Basel - Vor und nach dem Fussballspiel geben Schweizer Fanclubs auf ihren Homepages mächtig Gas. Neben Spielberichten bleibt viel Platz für Persönliches; zum Glück wenig für Rassistisches.
Für einen Fanclub ist die eigene Homepage Ehrensache. Ein Überblick über die Fanclub Homepages in der Schweiz zeigt auf, wie verschieden der Fussball in der Schweiz gelebt wird.
In stundenlanger Heimarbeit wird in allen Ecken der Schweiz an den Fanpages gemeisselt. In den zahlreichen Foren wird diskutiert und analysiert, was das Zeug hält. Die Individualität der Fansites fasziniert und die Liebe zum Detail verlangt Respekt.
Die Homepage der Luzerner Fans „You'll never walk alone“ überrascht. Da begrüsst uns eine junge Dame in aufreizender Pose. Die Abgebildete nimmt es mit Humor. Im Gästebuch erfahren wir, sie sei überrascht, es auf die erste Seite geschafft zu haben. Normalerweise verlange sie für solche Auftritte eine Gage, teilt sie im Gästebuch mit.
In Basel ist die Dichte der Homepages am grössten. Die Mitglieder der „Curva Birra“ erklären uns klar, was der Fussball neben und auf dem Feld für sie zu bieten hat: Auf dem Feld ist das ihr FCB und neben dem Feld ihr Bier, gemäss eigenen Angaben kann die Reihenfolge je nach Situation geändert werden.
Eine andere Botschaft vermitteln die Basler „Supporters“. Ein weisses Kreuz auf schwarzem Hintergrund begrüsst uns auf der Titelseite. Unten der Nachruf für die geliebten Stehplätze, welche ihrer Meinung nach durch Sicherheitsfanatiker in der Muttenzerkurve brutal aus dem Leben gerissen wurden.
Die Basler „Ravens“ versuchen nicht nur im Stadion mit ihren Gesängen gute Stimmung zu machen. Ihre Website mit aktuellen Spielplänen, Tabellen, einem Archiv und bis hin zum Fussballwetter überzeugt. Das Persönliche findet seinen Platz in einem mit Passwort geschützten Bereich.
Die Berner begrüssen uns selbstbewusst in Gelb-Schwarz. Eine Region – Eine Stadt – Ein Mythos – Eine Macht – BSC Young Boys. Der YB Fan erfreut sich an seinen Fotos vom Neufeld. Der Name des Fanclubs „vorSTADT Bern“ ist entstanden, weil viele Mitglieder aus den Vororten der Hauptstadt stammen. Im Forum konzentriert man sich auf Matchanalysen. Sprachforschern empfehlen wir zusätzlich die Rubrik „Berner Fluchwörter“ im Forum.
In der Ostschweiz ist die Seite der St.Galler „Greensupporters“ übersichtlich und natürlich in den Vereinsfarben gestaltet. Beim Besuch des Gästebuches fällt auf, wie überregional die Einträge verteilt sind. St.Galler Fans und Sympathisanten gibt es offenbar überall in der Schweiz und im angrenzenden Ausland.
Die „Blue Lions“ von GC: Ein Verein mit 32 Mitgliedern unterstützen ihren Klub zu jedem Zeitpunkt. Sie wollen mit Kritik leben, aber auf dumme und rechtsradikale Sprüche im Gästebuch gerne verzichten. Tatsächlich wird das auch in der Praxis so gehandhabt, Beschimpfungen und Aufruf zu Gewalt, wie zum Beispiel gegen Smiljanic, werden kurze Zeit später rigoros aus dem Gästebuch entfernt. Den Basler Gästen scheint es hingegen öfters sichtlich Spass zu machen, ihre Rivalen aus Zürich zu provozieren. Die Basler nennen GC eine Filiale. Die Antwort folgt postwendend: Mehr denken sollen sie und bitte auch beachten, dass sich die Geschichte im Fussball wie auch bei den Transfers wiederhole.
Bei den Fans von Servette Genf dominiert natürlich das neue Stadion. Die Freude und der Stolz kennt keine Grenzen. Für die nicht Romands ist die deutschsprachige Site der „Servette Fans“ erwähnenswert. Der ofizielle Fanclub besteht schon seit 15 Jahren und organisiert zu fast allen Spielen von Servette Carfahrten aus der deutschen Schweiz.
Ein junger Fussballfan teilte fussball.ch mit, dass seine Fan-Homepage für ihn mehr sei als nur eine Bilder- oder Linksammlung. Der Fussball und sein Fanclub sei für ihn das Leben. Während der Woche arbeite er immer auswärts, habe aber die Site seines Clubs den ganzen Tag geöffnet und wisse deshalb auch wer seine wahren Freunde seien. Das Fanforum lasse den Stress und die schlechte Stimmung im Büro zeitweise vergessen.
Die Befürchtung, dass die Sites auch von Hooligans missbraucht werden, ist bestimmt berechtigt, aber nicht grösser als bei Fanclubs anderer Sportarten. Die einzelnen Chaoten sind organisiert und kommunizieren direkt über SMS oder Email. Zu gross sei die Polizeipräsenz im Netz, vernimmt man hinter vorgehaltener Hand.
Manchmal entstehen gar überregionale Verbindungen und die einzelnen Klubs rücken für eine kurze Zeit als Schicksalsgemeinschaft etwas näher zusammen. Zum Beispiel dann, wenn alle gemeinsam gegen einen Schiedsrichter oder einen allfälligen neuen Spielmodus der Nationalliga wettern.
Bewertung:
Die besuchten Homepages wurden nach dem Layout und dem Informationsgehalt bewertet.
www.ravens.ch: Auf dieser professionellen Homepage findet sich nicht nur der Fussballfan gut zurecht. Sehr viele Informationen über den FCB: Fünf Punkte.
www.green-supporters.ch: Informative Site. Hält den Fan immer auf dem Laufenden. Vier Punkte.
www.ybfans.ch: Wenig Informationen, aber nützliche Links, die nicht nur für die Stadtberner interessant sind. Drei Punkte.
www.bluelions.ch: Geben klare Statements ab und wissen was sie wollen. Informationen sind weniger vorhanden. Zwei Punkte.
www.bernervorstadt.ch : Sympathischer und gepflegter Auftritt der Berner. Die Homepage ist übersichtlich gestaltet. Zwei Punkte.
www.ynwa.ch: Man(n) kennt sich. Ist man nicht gleicher Meinung wird auch mal vorgeschlagen, miteinander ein Bier zu trinken, um die ganze Sache persönlich auszudiskutieren. Einen Punkt.
www.curvabirra.ch: Bietet nicht viel für fremde Besucher. Die Fans dieses Klubs geniessen offensichtlich ihr Bier. Einen Punkt.
Warum wird denn da keine Fanpage von uns bewertet? Seltsame Sache!!!