Beitragvon Kobayashi » 08.11.05 @ 8:17
nzz.ch: Wort zum Sport: FC Zickzack (nur den fussballrelevanten Teil kopiert)
Es war auch schon einfacher, in der Zürcher Sportszene den Durchblick zu wahren. Denn im herbstlichen Grau verschwimmen die Stärkeverhältnisse und Hierarchien zu konturlosen Gebilden: Die Grasshoppers machen zuerst den FC Winterthur glücklich, fallen dann gegen einen bulgarischen Provinzklub, dessen Namen an einen Sekundenkleber erinnert, auf die Nase und erweisen sich dank der Kopfballstärke ihres kleinsten Spielers trotzdem als erster Verfolger der Übermacht aus Basel.
Auch vom FCZ wird eine Fortbewegungsart bevorzugt, die nicht einmal Tom Lüthi rechtzeitig ins Ziel gebracht hätte: der Zickzackkurs - und das mit horrender Intensität. Gegen Xamax liegen zwischen dem Totalschaden (0:3) und der vollkommenen Glückseligkeit (5:3) 63 Minuten; acht Tage nach dem 6:1 in Thun. Die leidgeprüfte Letzigrund-Gemeinde reibt sich verwundert die Augen. Elf Tore in zwei Auswärtsspielen - mit einem Trainer, der unlängst schon vor Angst zu erstarren schien, wenn er einen zweiten Stürmer zum Aufwärmen schickte.
Apropos FCZ-Sturm. Dessen schnellstes Mitglied machte in der vergangenen Woche die Erfahrung, dass die Gesetzeshüter der Stadtpolizei resoluter zur Sache gehen als die Torhüter des Stadtklubs. Nach der Missachtung eines Stoppschilds fand sich Alhassane Keita plötzlich in Handschellen vor dem Letzigrund wieder. Das Presseecho überstieg die Bedeutung der Verfehlung bei weitem. Der dunkelhäutige Spieler rief: «Rassismus». Die Ordnungsinstanz - durch ihren farblosen Mediensprecher vertreten - liess ausrichten, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Keita muss mit einer Busse rechnen. Auf seine Arbeitsmoral drückt das aber nicht. Im Xamax-Strafraum fühlte er sich als freier Mann und erzielt sein neuntes Meisterschaftstor.
Suchtrupp Bruno Manser
Sektion Üetliberg Hell