auch ich sehr impulsiv sein. (Er lacht.) Auf jeden Fall werde ich versuchen, meinen Weg ruhig und kontinuierlich zu gehen. Ich denke, ich bin ohnehin keiner für ein kurzes Abenteuer: Ich arbeitete vier Jahre in Echallens, dreieinhalb Jahre in Yverdon, zwei Jahre in Genf.


In Genf wurden Sie das Opfer des Sportchefs und einer Spielerintrige.
Das war so, aber eigentlich möchte ich nicht mehr über die Vergangenheit sprechen. Die Resultate bei Servette sprechen für sich. Mit mir als Trainer gewann der Klub den Schweizer Cup, wir qualifizierten uns in beiden Jahren für den Uefa-Cup und eliminierten in diesem Wettbewerb Slavia Prag, Real Saragossa und Hertha Berlin. Es gibt in Genf viele Leute, die sagen, es sei der grösste Fehler gewesen, mich wegzuschicken. Aber ich mag das nicht mehr kommentieren, das ist doch alles längst vorbei.


Sie schauen nur noch nach vorne, auf ihre Zeit beim FCZ?

Ja, und ich will mich nicht nur um die erste Mannschaft kümmern. Der Nachwuchs ist mir wichtig, das war schon in Yverdon und Genf der Fall. Bei Servette haben junge Spieler wie Senderos, Mieville oder Sanou unter mir den Sprung in die Nationalliga A geschafft, bei Yverdon beispielsweise Rochat (jetzt YB) oder Ludovic Magnin (Werder Bremen). Warum soll es beim FC Zürich nicht ebenso begabte junge Fussballer geben? Mir liegt viel daran, dass von Zeit zu Zeit einem Spieler aus dem eigenen Klub der Aufstieg in die erste Mannschaft gelingt. Das ist wichtig für das Klima in einem Verein.


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Philippescu
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Beitragvon Philippescu » 28.05.03 @ 15:53

danke dir fürs abtippen. da ist es sogar egal, das mir heute der tagi aus dem briefkasten geklaut wurde ;-)

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Florian
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Beitragvon Florian » 28.05.03 @ 15:58

Danke fürs Abtippen, obwohl ich es schon gelesen habe im Tagi, doch so kann man besser darüber diskutieren.... ;)

Ich finde es prinzipiell zwar gut, dass Favre nicht gleich die Ziele so hoch steckt, doch wenn er sagt, es wäre das primäre Ziel, regelmässig unter die ersten fünf zu kommen, finde ich das doch etwas minimalistisch, denn falls der FCZ am Wochenende gewinnt, sind sie schon zum zweiten Mal in Folge unter den ersten Fünf, obwohl es zwei verkorkste Saisons waren. Also mit dem fünften Platz kann man in der Schweiz nicht zufrieden sein, da man den auch mit sehr schwachen Leistungen noch erreicht...

Gruess Florian

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Fige
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Beitragvon Fige » 28.05.03 @ 16:21

Mageta hat geschrieben:Danke fürs Abtippen, obwohl ich es schon gelesen habe im Tagi, doch so kann man besser darüber diskutieren.... ;)

Ich finde es prinzipiell zwar gut, dass Favre nicht gleich die Ziele so hoch steckt, doch wenn er sagt, es wäre das primäre Ziel, regelmässig unter die ersten fünf zu kommen, finde ich das doch etwas minimalistisch, denn falls der FCZ am Wochenende gewinnt, sind sie schon zum zweiten Mal in Folge unter den ersten Fünf, obwohl es zwei verkorkste Saisons waren. Also mit dem fünften Platz kann man in der Schweiz nicht zufrieden sein, da man den auch mit sehr schwachen Leistungen noch erreicht...

Gruess Florian


Ich finde es gut, wenn man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzt! Läuft es nämlich bald mal nicht sehr gut, geht im Sommer das Gejammere hier im Forum schon los.

Im übrigen wäre der FCZ vor einem Jahr nicht 5. geworden, wenn die Punkte nach der Quali nicht halbiert worden wären. Zumindest der FCSG hat über die gesamte Saison 01/02 effektiv mehr Punkte ergattert als der FCZ............
13.5.06 => 93. Minute


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