Nach vier Wochen Weltfussball in unserem Nachbarland und irgendwas von 60 Spielen (von denen ich zwei besuchen durfte (Ghana-Tschechien und Portugal-Holland) ziehe ich folgendes Fazit:
WM 2006 ist:
- wenn das Spiel von Taktik und Härte dominiert wird.
- wenn es „in“ ist mit einem Stürmer zu spielen
- wenn die Zuschauer (die ich nicht als Fans bezeichnen möchte) bei jedem Spiel „steht auf wenn ihr Deutsche seid“ rufen.
- wenn Totgesagte länger leben: Deutschland hat mich mit dem attraktivsten Fussball dieser WM positiv überrascht (von Argentinien habe ich das eher erwartet)
- wenn alle am Schluss von „grossen Emotionen“ sprechen, ich aber das Gefühl habe bei jedem Spiel gegen Xamax, Aarau oder Yverdon mehr „Emotionen“ zu haben.
- wenn sich in Deutschland hunderttausende Leute einfinden und sich farbige Hüte aufsetzen und ein bisschen auf Fan machen.
- wenn ich mich vier Wochen lang nicht erklären muss, wenn ich jemandem gestehe das ich auch wenn keine WM ist, jedes Wochenende damit verbringe mir Spiele anzuschauen.
- wenn ich im WM-Finale eine der spektakulärsten Tätlichkeiten aller Zeiten sehe, die diejenige von de Rossi und Rooney (die vorher das Potential hatten in Erinnerung zu bleiben) übertreffen (nicht an Härte natürlich).
- wenn ich vier Wochen lang schlecht schlafe, weil ich im Langstrassenquartier wohne.
- wenn es keine herausragenden Akteure gab, die als grosse Helden in Erinnerung bleiben und alle andern bei weitem übertroffen haben.
- wenn ich denke (und jetzt hängen mich hier drin wohl ein paar), dass Cristiano Ronaldo zwar ein Idiot, aber der konstant attraktivste Spieler dieser WM war.
- wenn ich mich plötzlich dran erinnere, dass es vor vier Jahren auch nicht so der Bringer war, obwohl ich mich auch dieses Jahr unglaublich darauf gefreut habe.
- wenn ich am Schluss einfach froh bin das die SuperLeague Saison wieder losgeht.
Wie ist Euer Fazit? Was nehmt ihr mit? Was bleibt euch in Erinnerung?
WM Fazit
Re: WM Fazit
bepunkt hat geschrieben:- wenn ich denke (und jetzt hängen mich hier drin wohl ein paar), dass Cristiano Ronaldo zwar ein Idiot, aber der konstant attraktivste Spieler dieser WM war.
hmmm, ich häng dich zwar nicht, frag mich aber ob du homosexuelle neigungen hast oder doch nur die attraktivität seiner spielweise meinst! ;-)
mein fazit:
was ich vom drumherum gesehen habe, hat mir sehr gefallen. gute stimmung und ausgelassenes feiern ohne der befürchteten gewalt.
was ich von den spielen gesehen habe, war für mich persönlich oft etwas langweilig und der turnierverlauf enttäuschend, weil meine favorisierten teams recht früh ausgeschieden sind.
alles in allem war's doch einfach schön. schade nur, dass gerade jetzt fussballtechnisch nichts läuft...kann kaum noch warten! :-(
Burt hat geschrieben:Ich bin so schlecht da gibts gar kein stöhnen :)
Re: WM Fazit
bepunkt hat geschrieben:
Wie ist Euer Fazit? Was nehmt ihr mit? Was bleibt euch in Erinnerung?
Was-eine WM hat stattgefunden? Hab ich da etwas verpasst.
Mal verliert man,mal gewinnen die Anderen.
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Carl-Cox
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so hier mal ein Fazit zu der WM:
Organisation
Es war eine nahezu perfekte WM aus organisatorischer Sicht. Hohe Sicherheit mit einhergehender Gastfreundlichkeit, perfektes Wetter und reibungslose Organisation ließen die zuvor geäußerten Kritikpunkte an dem WM-OK verblassen. Vielleicht hat das Gemoser und Gemecker ja dazu verholfen, diese WM so problemlos ablaufen zu lassen, aber vor allem auch für die Zukunft zu lernen. Weniger Kommerz und Vorabbrimborium wären da vielleicht hilfreich.
Berichterstattung
Was die direkte Übertragung und Kommentierung der Spiele betrifft liegt das ZDF bei mir eindeutig nach Punkten vorne. Kerner ist zwar nicht unbedingt mein Liebling, aber in der Rolle als Vorberichtsmoderator war er erträglich, nicht auszumalen wie es gewesen wäre, hätte er die Spiele selbst kommentiert. Auch die Expertenrunde war dank Jürgen Klopp hervorragend besetzt. Frische, knackige, humorvolle und fachliche Auseinandersetzung mit den Spielen war mehr als vorhanden. Die Spielreporter waren wirklich noch am erträglichsten, zwar wurde auch hier der eine oder andere Bock geschossen, aber das lege ich getrost unter Massenkompatibilität ab. Manchen gefallen eben Sprüche, die mich zum Aufruhr bringen. Und schon sind wir bei Beckmann. Dieser ist nicht nur in Frankreich und Zinedine Zidane verliebt, nein, in erster Linie ist er in seine eigene Ausdrucksweise verknallt. Seine sich ständig wiederholenden Phrasen beim gestrigen Endspiel haben mich wesentlich mehr in Aufregung versetzt als Zidanes Kopfkick. Beckmanns fußballerische Pseudo-Intellektualität und der Drang aus Fußball eine Vernissage machen zu wollen, sind nicht nur unpassend sondern schlichtweg einfach nervig. Insgesamt empfand ich die Berichterstattung der ARD als extrem steif. Die Netzer-Zwillinge sind abgenetzert und wirken mittlerweile einfach nur noch künstlich. Was früher einmal zu Recht erfrischend und spleenig war, ist zu einem journalistischen Laientheater ohne jegliche Substanz verkommen. Es fehlten nicht nur Authenzität sondern auch Humor, Timing und fußballerischer Sachverstand. Bitte das Konzept überdenken, denn mittlerweile hat jeder mitbekommen dass sich die Netzer-Zwillinge außerhalb ihrer Kamerazone innig liebkosen. Doch der Preis der miesesten Berichterstattung geht eindeutig an RTL. Sorry Leute, bleibt bei eurem Skispringen und Formel1-Zirkus, Fußball im Weltformat ist nicht wirklich euer Ding gewesen. Die Kommentatoren waren der Abschuss, die Sportwettenwerbung penetrant und der Fußballexperte Rudi Völler ging bei dem ganzen Tohuwabohu völlig unter. In 4 Jahren bitte nicht noch einmal!
Fußball
Spielerisch einer der mäßigsten WMs. Taktische Liebhaber - wenn es sie tatsächlich gibt - dürften laut einiger Kommentatoren ja voll auf ihre Kosten gekommen sein. Die unterhaltsamsten und leidenschaftlichsten Mannschaften sind ja spätestens mit unserer Nationalmannschaft vorab ausgeschieden. Besonders Frankreich hat sich bis ins Finale gewurschtelt - okay ein gutes Spiel gegen Angola hatten sie ja schon. Das beste Spiel für mich war Argentinien gegen Elfenbeinküste und natürlich vom Spannungsgrad her Deutschland gegen Argentinien. Die enttäuschendsten Mannschaften waren für mich Brasilien, England, Niederlande und Spanien. Letztere hauptsächlich aus dem Grund, dass sie ihre spielerische Bilanz nach der Vorrunde gegen schlotternde Knie eingetauscht haben. Das schlechteste Spiel war wohl Ukraine gegen die Schweiz, bin da aber zum Glück irgendwann eingeschlafen. Auch das zuvor hochgejubelte Argentinien gegen Holland war schier unerträglich. Insgesamt überwiegten die eher langweiligen Spiele, es gab auch nur wenige Sensationen bei dieser WM. Ghana war da noch die größte Überraschung. Und was ist mit dem Weltmeister? Nun, ich bin ja ehrlich gesagt froh, dass wir gegen den neuen Weltmeister ausgeschieden sind. Alles andere hätte ich mir nicht erklären können. Italiens Trainer dürfte den Löwenanteil am Weltmeistertitel tragen, er führte Italien dank seiner taktischer Finessen zum Titel. Auch die italienische Abwehr sollte lobend erwähnt werden, die Betonmischmaschine war wieder bestens am laufen. Glückwunsch an Italien und ich hoffe sie wollten den Titel nicht nur zur Übertünchung ihrer Fußballskandale im eigenen Land. Der Vize? Da brauchen wir wohl nicht mehr drüber reden. Ihr Abgang spricht Bände! Unmöglich auch die französischen Fans im Stadion während des Endspiels - oder hatten die tatsächlich Zidanes Ausraster nicht gesehen?
Deutsche Nationalmannschaft
Unser großer Fußballphilosoph hatte Recht: Ordem et Progresso, das stand ganz oben auf der deutschen Fußball-Agenda. Disziplin, Leidenschaft, Bescheidenheit, Kampfeswille, Einsatz aber auch Laufbereitschaft und technisches Können zeichneten das deutsche Team bei dieser Weltmeisterschaft aus. Und vor allem ein Stück Mut zu neuem, Progresso eben. Wir haben einen Teamchef, den wir gar nicht mehr abgeben wollen, eine Mannschaft die noch viel mehr zeigen kann bzw. wird und Fans, die sich endlich mal locker gemacht haben und ihre bisherige Verkrampftheit in globale Feierstimmung auflösen konnte. Überhaupt die Fans. Sie haben dieses Event erst so großartig gemacht, sie haben dieses Euphoriegefühl erzeugt, dass uns auch noch für die kommenden Jahre immer ein Stück begleiten sollte. Immer wenn wir meinen, wir müssten wieder in Selbstmitleid oder Meckerei zerfließen, dann sollten wir in unsere Tasche greifen und sie wieder rausholen: Unsere Freude und Begeisterung
wm blogger, die besten bloggers der welt
Organisation
Es war eine nahezu perfekte WM aus organisatorischer Sicht. Hohe Sicherheit mit einhergehender Gastfreundlichkeit, perfektes Wetter und reibungslose Organisation ließen die zuvor geäußerten Kritikpunkte an dem WM-OK verblassen. Vielleicht hat das Gemoser und Gemecker ja dazu verholfen, diese WM so problemlos ablaufen zu lassen, aber vor allem auch für die Zukunft zu lernen. Weniger Kommerz und Vorabbrimborium wären da vielleicht hilfreich.
Berichterstattung
Was die direkte Übertragung und Kommentierung der Spiele betrifft liegt das ZDF bei mir eindeutig nach Punkten vorne. Kerner ist zwar nicht unbedingt mein Liebling, aber in der Rolle als Vorberichtsmoderator war er erträglich, nicht auszumalen wie es gewesen wäre, hätte er die Spiele selbst kommentiert. Auch die Expertenrunde war dank Jürgen Klopp hervorragend besetzt. Frische, knackige, humorvolle und fachliche Auseinandersetzung mit den Spielen war mehr als vorhanden. Die Spielreporter waren wirklich noch am erträglichsten, zwar wurde auch hier der eine oder andere Bock geschossen, aber das lege ich getrost unter Massenkompatibilität ab. Manchen gefallen eben Sprüche, die mich zum Aufruhr bringen. Und schon sind wir bei Beckmann. Dieser ist nicht nur in Frankreich und Zinedine Zidane verliebt, nein, in erster Linie ist er in seine eigene Ausdrucksweise verknallt. Seine sich ständig wiederholenden Phrasen beim gestrigen Endspiel haben mich wesentlich mehr in Aufregung versetzt als Zidanes Kopfkick. Beckmanns fußballerische Pseudo-Intellektualität und der Drang aus Fußball eine Vernissage machen zu wollen, sind nicht nur unpassend sondern schlichtweg einfach nervig. Insgesamt empfand ich die Berichterstattung der ARD als extrem steif. Die Netzer-Zwillinge sind abgenetzert und wirken mittlerweile einfach nur noch künstlich. Was früher einmal zu Recht erfrischend und spleenig war, ist zu einem journalistischen Laientheater ohne jegliche Substanz verkommen. Es fehlten nicht nur Authenzität sondern auch Humor, Timing und fußballerischer Sachverstand. Bitte das Konzept überdenken, denn mittlerweile hat jeder mitbekommen dass sich die Netzer-Zwillinge außerhalb ihrer Kamerazone innig liebkosen. Doch der Preis der miesesten Berichterstattung geht eindeutig an RTL. Sorry Leute, bleibt bei eurem Skispringen und Formel1-Zirkus, Fußball im Weltformat ist nicht wirklich euer Ding gewesen. Die Kommentatoren waren der Abschuss, die Sportwettenwerbung penetrant und der Fußballexperte Rudi Völler ging bei dem ganzen Tohuwabohu völlig unter. In 4 Jahren bitte nicht noch einmal!
Fußball
Spielerisch einer der mäßigsten WMs. Taktische Liebhaber - wenn es sie tatsächlich gibt - dürften laut einiger Kommentatoren ja voll auf ihre Kosten gekommen sein. Die unterhaltsamsten und leidenschaftlichsten Mannschaften sind ja spätestens mit unserer Nationalmannschaft vorab ausgeschieden. Besonders Frankreich hat sich bis ins Finale gewurschtelt - okay ein gutes Spiel gegen Angola hatten sie ja schon. Das beste Spiel für mich war Argentinien gegen Elfenbeinküste und natürlich vom Spannungsgrad her Deutschland gegen Argentinien. Die enttäuschendsten Mannschaften waren für mich Brasilien, England, Niederlande und Spanien. Letztere hauptsächlich aus dem Grund, dass sie ihre spielerische Bilanz nach der Vorrunde gegen schlotternde Knie eingetauscht haben. Das schlechteste Spiel war wohl Ukraine gegen die Schweiz, bin da aber zum Glück irgendwann eingeschlafen. Auch das zuvor hochgejubelte Argentinien gegen Holland war schier unerträglich. Insgesamt überwiegten die eher langweiligen Spiele, es gab auch nur wenige Sensationen bei dieser WM. Ghana war da noch die größte Überraschung. Und was ist mit dem Weltmeister? Nun, ich bin ja ehrlich gesagt froh, dass wir gegen den neuen Weltmeister ausgeschieden sind. Alles andere hätte ich mir nicht erklären können. Italiens Trainer dürfte den Löwenanteil am Weltmeistertitel tragen, er führte Italien dank seiner taktischer Finessen zum Titel. Auch die italienische Abwehr sollte lobend erwähnt werden, die Betonmischmaschine war wieder bestens am laufen. Glückwunsch an Italien und ich hoffe sie wollten den Titel nicht nur zur Übertünchung ihrer Fußballskandale im eigenen Land. Der Vize? Da brauchen wir wohl nicht mehr drüber reden. Ihr Abgang spricht Bände! Unmöglich auch die französischen Fans im Stadion während des Endspiels - oder hatten die tatsächlich Zidanes Ausraster nicht gesehen?
Deutsche Nationalmannschaft
Unser großer Fußballphilosoph hatte Recht: Ordem et Progresso, das stand ganz oben auf der deutschen Fußball-Agenda. Disziplin, Leidenschaft, Bescheidenheit, Kampfeswille, Einsatz aber auch Laufbereitschaft und technisches Können zeichneten das deutsche Team bei dieser Weltmeisterschaft aus. Und vor allem ein Stück Mut zu neuem, Progresso eben. Wir haben einen Teamchef, den wir gar nicht mehr abgeben wollen, eine Mannschaft die noch viel mehr zeigen kann bzw. wird und Fans, die sich endlich mal locker gemacht haben und ihre bisherige Verkrampftheit in globale Feierstimmung auflösen konnte. Überhaupt die Fans. Sie haben dieses Event erst so großartig gemacht, sie haben dieses Euphoriegefühl erzeugt, dass uns auch noch für die kommenden Jahre immer ein Stück begleiten sollte. Immer wenn wir meinen, wir müssten wieder in Selbstmitleid oder Meckerei zerfließen, dann sollten wir in unsere Tasche greifen und sie wieder rausholen: Unsere Freude und Begeisterung
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Zuletzt geändert von Carl-Cox am 11.07.06 @ 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
ICH FRÖHNE DEM SAUGLATTISMUS
Re: WM Fazit
komalino hat geschrieben:
Was-eine WM hat stattgefunden? Hab ich da etwas verpasst.
nei, am 19te gahts wieder los!
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