Beitragvon billy » 29.03.06 @ 10:04
Un noch was aus dem Tagi:
Wenn sich GC auf den FCZ freut
Nach vielen schwachen Auftritten sieht Trainer Krassimir Balakov seine Mannschaft für das heutige Heimspiel gegen den Stadtrivalen bereit.
Von Ueli Kägi, Niederhasli
Auf dem Kunstrasen haben sich Wasserlachen gebildet wie kleine Biotope. Was fehlt, sind nur Molche und Frösche, die aus dem nahe gelegenen Neeracher Riedt hinüberspazieren könnten. Auf dem GCCampus in Niederhasli liegen die fünf Fussballplätze menschenleer im Dauerregen. Es ist früher Dienstagnachmittag, die erste Mannschaft beginnt um 15.30 Uhr mit ihrem Abschlusstraining. Heute Mittwoch ist Zeit für das 203. Derby.
Im ersten Stock des Hauptgebäudes steht Krassimir Balakov, mit Nadelstreifen schmuck gemacht. Sieben Spiele, ein Sieg, drei Niederlagen, drei Unentschieden lautet seine Trainerbilanz. Am Sonntag hat GC im Heimspiel gegen den vormaligen Tabellenletzten FC Schaffhausen eine Reihe bester Chancen ausgelassen und 0: 1 verloren. Solche Resultate kratzen am Selbstverständnis eines Jungtrainers – meistens. Balakov, der heute Mittwoch 40- jährig wird, versprüht weiterhin Selbstvertrauen. « Wenn ich Druck spüren würde, könnte ich nicht in diesem Geschäft arbeiten » , sagt er. Klar sei eine Unzufriedenheit da, weil der Erfolg bislang ausblieb. « Aber ich habe immer gesagt: Die aktuelle Realität von GC sieht anders aus als die Erwartung, die der Klub durch seine Erfolge in der Vergangenheit entwickelt hat. »
Es fehlen Persönlichkeiten
Der Bulgare hat in den sieben Partien die Probleme seiner Grasshoppers sortiert. Was ihm vor allem fehlt sind Persönlichkeiten. Er hat das System deshalb wiederholt verändert und auch am Gegner ausgerichtet, weil er zur Überzeugung gelangt ist, dass die Qualitäten seiner Spieler keine fixe Ausrichtung zulassen. Das hat für ihn nicht grundsätzlich mit der Klasse zu tun. Aber: « Wir haben keinen Ricardo Cabanas, der die Mannschaft auf dem Rasen führt. » Von Captain Stepanovs und den Spielerrat- Mitgliedern Coltorti, Muff und Mitreski erwartet er Leaderqualitäten. Zeit zur Entwicklung will er ihnen bis zum Sommer geben. Offensichtlich ist, dass der Trainer sein Kader nach dieser Saison wesentlich korrigieren will – « gezielte Veränderungen » nennt er das, « um nicht mehr in eine solch unsichere Lage wie jetzt hineinzurutschen » . Und nun sagt er doch: « Das möchte ich nicht mehr erleben. » Die Mischung der Mannschaft gefällt ihm nicht. Balakov fehlen die qualitativ hochwertigen Routiniers. Dafür sieht er verschiedene Positionen überbesetzt, ohne konkret zu werden. Von aussen betrachtet steht das Kader nicht in Harmonie zur neuen Klubphilosophie. GC hat zu viele Spieler in fortgeschrittenem Alter und von durchschnittlicher Qualität wie Chihab oder Rogerio oder Denicola.
Vielleicht kommt für das aktuelle GC der starke FCZ gerade Recht. Balakov behauptet zwar, dass sein Team jüngst einen Schritt nach vorne getan habe. Diese Erkenntnis liest er aus den Torchancen, die sich GC am Sonntag erspielte. « Die Mannschaft kommt immer besser mit meiner Philosophie zurecht, kreativ zu sein. » Torchancen gegen Schaffhausen aber sind kein Leistungsausweis.
Lieber der FCZ als Schaffhausen
Den Grasshoppers bietet sich heute die Chance, den zweifelhaften Eindruck der letzten Wochen zu widerlegen und ihre Qualitäten auszuspielen. Erst einmal, beim 1: 2 in Basel, haben sie gut gespielt. Dass er den FCZ am Sprung auf Rang 1 hindern kann, interessiert Balakov nicht. Die drei Punkte interessieren ihn, nicht die Rivalität. Er sieht die Mannschaft « moralisch und psychisch in guter Verfassung » und freut sich auf sein erstes Derby, « weil ein Derby immer etwas Besonderes, etwas Emotionales ist » . Und weil er auch der Meinung ist, dass GC nichts zu verlieren habe, der FCZ Favorit sei. « Für den Kopf meiner Spieler » , sagt er, « ist diese Situation einfacher. Mir ist der FCZ lieber als Schaffhausen. »