Cantaluppi / Cabanas

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Aglaia
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Cantaluppi / Cabanas

Beitragvon Aglaia » 18.05.03 @ 12:27

Es tut mir Leid. Auf dieses Niveau hätte ich mich nicht hinunterlassen dürfen.»

Ricardo Cabanas (24) läuft in Turnschuhen durch den Haupteingang im Hardturm-Stadion. Es ist 10.20 Uhr an diesem bewölkten Samstagmorgen. Drei TV-Equipen hecheln hinter dem GC-Star her.
12 Stunden sind vergangen, seit Cabanas Hunderttausende von Fussball-Fans auf SF DRS schockiert hatte.

«Ich kann von so einem Typen nicht mehr erwarten. Was der alles für private Probleme hat, finde ich schon genug schlimm. Ich mag über ihn gar nicht gross diskutieren.»

Der verbale Angriff unter die Gürtellinie war die Antwort auf die Kung-Fu-Attacke von Mario Cantaluppi (29).
Der Mittelfeldspieler des FC Basel hatte Sekunden vor der Pause seinem Nati-«Kollegen» zwei Kopfstösse versetzt. Cabanas ging zu Boden, blieb minutenlang liegen.

Es folgte eine wüste Rangelei mit Spielern, Trainern und Betreuern. Schiedsrichter Massimo Busacca hielt seine rote Karte minutenlang in den Fingern, während er im Durcheinander Cantaluppi suchte. Der Tessiner Schiri fand nur Cabanas, zeigte ihm Rot.
Sünder Cantaluppi war längst hinter Busaccas Rücken Richtung FCB-Kabine verschwunden. Die rote Karte sah er nie, trotzdem war ihm sofort klar, dass er nicht mehr auf den Rasen durfte.

Cantaluppi verzog sich alleine aufs WC und wartete 15 Minuten. Dann ging er duschen. Er lieh sich das Auto des verletzten Beni Huggel und fuhr nach Dietikon ZH zu seinem Vater Mario.

Rund 10 Minuten sah sich Cantaluppi junior das Spiel noch am Fernsehen an, dann ging er mit Cantaluppi senior zum Nachtessen. Doch Ruhe hatten die beiden nicht. Das Handy des FCB-Stars piepste nonstop. Erboste Kollegen und Basler Fans schickten SMS und berichteten von Cabanas’ verbalem Ausrutscher.

Etwa zur gleichen Zeit sitzt Cabanas in seinem schwarzen Peugeot. Hinter dem Steuer wird dem Heisssporn die Bedeutung seiner Aussagen klar. Ricci gestern zu SonntagsBlick:

«Das mit den privaten Problemen hätte ich nicht sagen dürfen. Aber zu all meinen anderen Aussagen stehe ich. Auch wenn ich sie heute diplomatischer formulieren würde.»
GC gegen Basel, Cabanas gegen Cantaluppi – es war das giftigste Duell, das je zwischen zwei Schweizer Nationalspielern stattgefunden hat. Und es war der hitzige Tiefpunkt in einem phantastischen, dramatischen Match der beiden mit Abstand besten NLA-Teams.

Cabanas gegen Cantaluppi. Schon im September 2002 waren sich der gebürtige Spanier und der Schweizer mit italienischen Wurzeln in die Haare geraten.

Im Nati-Camp bei Köbi Kuhn rauchten die Hitzköpfe zwei Tage später wieder die Friedenspfeife.

Am Freitagabend flogen nach dem Kickoff wieder die Fetzen. «Wir hatten uns versöhnt, aber jetzt bin ich zu sehr enttäuscht worden», hält Cabanas weiter fest. Er sei von Cantaluppi von der ersten Sekunde an mit Worten und Tritten bearbeitet worden.

Trash-Talk – wie im nordamerikanischen Eishockey. Was waren die schlimmsten Sprüche, die sich Ricci anhören musste? «Kein Kommentar.»
Gestern, 11.10 Uhr im Hardturm. Cabanas kommt vom Auslaufen an der Limmat ins Stadion zurück. SF DRS, TSR und Tele Züri richten Kameras und Mikrophone auf den elffachen Internationalen. Er sagt: «Ich bin sehr hart. Ich kann viele Schläge einstecken. Aber es muss fair bleiben. Sicher habe ich Cantaluppi am Bein berührt, aber er hat mir einen Kopfstoss versetzt. Und ich bin in meiner ganzen Karriere noch nie vom Platz geflogen.»

11.10 Uhr im Basler Joggeli-Stadion. Cantaluppi sitzt vor dem Auslaufen der FCB-Stars in der Kabine. Trainer Christian Gross redet sachlich: «Mario, Sie sind provoziert worden. Trotzdem darf Ihnen das nicht passieren.» Die Nummer 17 wird mit einer internen Busse zwischen 5000 und 10000 Franken rechnen müssen. Cabanas kommt vereinsintern straffrei davon.

Später sagt Gross zu SonntagsBlick: «Mario hat vor dem GC-Spiel angedeutet, dass er für nichts garantieren könne. Das war zu überrissen.»
13.30 Uhr. Cantaluppi sitzt zu Hause in Pratteln BL. Als die TV-Crew von SF DRS weg ist, kehrt er sein Inneres nach aussen. «Meine rote Karte war dumm von mir. Ich denke, wir haben beide eine Tätlichkeit begangen.»

Die ganze Woche war der Hit GC – FCB angeheizt worden. Seit dem Cupsieg (6:0 gegen Xamax) am letzten Sonntag war Gimenez, Yakin, Cantaluppi & Co eingetrichtert worden: keine Provokationen, keine Diskussionen mit dem Schiri, keine Tätlichkeiten. Und dann das...

«Ich weiss, ich weiss», seufzt Cantaluppi. Gerade er hätte es wissen müssen, stieg er doch bereits mit elf Verwarnungen in den Kampf. Eine weitere Gelbe – die Saison wäre mit drei Sperren schon fertig gewesen. Das könnte aber auch jetzt der Fall sein.

GC-Sportchef Mathias Walther: «Drei Sonntage für Cantaluppi, einen für Cabanas – das wäre normal.» Cantaluppi: «Zwei für mich, zwei für Cabanas, damit könnte ich leben.» Cabanas: «Ich hoffe, die Sanktionen werden nicht so schlimm ausfallen.»

Hitzkopf Mario – lernt er denn nie dazu? «Ich bin einfach so, ich kann kaum anders», verteidigt er sich. «Aber vielleicht muss ich einfach feststellen, dass mir in gewissen Szenen leider die Intelligenz fehlt – da bin ich wohl ein Tubel!»
Ehrliche Worte. So ist er, so war er immer. Freundlich und ruhig neben dem Platz. Explosiv und aufbrausend im Trikot.

Privat hat es der sensible Sohn einer Arbeiterfamilie nicht immer einfach. Von seiner Ehefrau Janine lebt er getrennt, Töchterchen Lia Chiara (8 Monate) fehlt ihm sehr. Cantaluppi: «Aber auf dem Platz kann ich Familie und Fussball gut trennen. Ich glaube, Ricci hat mit seinen abfälligen Bemerkungen ein Eigentor geschossen.»

Cabanas’ Worte haben Lupo schwer getroffen. Die Entschuldigung von gestern nimmt er fürs Erste an, fügt jedoch gleich an: «Freunde werden wir wohl nie mehr. Und beim nächsten Zusammenzug der Nati werden wir unter vier Augen reden.»

Cabanas: «Das ist erst in zweieinhalb Wochen. Wenn wir dort sind, werden wir sicher das Ganze nochmals in Ruhe anschauen. Ich bin Profi und muss in der Nati nicht mit jedem Freund sein.»
Und was sagt Nati-Coach Köbi Kuhn? «Ich werde die beiden ins gleiche Zimmer stecken… Nein, im Ernst: Bis dann wird sich vieles beruhigt haben.»

ich wär für es schwizer promiboxe cabanas gege cantalupi :-)


madlaina

Beitragvon madlaina » 18.05.03 @ 18:54

na ja... BLICK!
aber trotzdem: scheiss-cabanas! isch echt e schand wen me so öpis seit!

relaXtra
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Beitragvon relaXtra » 18.05.03 @ 19:04

scheiss cantaluppi, isch doch niveaulos!

madlaina

Beitragvon madlaina » 18.05.03 @ 20:21

nicht SO niveaulos wie cabanas' aussage nach dem match!

mühi
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Beitragvon mühi » 18.05.03 @ 20:39

cantalupi soll cabanas während des spiels die ganze zeit mit fusstritten und bösen worten bearbeitet haben. ich kann seine aussage trotzdem nicht verstehen. aber er hat sich ja entschuldigt somit wäre diese sache ja geklärt.
---meischter---

yellow
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Beitragvon yellow » 18.05.03 @ 22:03

mühi hat geschrieben:cantalupi soll cabanas während des spiels die ganze zeit mit fusstritten und bösen worten bearbeitet haben. ich kann seine aussage trotzdem nicht verstehen. aber er hat sich ja entschuldigt somit wäre diese sache ja geklärt.


Man beachte das Wort "soll"
Einen gewaltigen Unterschied gibt es aber zwischen den beiden. Der eine hat schon gemerkt, dass er ein Tubel ist, der andere wird es wohl nie merken.

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flo
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Beitragvon flo » 18.05.03 @ 22:08

yellow hat geschrieben:Der eine hat schon gemerkt, dass er ein Tubel ist, der andere wird es wohl nie merken.


Wie treffend!
SchwarzRotGold


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